Portugiesischer Ladesäulenhersteller i-charging plant Ladesäulen mit bis zu 600 kW

Mit i-charging hat sich ein neuer Anbieter von Ladeinfrastruktur aus Portugal vorgestellt. Das Unternehmen mit Sitz in Porto wurde 2019 gegründet und hat nun seine ersten Schnellladesäulen-Reihe Blueberry vorgestellt, die in drei Versionen auf den Markt kommen und Ladeleistungen von 50 bis 600 kW bieten soll. Einige technische Fragen sind jedoch noch offen.

Optisch auffälligstes Merkmal der Blueberry-Ladesäulen, die ausschließlich mit Gleichstrom angeboten werden, ist der hochkant verbaute und 32 Zoll große Touchscreen. Über den Bildschirm läuft nicht nur die gesamte Bedienung der Ladesäule, sondern auch ein weiteres Erlösmodell für den Charge Point Operator: Werbung. Das Display ist allerdings so groß, dass die (Bewegt-)Bild-Anzeigen auch nur im oberen Drittel ausgespielt werden können – der Großteil des Bildschirms bleibt für das User Interface des Ladevorgangs frei.

Die bei der Vorstellung ausschließlich mit schwarzem Gehäuse gezeigten Ladesäulen verfügen je nach Kundenwunsch über ein oder zwei Ladekabel – sowohl CCS- als auch CHAdeMO-Anschlüsse sind möglich. Die 4,7 Meter langen Kabel werden von einem eigens entwickelten Kabelmanagement geführt und sollen dem Kunden ein leichtgängiges und möglichst widerstandfreies Bewegen der Kabel ermöglichen, so das Unternehmen. Die Länge der Ladekabel wird all jene Fahrer eines Elektroautos erfreuen, bei deren Fahrzeugen der Ladeport nicht an einer der Ecken des Fahrzeugs verbaut ist – bei einem Audi e-tron oder Porsche Taycan kann das je nach Parkplatz und Ladesäule bekanntlich knapp werden.

Die zum Patent angemeldete „dynamicblue“-Technologie der Blueberry-Ladesäulen soll laut i-charging einen besonders modularen Aufbau des Ladesystems ermöglichen. Die Ladesäulen-Einheit selbst bleibt immer gleich, wird aber je nach Ladeleistung mit einem oder mehreren Power-Modulen kombiniert. Die 50-kW-Version kommt gänzlich ohne zusätzliches Modul aus. Von 100 bis 150 kW kommt ein Modul hinzu, von 200 bis 350 kW ein zweites und über 400 kW ein drittes Modul. Die 50-kW-Version wird schlicht Blueberry genannt, sobald eines der Power-Module hinzukommt, spricht das Unternehmen von Blueberry Plus.

Dennoch bleibt unklar, wie i-charging die angepriesenen Ladeleistungen von bis zu 600 kW erreichen will. In den veröffentlichten Datenblättern ist von maximal 1.000 Volt die Rede, die maximale Stromstärke wird mit 500 Ampere angegeben – was maximal 500 kW Leistungsabgabe ermöglicht. Inzwischen hat i-charging auf Nachfrage von electrive.net erklärt, wie die Leistungsangaben von 600 kW gemeint ist: Und zwar pro Ladesäule mit zwei Ladepunkten. „Wir haben die Leistung vom Strom abgekoppelt“, so CEO Pedro Moreira da Silva. „Ein System hat eine bestimmte Leistung, während jeder Ausgang einen bestimmten Maximalstrom hat.“ Ein 600-kW-System könne also 300+300 kW oder 350+250 kW liefern. Sobald ein Auto auf dem Markt ist, dass mit 1.000 Volt arbeitet, könne mit dem 500-A-Ladekabel an einem Anschluss mit 500 kW und am anderen mit 100 kW geladen werden.

Den Anfang soll ab Januar 2021 die 50-kW-Version mit maximal 125 Ampere machen, aber bereits mit voller Funktionalität des Bildschirms. Im Juli 2021 soll dann die Version mit maximal 200 kW folgen, hier werden aber noch ungekühlte Kabel mit maximal 250 Ampere verbaut. Auf Nachfrage heißt es, dass die 250 Ampere über den gesamten Ladevorgang genutzt werden können. „Seit kurzem ist ein 250A-CCS-Kabel auf dem Markt erhältlich“, so da Silva.

Im Januar 2022 soll dann erst die 600-kW-Version der Blueberry Plus folgen – aber eben mit den erwähnten flüssigkeitsgekühlten 500-Ampere-Kabeln. Ebenfalls im Januar 2022 soll dann eine Blueberry Cluster genannte Anlage verfügbar sein, die dann mit einem Paket von Power-Modulen gekoppelt bis zu vier Ladepunkte bietet – jedoch nicht an den großen Ladesäulen mit bis zu zwei Ladepunkten, sondern an vier kleineren Säulen, die jeweils über einen Ladepunkt verfügen – Lastmanagement inklusive. Zudem sei das sequentielle als auch das gleichzeitige Laden möglich. Damit sollen größere Ladeparks einfacher und günstiger realisiert werden können.

„Diese neue Reihe von Schnellladegeräten ist im aktuellen Marktangebot disruptiv und deckt alle leichten und schweren Fahrzeugsegmente ab“, sagt i-charging-CEO Pedro Moreira da Silva. „Für uns ist es ein Grund für großen Stolz, mit nur einem Jahr Existenz in der Lage zu sein, diese differenzierende Lösung in einem Markt zu präsentieren, der sich ständig weiterentwickelt.“

Für den europäischen Markt strebt i-charging noch in diesem Jahr die Zertifikation seiner Blueberry-Lader an, im kommenden Jahr soll die Lösung auch in den USA angeboten werden.
i-charging.pt

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