Norwegen: E-Flugzeuge sollen 2026 für Widerøe abheben

Der Triebwerkshersteller Rolls-Royce und Flugzeugkonstrukteur Tecnam haben sich mit der norwegischen Regionalfluggesellschaft Widerøe zusammen geschlossen, um bis 2026 ein rein elektrisches Passagierflugzeug zum Einsatz zu bringen. Das E-Flugzeug namens P-Volt wird neun Personen Platz bieten.

Das Projekt baut sowohl auf einem 2019 angeschobenen Forschungsprogramm zwischen Rolls-Royce und Widerøe zur nachhaltigen Luftfahrt auf als auch auf einer bestehenden Partnerschaft zwischen Rolls-Royce und Tecnam zum Antriebsbau des vollelektrischen P-Volt. Die Arbeitsteilung soll sich wie folgt gestalten: Rolls-Royce werde sein Know-how im Bereich Antriebssysteme einbringen, Italiens Tecnam die Konstruktion, Fertigung und Zertifizierung des Flugzeugs übernehmen und Widerøe habe die Aufgabe sicherzustellen, dass alle Kompetenzen und Anforderungen für die Inbetriebnahme im Jahr 2026 vorhanden sind, heißt es in einer Mitteilung von Rolls-Royce.

Widerøe ist eine auf Kurzstrecken spezialisierte Inlandsfluggesellschaft, die (vor der Pandemie) rund 400 Flüge pro Tag anbot und dabei ein Netzwerk von 44 Flughäfen nutzt. 74 Prozent der Flüge wiesen nach eigenen Angaben eine Distanz von weniger als 275 Kilometern auf. Die Flugdauer liegt im Extremfall nur bei sieben bis fünfzehn Minuten. Hintergrund ist, dass Norwegen aufgrund seiner Topografie mit vielen Bergen und Fjorden traditionell einen stark ausgeprägten Regionalflugverkehr hat.

Zurzeit setzt Widerøe für die sehr kurzen Distanzen auf eine Flotte von Dash-8-Propellerflugzeugen, will aber so bald wie möglich auf Batteriebetrieb umsteigen. „Norwegens ausgedehntes Netzwerk von Flughäfen ist ideal für emissionsfreie Technologien“, bekräftigt Stein Nilsen, Geschäftsführer von Widerøe. „Dieses Flugzeug zeigt, wie schnell neue Technologien entwickelt werden können und werden, und dass wir auf dem richtigen Weg sind mit unserem Ziel, um 2025 mit null Emissionen zu fliegen.“

Sigurd Øvrebø von Rolls-Royce Norwegen bezeichnet die Kooperation als wichtigen Katalysator für die Technologie sei: „Mit dieser Entwicklung positionieren wir Norwegen und Widerøe ganz vorne in der Warteschlange für emissionsfreie Flugzeuge.“ Die P-Volt-Maschine basiert auf einem elfsitzigen Tecnam P2012 Traveller, weitere Daten nennt das Trio bis dato nicht.

Rolls-Royce und Tecnam arbeiten parallel an der Modifizierung der Tecnam P2010, in die im Rahmen des H3PS1-Projekts das „erste parallele hybrid-elektrische Antriebssystem in der Allgemeinen Luftfahrt“ integriert werden soll. Das System kombiniert unter anderem einen Rotax-Verbrennungsmotor mit einem E-Motor von Rolls-Royce.

Norwegen schwingt sich unterdessen zunehmend zum Pionier der elektrischen Luftfahrt auf. Avinor, Betreiber der norwegischen Flughäfen, hatte 2018 das Ziel formuliert, bis zum Jahr 2040 alle Kurzstreckenflüge, die bis zu 1,5 Stunden dauern, rein elektrisch zu absolvieren. 2019 wurde außerdem ein nordeuropäisches Konsortium namens Nordic Network for Electric Aviation (NEA) gegründet – mit dem Ziel, die Entwicklung der elektrischen Luftfahrt voranzutreiben.
forbes.com, rolls-royce.com, wideroe.no (auf Norwegisch)

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