Drängt neue EU-Vorschrift Plug-in-Hybride aus dem Markt?

Plug-in-Hybride könnten laut einem Medienbericht schneller vom Markt verschwinden als von vielen Autobauern derzeit vorhergesagt. Hintergrund sind nicht etwa Abgasnormen oder Klimagesetze, sondern neue EU-Vorschriften zu umweltfreundlichen Investments („Green Finance“).

Der Nachrichtenagentur Reuters liegt der Entwurf der „Green Finance“-Regelung vor, die laut dem Bericht Ende 2021 in Kraft treten soll. In der Regelung wird der Rahmen definiert, welche Investments als nachhaltig vermarktet werden – abhängig davon, wie groß ihr Beitrag zur CO2-Einsparung ist. Ziel ist es, „Greenwashing“ zu vermeiden, bei dem Unternehmen sich als umweltfreundlicher präsentieren, als sie eigentlich sind.

Der Kernpunkt: Dem Entwurf zufolge dürfe die Autobranche ab 2026 nur noch die Autos als grün zählen, die gar kein CO2 mehr ausstoßen. Dies könnte Investoren abschrecken. Die „Brückentechnologie“, wie sie von vielen Autobauern als Zwischenschritt zur klimaschonenden Mobilität bezeichnet wird, könnte dann deutlich kürzer im Einsatz sein als bisher geplant.

Zu der Möglichkeit, dass Plug-in-Hybride ab 2026 nicht mehr „grün“ sind, könnten demnach noch weitere Vorschriften für die Emission von Schadstoffen wie Stickoxiden kommen, mit welchen Plug-in-Hybride wohl nicht direkt verboten werden, die Produktionskosten wegen aufwändigerer Technologien in der Abgasnachbehandlung aber steigen könnten. Die bisherigen Regelungen der EU haben dazu geführt, dass Plug-in-Hybride auf dem Papier oft besser abschnitten als auf der Straße. Die Autobauer haben zwar immer noch mehrere Milliarden Euro in ihre Entwicklung investiert, die PHEV schienen aber der schnellere und günstigere Weg zur CO2-Reduktion als die Entwicklung vollelektrischer Autos.

Gegenüber Reuters gab ein Beamter der EU-Kommission an, dass die Politik „technologieneutral“ sei. Um das Gesamtziel der Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen, müssten zu diesem Zeitpunkt fast alle Autos emissionsfrei sein – der Bestand, nicht die Neuwagen. Zu den Regeln für umweltfreundliche Fahrzeuge wollte er sich aber nicht direkt äußern.

Die Industrie hält den Vorschlag aber nicht für „technologieneutral“. „Es ist verrückt, dies bis 2025 zu tun, weil man heute die Nachfrage effektiv tötet“, sagte Bentley-Chef Adrian Hallmark gegenüber Reuters. „Für die meisten Menschen ist ein Batterie-Elektroauto noch nicht praktikabel.“ Als Luxusmarke ist Bentley sicher nicht repräsentativ für den Gesamtmarkt, dennoch würden auch die Pläne der VW-Tochter beeinflusst: Der erste Elektro-Bentley soll 2025 auf den Markt kommen, ab 2030 soll die Marke rein elektrisch sein – bis dahin will Hallmark aber noch Plug-in-Hybride verkaufen.
reuters.com

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42 Kommentare

zu „Drängt neue EU-Vorschrift Plug-in-Hybride aus dem Markt?“
Djebasch
14.04.2021 um 09:48
Mhm komisch die Euronorm wird groß bekämpft aber hierzu scheint es kaum Artikel zu geben... Gut oder schlecht?!
Hans
10.09.2021 um 16:14
Standardtext, wenn man nicht dazu in der Lage ist, die eigene Meinung formgerecht zu verpacken...
EdgarW
14.04.2021 um 10:11
PHEV wurden durch massive, nicht gerechtfertigte Subventionen *in* den Markt gedrängt.Gerade dort, wo die Bentleys & Co dieser Welt eingesetzt werden, auf der Autobahn, (wo BEV der Aussage zufolge angeblich "noch nicht praktikabel" sind) haben PHEV *keine* positiven Klimaeffekte. Eine Technologie, die in dem Segment, um das es hier geht (Autobahn-Fernverkehr), keine Vorteile beim CO2-Ausstoß haben, aber bei der Herstellung deutlich mehr Ressourcen verschlingen (Verbrenner-Antriebsstrang PLUS Elektro-Antriebsstrang PLUS Kopplungs-Technologie), als Diesel-Kfz für die Hochgeschwindigkeits-Langstrecke (ohnehin ein nur-deutsches Problem), ist, "technologieneutral" betrachtet oder nicht, eine untaugliche Technologie mit insgesamt negativen Umwelt-Effekten auch gegenüber reinen Dieseln und darf auf keinen Fall subventioniert werden. Es ist eine Blend-Technologie, deren Subventionierung ausschließlich auf Grund der Initiative der Hersteller dieser Limosuinen entstanden ist.Dies zu korrigieren, ist kein "Herausdrängen", sondern lediglich eine Wiederherstellung des vorherigen Stands - und eine Klarstellung, dass die klimafreundliche Technologie hier eindeutig eine andere ist.Anmerkung: Ich schreibe hier nicht bezüglich sinnvoll genutzter PHEV mit hohem Elektro-Nutzungs-Anteil im hauptsächlichen Kurzstrecken- und kürzerem Mittelstrecken-Verkehr, deren Subventionierung unter Kontrolle der tatsächlichen Nutzung noch für kurze Zeit begrenzt Sinn ergeben könnte.
Stefan Scherer
18.04.2021 um 08:03
100% Zustimmung!
Fritz Ays
18.04.2021 um 00:34
Da bin ich komplett anderer Meinung. Wir nutzen unseren Hybrid mit elektrischer Fahrweise im Kurzstreckenverkehr. Hier bringt er deutliche Vorteile gegenüber einem reinen Verbrenner, weil er die verbrauchs- und emissionsintensiven Kaltstartbetriebspunkte vermeidet. Die Fahrzeugmasse des Hybridfahrzeugs ist deutlich geringer als die eines reinen E-Autos mit einer 80 bis 90 kWh Batterie. Beim deutschen Strommix sind gerade diese großen Batterien unter Umweltaspekten der falsche Ansatz. Für Urlaubsfahrten oder wenn spontan eine längere Strecke gefahren werden muss, hat man den Vorteil der deutlich höheren Reichweite sowie der viel rascheren und sichern Energieaufnahme durch tanken. Für die meisten Anwendungsfälle ist der Hybrid die optimale Lösung. E-Autos sind prädestiniert für die Kurzstrecke mit einem sinnvollen Aktionsradius von maximal 150km, dies vermeidet die unnötige großen Batteriekapazitäten, damit den hohen CO2 Foodprint bei der Herstellung und die Ausbeutung von Rohstoffen. Das Laden sollte überwiegend an den heimischen Wallboxen erfolgen, deren Verbreitung auch in Tiefgaragen und bei Mietshäusern forciert werden muss. Auf den energieintensiven Ausbau von tausenden Ladestationen entlang an Autobahnen und Bundesstraßen kann verzichtet werden.
Bernhard Reichensperger
16.04.2021 um 15:28
Muss man nicht so sehen, der Vorteil umwelttechnisch eines PHEV ist leider je nach Herstellerkonzept sehr different. Ebenso bewirkt die mögliche Bremsenergierückgewinnung je nach Nutzungsproviel relativ wenig. Aber deshalb ist das Konzept nicht schlecht nur weil es in der Umsetzung vom Umweltgedanken abweichende Prioritäten hat. Vorteil zum reinen Stomer ist mit deutlich kleinerem Akku auszukommen und dennoch in allen Fahrzyklen in denen ein Verbrenner sehr schlecht abschneidet rein elektrisch fahren zu können und das ohne Reichweitenprobleme. Sehr effizienz wird bei z. B. bei Langstrecken der Akku mit dem fahrzeugeigenen Generator geladen ohne zusätzlichen Energieensatz. Das Fahrzeug erledigt dabei dennoch jede Ortsdurchfahrt ohne Einsatz des Verbrenners. Kurzstrecken hingegen benötigen ein konsequentes Laden des Akkus am eigenen Netz. Dies ist leider für viele Laternenparker keine Option denn die Fahrt zu einem öffentlichen Ladepunkt ist Aufgrund der zu geringen Speichermenge nicht realisierbar. Die Lademöglichkeit zu Hause aber hebt den PHEV bei den tgl. Kurzstreckennutzungen auf den Level eines reinen Stromes. Mit allen Vor.- und Nachteilen aber eben umwelttechnisch gleichwertig emmisionsfrei. Dazu kommt und das ist ein nicht zu verachtender Vorteil das sehr materialschonend gefahren wird, positiver Effekt im Gegensatz zum Verbrennermotor welcher im Stop und Go exorbitanten Spitzen erleidet ist viel weniger Verschleiß und Bremsabrieb. Das bedeutet auch deutlich weniger Feinstaub. Des Weiteren ist der im PHEV eingesetzte Verbrennermotor umwelttechnisch effizienter ausgelegt da geringere Leistungdabgabe in schwierigen Drehzahlbereichen durch die Elektromotoren unterstützt wird.
Dieter Raschke
15.04.2021 um 09:19
Ich habe meinen PHEV (Prius Plug-in) vor 4 Jahren zu den damals noch moderaten Subventionen gekauft - und ich hä