Brandenburg: Regionales H2-Ökosystem für Zugverkehr

Die Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) will ab Dezember 2024 sechs Wasserstoff-Züge auf der Regionalbahnlinie RB27 einsetzen. In einem Verbundvorhaben in den brandenburgischen Landkreisen Barnim und Oberhavel wird in diesem Kontext die Erzeugung und Nutzung von grünem Wasserstoff forciert.

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Der Startschuss zum Aufbau dieser regionalen Wasserstoffinfrastruktur ist diese Woche im Beisein von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer am Bahnhof Basdorf gefallen. Das auf 100 Millionen Euro geschätzte Verbundprojekt mit dem Titel „Einsatz von Wasserstoff-Brennstoffzellenantrieben im Nahverkehr des Landkreises Barnim“ wird im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff-und Brennstoffzellentechnologie zu einem Viertel – mit insgesamt rund 25 Millionen Euro – gefördert. Die Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) erhält für die Beschaffung der sechs H2-Züge aus diesem Fördertopf rund 9 Millionen Euro.

Zu den weiteren Verbundpartnern gehören der Energieerzeuger Enertrag und die Kreiswerke Barnim. Enertrag wird den für die Betankung benötigten Wasserstoff zu 100 Prozent aus regenerativ erzeugtem Strom produzieren und baut vor diesem Hintergrund ein eigenes Wasserstoffwerk auf. Die Kreiswerke Barnim sind für die Errichtung einer Wasserstoff-Zugtankstelle verantwortlich. Das BMVI unterstützt die Bauvorhaben mit rund 13 Millionen Euro (Enertrag) bzw. 2,5 Millionen Euro (Kreiswerke Barnim).

„Wir wollen unsere Region mit Wasserstoff aus Windkraft versorgen. Er ist der billigste erneuerbare Treibstoff“, präzisiert Vorstandsvorsitzender Jörg Müller die Ambitionen der Enertrag. „Unser Hybridkraftwerk zeigt seit zehn Jahren, dass die Elektrolyse erneuerbare Energie problemlos speicherbar macht. (…) Mit der Bahn durch Brandenburg zu fahren macht sicher doppelt so viel Freude, wenn der Treibstoff aus hiesigen Windmühlen stammt.“

Mit den sechs neuen H2-Zügen ab 2024 wollen die Verbundpartner übrigens die historische Stammstrecke der Heidekrautbahn reaktivieren, die das Umland mit der Metropole Berlin verbindet. Detlef Bröcker, Vorstand der Niederbarnimer Eisenbahn, äußert sich dazu wie folgt: „Die Wasserstoffzüge steigern die Attraktivität des Schienenpersonennahverkehrs für Berufsverkehr und Tourismus und unterstützen den Ausbau einer umweltfreundlichen, grünen Mobilität in der Region. Durch die parallel erfolgende Reaktivierung der Stammstrecke der Heidekrautbahn entstehen zusätzliche, herausragende Synergien, die für den Klimaschutz und zur Förderung eines nachhaltigen Schienenpersonennahverkehrs für die Region nördlich von Berlin genutzt werden können.“

Die Niederbarnimer Eisenbahn, Enertrag und die Kreiswerke Barnim arbeiten bereits seit 2017 als Verbundpartner an dem Ziel, den Stromertrag aus den erneuerbaren Energieanlagen der Region direkt zu nutzen. Mit Übergabe des Fördermittelbescheids will das Trio nun in die Detailplanung für die Fahrzeuge, die Wasserstofferzeugungs- und Infrastrukturanlagen einsteigen sowie die erforderlichen Genehmigungsverfahren einleiten. Erklärtes Ziel ist der Einsatz erster H2-Züge zum Fahrplanwechsel am 15. Dezember 2024. Als Forschungspartner sind die BTU Cottbus-Senftenberg und das Deutsche Zentrum für Luft-und Raumfahrt mit an Bord.

Rückenwind kommt dabei aus dem Verkehrsministerium nicht nur in Form von Förder-Millionen, sondern auch in Form von politischen Weichenstellungen: Anfang März hatte das BMVI etwa publik gemacht, sein 2019 aufgelegtes Elektrifizierungsprogramm für die Schiene fortentwickelt zu haben. Es enthält nun alle Maßnahmen, mit denen das Ziel des Koalitionsvertrages, 70 Prozent des Schienennetzes mit Oberleitungen auszurüsten, erreicht werden soll. Gefördert werden sollen in diesem Zuge auch alternative Antriebe in Fahrzeugen und Zügen.

Demselben Ziel dient zudem eine kürzlich neue eingerichtete Förderrichtlinie des BMVI für Schienenfahrzeuge mit alternativem Antrieb. Hier betont das BMVI die Technologieoffenheit, da sowohl Batterien als auch Brennstoffzellen und im Güterverkehr auch die Umstellung auf CO2-freie synthetische Kraftstoffe gefördert werde.

Update 07.02.2022: Die Länder Berlin und Brandenburg sowie die Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) haben die Verhandlungen über den Forschungsvertrag für die Heidekrautbahn abgeschlossen. Als erster Schritt können nun die Betriebsvorbereitungen, insbesondere zum Aufbau der Wasserstoffinfrastruktur, sowie die Fahrzeugbeschaffung starten. Die Rede ist nun nicht mehr von sechs, sondern von sieben H2-Zügen.
now-gmbh.de, neb.de (inklusive Video der Förderbescheid-Übergabe), neb.de (Projekt-Webseite), now-gmbh.de (Update)

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