TMH: Ladesteuer-Modul erlaubt Eingriff von Netzbetreibern

The Mobility House setzt mit mehreren Netzbetreibern und Unternehmen erstmals Ladeinfrastruktur für Elektroautos als steuerbare Verbrauchseinrichtung nach §14a des deutschen Energiewirtschaftsgesetzes um. Das Prinzip: Bei Eingriff des Netzbetreibers wird die Leistung der Ladegeräte reduziert. Dies wird im Gegenzug preislich belohnt.

Kurz zur Einordnung vorneweg: Der §14a des deutschen Energiewirtschaftsgesetzes soll Themen wie die künftige Spitzenglättung oder dynamische Stromtarife für Verbraucher regeln. Zwischenzeitlich sollte durch die Novelle auch das Abregeln von Ladevorgängen durch die Netzbetreiber ermöglicht werden. Diese Passage kam aber nach vielstimmigem Protest nicht durchs Kabinett.

„Volatile erneuerbare Energien bringen es mit sich, dass Netzbetreiber entweder das Stromnetz kostenintensiv ausbauen oder durch Instrumente wie steuerbare Verbrauchseinrichtungen die Stromversorgung intelligenter organisieren müssen. Die Grundidee des §14a EnWG sollte sein, dass es für denjenigen günstiger wird, der sich netzdienlich verhält“, sagt Marcus Fendt, Geschäftsführer von The Mobility House (TMH).

Das passende Werkzeug dazu hält das Technologieunternehmen zusammen mit Partnern jetzt bereit. TMHs Lade- und Energiemanagementsystem ChargePilot erhält optional ein Zusatzmodul namens „Netzdienliches Laden“, das die intelligente Steuerung mehrerer Ladestationen durch den Netzbetreiber ermöglicht. Betreiber von Ladeinfrastruktur sollen angesichts der gewährten Eingriffe von verringerten Netznutzungsentgelten profitieren. TMH spricht von „um 60 bis 120 Euro pro Jahr und Ladepunkt“.

Technisch funktioniert der Ansatz wie folgt: Der ChargePilot verarbeitet die Steuersignale des Netzbetreibers über verschiedene Kommunikationsstandards wie OpenADR, IEC 60870-5-104 oder die bewährte Rundsteuer-Technologie. „Bei einem Eingriff des Netzbetreibers liest ChargePilot das Steuersignal aus, passt die Leistung der gesamten Ladeinfrastruktur innerhalb weniger Sekunden an und verteilt die reduzierte Leistung auf die einzelnen Ladepunkte“, veranschaulicht das Unternehmen.

Dabei werde die Energie phasengenau und intelligent verteilt, falls beispielsweise einzelne Autos priorisiert, schon vollgeladen oder Ladestationen ungenutzt sind. Außerdem werde die Stromzufuhr selbst bei einem kompletten Lastabwurf nicht schlagartig physikalisch unterbrochen, was Schäden am Fahrzeug oder der Infrastruktur vermeidet, heißt es weiter.

Nach einem Steuereingriff stellt ChargePilot automatisch sicher, dass die Leistung wieder erhöht wird bzw. unter Umständen unterbrochene Ladevorgänge wieder gestartet werden. Dies sei bei einer herkömmlichen Umsetzung ohne intelligentes Lademanagementsystem in der Regel nicht der Fall, teilt TMH mit. Und: „Gerade auch in der Schweiz wird die Steuermöglichkeit von Ladeinfrastruktur durch den Verteilnetzbetreiber mittels Steuerapparaten wie dem Rundsteuerempfänger immer relevanter. Die Praxis zeigt, dass sich nicht nur Netzanschlussnehmer, sondern auch Installateure immer öfter mit dieser Herausforderung konfrontiert sehen.“

The Mobility House sieht in dem Instrument einen Weg zur Ebnung einer stabilen Stromversorgung und der Energiewende ohne den vielfach befürchteten Verteilnetzausbau. Dabei entstünden Nutzern „keinerlei Unannehmlichkeiten, da Elektroautos meist deutlich länger mit einer Wallbox verbunden sind, als sie eigentlich zum Laden benötigen würden“. Und: Je größer die Ladeinfrastruktur, desto höher das Sparpotenzial: „Bei einer Flotte mit 20 Fahrzeugen (15.000 km pro Jahr und Fahrzeug) beträgt das Sparpotenzial je nach Netzbetreiber und Netzentgelten zwischen gut 1.200 und 2.400 Euro pro Jahr“, rechnet das Unternehmen vor.

Das Zusatztool ist bereits bei ersten Kunden installiert – unter anderem mit der Allgäuer Kraftwerke GmbH als Dienstleister für den Netzbetreiber AllgäuNetz GmbH & Co. KG bei Creaplan Metzler in Blaichach; und mit SWM Infrastruktur am Hauptsitz von The Mobility House in München. Das Beispiel Creaplan Metzler in Blaichach hatte Fendt bereits bei unserer jüngsten Online-Konferenz „electrive.net LIVE“ zur Netzintegration von Elektroautos aufgegriffen. Hier sein Vortrag in voller Länge:

„Für uns als Netzbetreiber ist dies ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung“, sagt Thomas Rohde von SWM Infrastruktur GmbH & Co. KG zur Kooperation mit The Mobility House. „Durch die Integration von steuerbarer Ladeinfrastruktur können wir das Netz weiter stabilisieren. Darüber hinaus können die angeschlossenen flexiblen Verbraucher Netznutzungsentgelte sparen. Und wir können die Netzentgelte für alle Netznutzer relativ stabil halten, weil wir das Netz nicht bis auf das letzte Kilowatt ausbauen müssen.“

Das Modul „Netzdienliches Laden“ für ChargePilot ist in Zusammenhang mit dem statischen oder dynamischen Lademanagement erhältlich und kann bei passenden technischen Voraussetzungen am Standort und nach Anmeldung beim Netzbetreiber durch den Kunden zugeschaltet werden.
mobilityhouse.com

0 Kommentare

zu „TMH: Ladesteuer-Modul erlaubt Eingriff von Netzbetreibern“

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Lesen Sie auch