Tschechien: Regierung und CEZ planen Batteriezellenwerk

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Die tschechische Regierung hat ein Memorandum mit dem mehrheitlich staatlichen Energieunternehmen CEZ zur Errichtung einer „Gigafactory“ im Land gebilligt, in der vor allem Batterien für E-Autos produziert werden sollen. Die Investitionen sollen sich auf umgerechnet rund zwei Milliarden Euro belaufen.

Gerüchteweise könnten auch der Volkswagen-Konzern bzw. dessen tschechische Tochter Skoda und LG an dem Projekt beteiligt werden. Das meldet unter anderem die Nachrichten-Website Seznam Zprávy. Offiziell ist dies nicht. Abwegig aber auch nicht: Industrie- und Handelsminister Karel Havlicek sagte gegenüber Reuters kürzlich, dass der Staat Gespräche mit zwei potenziellen Partnern führe – darunter Volkswagen – und dass man bereit sei, Anreize in Milliarden-Höhe zu offerieren, um mindestens eine Zellfertigung ins Land zu holen.

Offiziell bestätigt ist, dass die Regierung den Text des besagten Memorandums mit CEZ gebilligt hat, unterschrieben werden soll es im Laufe des heutigen Tages. Auf Twitter machte Havlicek publik, dass das Werk mit einer geschätzten Investition in Höhe von über 50 Milliarden Kronen (rund 1,94 Milliarden Euro) mindestens 2.300 Arbeitsplätze schaffen soll.

Die Nachrichtenagentur CTK präzisiert noch, dass CEZ laut dem Dokument bereit sei, sowohl als Investor in dem Projekt mitzuwirken als auch als Energie- und Lithiumlieferant. Weitere von Medien aufgegriffene Zitate aus dem Memorandum lesen sich wie folgt: Die Gigafactory sei ein „strategisches Projekt, das die Transformation sowohl der Energie- als auch der Automobilindustrie beschleunigen könnte“. Das Projekt schaffe „eine einzigartige Gelegenheit für die Transformation der strukturell benachteiligten Regionen in der Tschechischen Republik“. Fixiert wird in dem Papier ferner, dass die Zusammenarbeit in der Batterie-Lieferkette gestärkt werden solle, etwa mit Blick auf den inländischen Abbau von Lithium oder das Batterie-Recycling.

Tschechien verfügt über das größte Lithium-Vorkommen Europas. Im tschechischen Erzgebirge sollen rund drei Prozent der weltweiten Lithium-Reserven lagern. Allerdings ist das Lithium in einem körnigen Gestein enthalten, was den Abbau bisher nicht lukrativ gemacht hat. Das könnte sich aber mit der steigenden Nachfrage und ergo den steigenden Rohstoffpreisen ändern.

Die CEZ Group sieht in dem Lithium-Abbau jedenfalls ein Geschäft, ebenso wie in der Batteriezellfertigung im Allgemeinen. Der Energieversorger hat vergangenes Jahr bereits in das in Bratislava ansässige Unternehmen InoBat Auto investiert, das eine Zellfabrik in der Slowakei plant. Geplant ist zunächst eine 100-MWh-Produktionslinie in Voderady, ehe 2024 der Bau einer 10-GWh-Fabrik folgen soll.

Die CEZ Group besteht aus über 100 Einzelunternehmen und ist nach eigenen Angaben der größte Energieversorger Tschechiens. Das Konglomerat ist auch in weiteren Ländern in Mittel- und Osteuropa aktiv. Laut der Website des Unternehmens sind auch Projekte in Deutschland und Frankreich in der Entwicklung.

„Die Regierungen der Tschechischen Republik und der Slowakei haben eine Partnerschaft im Bereich Elektromobilität angekündigt, und dies ist eines der Projekte, die diese Initiative erfüllen“, sagte Pavel Cyrani, stellvertretender Vorsitzender der CEZ Group, vergangenes Jahr mit Blick auf die geplante Zellfabrik von InoBat Auto. Schon damals fügte Cyrani hinzu, dass in Tschechien eine weitere solche „Gigafactory“ entstehen könnte und zudem der Abbau von Lithium in Krušné Hory, also dem tschechischen Teil des Erzgebirges, denkbar sei. Das jetzige Memorandum wirft seine Schatten also schon lange voraus.

Sowohl die Slowakei als auch Tschechien verfügen über mehrere Auto-Werke und versuchen, mit dem Wandel zur Elektromobilität diese Werke und Arbeitsplätze zu erhalten.
euractiv.de, marketscreener.com, twitter.com

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