Mercedes-Pilot Nyck de Vries ist Formel-E-Weltmeister

In der ersten Saison als offizielle FIA-Weltmeisterschaft hat Mercedes-EQ-Fahrer Nyck de Vries den Titel gewonnen. Der Stuttgarter Hersteller wurde bei dem Finale in Berlin zudem Weltmeister in der Teamwertung. Die Zukunft des Mercedes-Werksteams ist aber wohl ungewiss.

Vor den Rennen am Final-Wochenende in Berlin hatte de Vries als Führender in der Meisterschaft die beste Ausgangsposition. Rechnerisch hatte mehr als die Hälfte des Fahrerfeldes noch Chancen auf die Weltmeisterschaft, praktisch konnten sich mehr als fünf Fahrer ernsthafte Hoffnungen machen, sich als erster Pilot überhaupt Weltmeister der Formel E nennen zu dürfen.

Das Samstags-Rennen auf der traditionellen Streckenführung des Formel-E-Kurses auf dem Vorfeld des Tempelhofer Flughafens war für de Vries allerdings nicht der erhoffte vorzeitige Meisterschafts-Gewinn. In einem umkämpften Rennen blieb der Niederländer ohne Punkte, während die Konkurrenten Edoardo Mortara (Rokit Venturi Racing) und Mitch Evans (Jaguar) als Zweit- und Drittplatzierter auf dem Podest standen und damit wichtige Punkte holten.

Der Rennsieg am Samstag ging an Ex-Champion und Audi-Werksfahrer Lucas di Grassi – mit weniger als zwei Zehntelsekunden Vorsprung auf Mortara. Für das Team Audi Sport Abt Schaeffler war es der 14. und letzte Sieg in der Formel E – die Ingolstädter ziehen sich bekanntlich werksseitig nach dieser Saison aus der Elektro-Rennserie zurück. Es war nach 2018 und 2019 bereits der dritte Sieg eines Audi-Fahrers in Berlin.

In das entscheidende Sonntags-Rennen auf dem umgekehrten Layout der Strecke ging zwar de Vries weiterhin als Führender in der Meisterschaft, wegen seiner Podiums-Platzierung am Samstag und seiner guten Startposition hatte Jaguar-Pilot Evans allerdings die besten Karten – aber nur bis zum Start: Wegen eines technischen Problems blieb Evans’ Jaguar auf der Start- und Zielgeraden stehen. Einige Fahrer konnten noch ausweichen, ausgerechnet Mit-Favorit Mortara jedoch nicht – nach einer heftigen Kollision schieden beide Fahrer aus. Das Rennen wurde kurzzeitig unterbrochen.

In der ersten Runde nach dem Neustart kam es erneut zu einem Meisterschafts-entscheidenden Zwischenfall: BMW-Pilot und London-Sieger Jake Dennis schied nach einem Kontakt mit der Mauer aus. Wenig später drückte Samstags-Sieger di Grassi den Vorjahres-Meister Felix Antonio da Costa im DS Techeetah in die Mauer. Für da Costa bedeutete der Unfall das Aus, für den Audi-Fahrer war die folgende Durchfahrtsstrafe das Ende der Meisterschafts-Hoffnungen.

In einem wiederum umkämpften Rennen holte Mortaras Teamkollege Norman Nato den Sieg vor Oliver Rowland im Nissan und Stoffel Vandoorne im Mercedes. Dessen Teamkollege de Vries kam als Achter ins Ziel und konnte somit als einziger der Top-Sieben in der Meisterschaftswertung punkten – und sich so mit 99 Punkten in 15 Rennen zum Weltmeister küren. Vor dem Final-Wochenende und den beiden Rennen in London lag die Vries in der Fahrerwertung nur auf Platz zehn – die beiden zweiten Plätze in London waren am Ende entscheidend, denn auch ohne die Punkte aus dem letzten Saisonrennen wäre der Niederländer an der Spitze geblieben. Zweiter wurde Mortara (92 Punkte) vor BMW-Fahrer Jake Dennis (91 Punkte). Es folgen Evans (90), Envision-Virgin-Pilot Robin Frijns (89), Jaguar-Fahrer Sam Bird (87) und Lucas di Grassi (87) – es war bis zum Schluss sehr eng.

Der dritte Platz von Teamkollege Vandoorne führte dazu, dass das Mercedes-EQ-Team auch in der Team-Wertung den Titel einfahren konnte. Mit den 23 Zählern aus dem letzten Rennen (inklusive der drei Zusatz-Punkte für die Pole Position von Vandoorne) konnte Mercedes noch das Jaguar-Team von der Spitze verdrängen. Die Briten konnten nach dem frühen Aus von Titel-Favorit Evans im Finalrennen nur sechs Punkte von Sam Bird verzeichnen – am Ende ging es 181 zu 177 Punkte zugunsten von Mercedes aus. Mit etwas Abstand folgte das DS-Team (166 Punkte), knapp vor dem Audi-Team (165 Punkte) und dem punktgleichen Audi-Kundenteam Envision Virgin. Das Team BMW i Andretti kam am Ende mit 157 Punkten auf Rang sechs.

Auf das Hoch nach dem doppelten Titelgewinn in Berlin könnte für das Mercedes-Team aber bald ein Tief folgen: Medienberichten zufolge soll das Team den Ausstieg nach der kommenden Saison beschlossen haben. Die Entscheidung, nicht mit der nächsten Fahrzeug-Generation an den Start zu gehen, soll demnach Mitte der Woche offiziell verkündet werden. Das Mercedes-Team hatte bislang keine Zusage für die Gen3-Rennwagen gegeben, die ab der übernächsten Saison eingesetzt werden sollen.

Damit würde das Mercedes-Team mit einem Jahr Verzögerung Audi und BMW folgen. Für die beiden Werksteam war das Sonntags-Rennen in Berlin das letzte Formel-E-Rennen, der Ausstieg war bereits lange angekündigt.
daimler.com (de Vries), fiaformulae.com (Samstags-Rennen), fiaformulae.com (Sonntags-Rennen), fiaformulae.com (Fahrer-Wertung), fiaformulae.com (Team-Wertung), e-formel.de (Mercedes-Gerüchte), bmwgroup.com (BMW-Abschied), audi-mediacenter.com (Audi-Abschied)

2 Kommentare

zu „Mercedes-Pilot Nyck de Vries ist Formel-E-Weltmeister“
eMobilitätsberatung-berlin K.D.Schmitz
17.08.2021 um 10:05
Es ist für mich schon sehr unverständlich das sich so viele Teams aus der Formula-E wieder verabschieden wollen. Langfristig brauchen wir keine Verbrenner-Rennserien.
Norbert Riedel
02.02.2022 um 09:31
Ich verstehe es auch nicht. Ein Grund für mich könnten die Fans sein. In der Formel 1 waren den Zuschauern die Hybridautos zuerst auch viel zu leise. Die Organisatoren sind nach eingeknickt - es geht ja um viel Geld - und haben die F1-Boliden wieder lauter gemacht. Vielleicht spielt das bei der Formel E auch eine Rolle.

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