Li-Cycle plant vierte Batterie-Recyclinganlage

Das kanadische Unternehmen Li-Cycle hat seine inzwischen vierte kommerzielle Recyclinganlage für Lithium-Ionen-Batterien angekündigt. Die neue Anlage in Tuscaloosa im US-Bundesstaat Alabama soll voraussichtlich Mitte 2022 den Betrieb aufnehmen. Ein wichtiger Lieferant wird wohl das dortige Mercedes-Werk.

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Dort sollen anfangs bis zu 5.000 Tonnen pro Jahr verarbeitet werden können, wie Li-Cycle mitteilt. Mit der Anlage in Tuscaloosa erhöhe sich die gesamte Recyclingkapazität von Li-Cycle in Nordamerika auf 25.000 Tonnen pro Jahr.

Den Bau der „Spoke 4“ genannten Fabrik begründet Li-Cycle mit den „weit übertroffenen Erwartungen“ – eigentlich waren nur drei Fabriken geplant. „Der Südosten der Vereinigten Staaten entwickelt sich zu einer kritischen Region für die Lieferkette von Lithium-Ionen-Batterien, da Batteriehersteller und Automobil-OEMs Niederlassungen in der Region aufbauen, was zur Erzeugung erheblicher Mengen an Batterieschrott und Altbatterien führen wird“, heißt es nun in der Mitteilung.

Als wichtiger Partner für die Versorgung von „Spoke 4“ mit Altbatterien wird das Unternehmen Univar Solutions genannt. Univar ist eigentlich ein Chemikalienhändler, der aber auch zahlreiche Automobilkunden mit Rohstoffen beliefert. In Tuscaloosa selbst befindet sich ein großes Daimler-Werk, dort werden etwa die großen SUV-Baureihen GLE und GLS gefertigt. Derzeit bereitet sich das Werk darauf vor, künftig auch die SUV-Ableger des EQE und EQS zu fertigen.

„Wir haben die Verantwortung, nicht nur Fahrzeuge und Batterien herzustellen, sondern auch gute Unternehmensbürger bei den Entscheidungen zu sein, die wir zum Schutz unserer Umwelt und der Gemeinschaft um uns herum treffen“, sagt Michael Goebel, Präsident und CEO, Mercedes-Benz US International (MBUSI) – also jener Mercedes-Tochter, die das Werk betreibt. MBUSI arbeitet gemeinsam mit Univar an End-of-Life-Lösungen für Lithium-Ionen-Batterien. „Wir begrüßen die Partnerschaft zwischen Univar Solutions und Li-Cycle und das starke Engagement unserer Partner hier in Tuscaloosa, Alabama, um eine nachhaltige Zukunft für die Mobilität voranzutreiben“, so Goebel.

Von Alabama aus könnte Li-Cycle auch die Fahrzeugwerke von Volkswagen in Chattanooga, Tennessee, Spartanburg von BMW in South Carolina sowie die Zellfabrik von SK Innovation in Georgia abdecken.

„Unser neues Werk in Alabama positioniert uns gut, um der wachsenden Nachfrage nach Lithium-Ionen-Batterie-Recycling gerecht zu werden“, sagt Tim Johnston, Mitbegründer und Executive Chairman von Li-Cycle. „Ursprünglich hatten wir geplant, in den nächsten fünf Jahren drei kommerzielle Spoke-Anlagen in Nordamerika mit einer Gesamtrecyclingkapazität von 20.000 Tonnen pro Jahr aufzubauen. Die Nachfrage nach Lithium-Ionen-Batterie-Recycling übertrifft jedoch weiterhin unsere Prognosen und wir prognostizieren nun eine Gesamtrecyclingkapazität von 30.000 Tonnen pro Jahr. Diese Anlage ist unerlässlich, um eine Recyclinglücke im Südosten der USA zu schließen.“

Die erste Anlage befindet sich im kanadischen Kingston, Ontario. Im September 2020 wurde eine zweite Anlage (zudem die erste in den USA) in Rochester im US-Bundesstaat New York angekündigt, sie ist inzwischen in Betrieb. Die dritte Recyclinganlage entsteht in Gilbert im US-Bundesstaat Arizona. Laut der Ankündigung aus dem April 2021 ist dort eine Kapazität von 10.000 Tonnen Altbatterien pro Jahr geplant, also doppelt so viel wie in Tuscaloosa.

Allerdings soll der Standort in Alabama nachziehen: Der Standort Tuscaloosa werde „auch für eine zukünftige, zweite 5.000-Tonnen-Verarbeitungslinie entwickelt“, so Li-Cycle. Mit dann ebenfalls 10.000 Tonnen an diesem Standort würde die Gesamtkapazität aller Werke auf 30.000 Tonnen steigen.

Update 14.10.2022: Das kanadische Unternehmen Li-Cycle hat seine vierte kommerzielle Recyclinganlage für Lithium-Ionen-Batterien in Betrieb genommen. Die Eröffnung erfolgte zwar etwas später als geplant (angepeilt war wie oben berichtet Mitte 2022), dafür aber in einem größeren Umfang: Bei der Ankündigung im vergangenen Jahr war noch von 5.000 Tonnen und einem späteren Ausbau auf 10.000 Tonnen die Rede, nun wurde die Anlage in Tuscaloosa im US-Bundesstaat Alabama gleich mit einer Kapazität zur Verarbeitung von bis zu 10.000 Tonnen Produktionsabfällen und Altbatterien pro Jahr in Betrieb genommen.

Aber auch diese 10.000 Tonnen können später noch erweitert kann. Selbst mit der aktuellen Kapazität steigt die gesamte Recyclingkapazitäte von Li-Cycle zusammen mit den anderen drei Anlagen in Nordamerika auf 30.000 Tonnen jährlich. Bis Ende 2023 erwartet das Unternehmen eine Gesamtkapazität von 65.000 Tonnen pro Jahr für die Verarbeitung von Lithium-Ionen-Batteriematerial in seinen Anlagen in Nordamerika und Europa.

Die Spoke 4 genannte Anlage in Tuscaloosa hat den gleichen Aufbau und Kapazität wie die Spoke 3 in Arizona. Diese Anlage arbeitet laut den aktuellen Angaben von Li-Cycle „nahe dem Zieldurchsatz“. Der Bedarf scheint also gegeben, zumal inzwischen im Mercedes-Werk Tuscaloosa die Produktion des EQS SUV angelaufen ist und der EQE SUV kurz vor der Weltpremiere steht.

Die Spoke-Anlagen von Li-Cycle sind jedoch im Grunde genommen nur Anlagen zur Demontage und Zerkleinerung der Batterien. Dort werden einige Materialien wie das Aluminium der Pack- und Modulgehäuse gewonnen, die wertvollen Batteriematerialien werden in den Spoke-Anlagen jedoch nur bis zu der sogenannten schwarzen Masse aufgearbeitet. Diese schwarze Masse, die Lithium, Nickel, Kobalt und Mangan enthält, wird dann in den zentralen Hub-Anlagen hydrometallurgisch aufgearbeitet und die einzelnen Rohstoffe extrahiert.
li-cycle.com, daimler.com (Infos zum Mercedes-Werk), li-cycle.com (Update)

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