Audi bereitet Werk Neckarsulm auf E-Auto-Fertigung vor

Der Audi-Standort Neckarsulm macht sich mit mehreren Baumaßnahmen fit für die Zukunft und stellt damit „schon jetzt auch die Weichen für die Produktion künftiger Elektromodelle“. Der Betriebsrat fordert eine zeitnahe Entscheidung über die Fertigung elektrischer Volumenmodelle am Standort.

Wir erinnern uns: In Neckarsulm wird bereits der e-tron GT gefertigt. Die große E-Limousine entsteht aber nicht im Haupt-Werk, wo unter anderem Verbrenner-Baureihen wie der A4, A5, A6, A7 oder A8 gefertigt werden, sondern in den Böllinger Höfen – also der Manufaktur, in der auch der Sportwagen R8 in überschaubaren Stückzahlen montiert wird.

Konkreter als die Aussage, die „Weichen für die Produktion künftiger Elektromodelle“ zu stellen, wird Audi in seiner Mitteilung nicht – zumindest nicht bei den Modellen. Ein reines Elektrowerk soll Neckarsulm nicht werden. Im Zuge des Werksumbaus werden zwei alte Gebäude abgerissen und eine neue Montage errichtet. Diese soll auf die Mischfertigung ausgelegt sein – also sowohl für die künftigen Elektromodelle als auch Verbrenner geplant werden.

„Mit der neuen Lackiererei und der dritten Ausbaustufe der Montage machen wir den Standort fit für die Zukunft – auch hinsichtlich der Produktion künftiger E-Modelle“, sagt Audi-Produktionsvorstand Peter Kössler. „Diese Investitionen sind ein klares Bekenntnis des Konzerns zum Standort.“

Der Betriebsrat fordert derweil, dass die Entscheidung, welche elektrischen Volumen-Modelle künftig im Werk Neckarsulm gefertigt werden sollen, zeitnah getroffen werden müsse. Bei einer Betriebsversammlung in der vergangenen Woche, an der auch Audi-Chef Markus Duesmann teilnahm, kritisierte Betriebsratschef Rolf Klotz die bisherige Strategie. 2019 hatte der Audi-Vorstand (damals noch unter CEO Bram Schot) entschieden, Neckarsulm mittelfristig zum Verbrenner-Standort zu machen. Unter Duesmann ist wie berichtet inzwischen der Plan, dass 2026 das letzte Verbrenner-Modell anläuft. „Das wirft bei uns viele Fragen auf“, so Klotz. „Wenn im Konzern alle Stücke vom E-Fahrzeug-Kuchen verteilt sind, ist es zu spät.“

Die Forderungen von Klotz betreffen nicht nur die Fertigung eines „volumenstarken E-Modells“, sondern auch „einen klaren Masterplan für die die Transformation der Technischen Entwicklung“. „Wir erwarten dringend Entscheidungen, was für unseren Standort in der Pipeline ist, um unsere TE entsprechend auszurichten und die Kolleg_innen alle im Rahmen der Transformation mitzunehmen und rechtzeitig zu qualifizieren“, so der BR-Vorsitzende.

Wie der Betriebsrat in einer eigenen Mitteilung schreibt, vermied Duesmann bei der Betriebsversammlung konkrete Zusagen. „Wir haben im Sommer eine klare Entscheidung für die E-Mobilität getroffen“, so Duesmann. „Das gibt uns jetzt ausreichend Zeit, um den Wandel geordnet zu gestalten und die Mitarbeitenden auf diesem Weg mitzunehmen.“ Neckarsulm habe bereits heute „die besten Perspektiven und die richtigen Weichen gestellt“.

Das E-SUV e-tron quattro wird mit allen Ablegern bekanntlich im Werk Brüssel gefertigt. Der e-tron GT auf der J1-Plattform des Porsche Taycan wird wie erwähnt in den Böllinger Höfen montiert, der Q4 e-tron im VW-Werk Zwickau. Das erste Audi-Modell auf der kommenden PPE, der Q6 e-tron, soll in Ingolstadt gebaut werden. Ein Werk für den A6 e-tron, dessen Studie Audi in diesem Frühjahr gezeigt hatte, ist noch nicht festgelegt.
automobilwoche.de, audi-mediacenter.com (Neckarsulm-Umbau), audi-mediacenter.com (Betriebsversammlung)

1 Kommentar

zu „Audi bereitet Werk Neckarsulm auf E-Auto-Fertigung vor“
Andreas V.
31.10.2021 um 02:04
Audi, wie wär‘s wenn Ihr dort erstmal aktuelle Modelle bauen würdet? Das würde VW in Zwickau entlasten. Und vielleicht bräuchte Škoda auch noch etwas Hilfe.Die Lieferzeiten sind ja grausam.

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