Importiert VW den ID.6 nach Europa?

VW könnte sein siebensitziges Elektro-SUV ID.6., das in China für den dortigen Markt produziert wird, künftig auch in Europa verkaufen. Laut einem Medienbericht soll das MEB-Modell aber nicht in Europa gebaut werden – sondern erstmals aus China nach Europa importiert werden.

Laut dem Portal „Business Insider“ sollen pro Jahr rund 15.000 ID.6 nach Europa importiert werden. Ein Sprecher wird mit den Worten zitiert: „Wenn Modelle in einem Markt erfolgreich sind, ist es nur natürlich, dass auch die Marktchancen in anderen Regionen analysiert werden. Das gilt natürlich auch für den siebensitzigen SUV ID.6. Volkswagen könnte damit zudem ein neues Marktsegment in Europa erschließen. Eine Entscheidung, ob der ID.6 auf dem europäischen Markt eingeführt wird, ist noch nicht gefallen.“

Der ID.6 ist das erste MEB-Modell, das speziell für den chinesischen Markt entwickelt wurde. Mit 4,88 Metern Länge ist das E-SUV deutlich oberhalb des ID.4 angesiedelt. Das Konzept des ID.6 sei „in Sachen Raumangebot, Funktionalität, Design und insbesondere User Experience speziell auf die Bedürfnisse und Wünsche der chinesischen Kunden“ zugeschnitten, so VW bei der Vorstellung des Modells im April.

Doch wenn der ID.6 nach Europa kommen sollte, wird er aus chinesischer Produktion stammen – eine Fertigung des MEB-SUV in Europa ist offenbar nicht geplant. Daher schreibt der „Business Insider“ von einer „Zäsur“, die in der Konzernspitze vorbereitet werde: „Erstmals will die Chefriege um CEO Herbert Diess zehntausende ID.6 Modelle in China produzieren lassen und nach Europa importieren“, heißt es in dem Bericht. Der Beschluss zu den im Geheimen erarbeiteten Pläne solle in wenigen Wochen gefasst werden.

Trotz der Transportkosten sollen die Margen beim ID.6 so deutlich höher ausfallen, weil die Produktions- und Personalkosten in China deutlich geringer sind. Im Fünf-Jahres-Zyklus sollen so bis zu 80.000 ID.6 in Europa verkauft werden. „Seit Jahrzehnten“ gebe es die stille Hoffnung in der Konzernspitze, „eines Tages in China produzierte Fahrzeuge nach Europa zu verschiffen und hier zu verkaufen“, so der „Business Insider“. Was die Chefetage erfreut, könnte für die Arbeitnehmer ein „gefährlicher Präzedenzfall“ werden: Wenn es mit dem ID.6 funktioniert und hohe Margen bringt, warum dann nicht auch weitere Modelle aus China importieren?

Was für Volkswagen mit seiner traditionell starken Mitbestimmung der Arbeitnehmer in der Tat eine Zäsur wäre, wird bei anderen Herstellern bereits umgesetzt: BMW baut den iX3 ausschließlich in China, auch wenn einige Komponenten des E-Antriebs zuvor in Deutschland gefertigt werden. Aber: Jeder iX3 ist im chinesischen Shenyang vom Band gelaufen. Und auch das von der VW-Spitze derzeit viel beachtete Tesla hat aus seinem China-Werk in Shanghai sein globales Exportzentrum gemacht: Außerhalb von Nordamerika wird inzwischen jedes weltweit ausgelieferte Model 3 und Model Y in Shanghai gebaut.

Zurück zu Volkswagen: Auch die Produktion in Deutschland steht in den vergangenen Wochen im Fokus, vor allem im Stammwerk Wolfsburg soll die Produktion nach den Wünschen von Diess effizienter und günstiger werden. In Wolfsburg soll bekanntlich das Elektro-Flaggschiff Trintiy gebaut werden.

Für dessen Produktion prüft VW derweil nach Informationen der „Wirtschaftswoche“ derzeit drei verschiedene Optionen. Neben dem bereits berichteten möglichen Bau einer komplett neuen Produktionshalle am Stammwerk in Wolfsburg sehe eine zweite Option den Bau einer neuen Fabrik außerhalb des heutigen Wolfsburger Werkes vor, möglicherweise im Wolfsburger Stadtteil Sandkamp.

Beim dritten und chancenreichsten Konzept gehe es um die  Errichtung einer völlig neuen Fabrik auf dem bestehenden Werksgelände. Weil auch die Trinity-Produktion für eine hohe Auslastung des Wolfsburger Werks nicht reichen dürfte, prüfe der Aufsichtsrat zusätzlich ein so genanntes Drehscheiben-Modell. Es sehe vor, dass Elektroautos, die besonders stark nachgefragt werden, relativ flexibel in die Produktion in Wolfsburg integriert werden.
yahoo.com (ID.6), wiwo.de (Trinity)

5 Kommentare

zu „Importiert VW den ID.6 nach Europa?“
Sebastian Krebs
29.10.2021 um 10:42
"Und auch das von der VW-Spitze derzeit viel beachtete Tesla hat aus seinem China-Werk in Shanghai sein globales Exportzentrum gemacht: Außerhalb von Nordamerika wurde jedes weltweit ausgelieferte Model 3 und Model Y in Shanghai gebaut."So ganz stimmt die Aussage aber nicht. In 2021 wurden auch Model 3 "Made in USA" ausgeliefert, bspw. die SR+ in Q2/2021. Der O-Ton ist aber stimmig und die Arbeitnehmerseite muss sich überlegen, ob sie im Hinblick auf die Produktivität nicht doch ein paar heilige Kühe schlachten muss um wieder konkurrenzfähig zu werden. Der Move den ID.6 nach D zu bringen, kann Zeit erkaufen um den teueren Transformationsprozess finazierbar zu halten. Insofern ist es wünschenswert, dass diese Zwischenlösung genutzt wird, bis Wolfsburg mit einer vergleichbar guten Marge glänzen kann wie Grünheide.
Sebastian Schaal
29.10.2021 um 11:02
Sehr geehrter Herr Krebs,die Formulierung war in der Tat nicht 100 Prozent zutreffend. Ich haben sie leicht angepasst.Viele Grüße Sebastian Schaal
Hans Herbert
29.10.2021 um 14:38
Die Rechnung ist ganz einfach: Wenn die Menschen in Deutschland kein Geld mehr verdienen, dann nützen auch die besten Margen nichts! Ob Volkswagen seinen Namen dann noch verdient hat, könnte leicht fragwürdig werden. Vielleicht deshalb, weil China eine "Volksrepublik" ist?
Skodafahrer
30.10.2021 um 07:49
Durch den Import des ID.6 können mehr Verbrenner in Europa ausgeliefert werden, ohne den CO2 Flottengrenzwert zu überschreiten.
Patrick Dobronz
30.10.2021 um 17:52
Wir brauchen höhere Zölle für Importe, das solcher Blödsinn unterbunden wird. Ausgenommen sind natürlich Importe die mit Segelschiffen transportiert werden.

Schreiben Sie einen Kommentar zu Sebastian Krebs Antworten abbrechen

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Lesen Sie auch