Canoo stellt eigene Zukunft in Frage

Das kalifornische Elektroauto-Startup Canoo steckt in existenzbedrohenden finanziellen Schwierigkeiten. Das Unternehmen hat für das erste Quartal 2022 einen Verlust in Höhe von rund 125 Millionen US-Dollar (118,4 Millionen Euro) gemeldet und warnt in seinem Quartalsbericht, „dass erhebliche Zweifel an der Fähigkeit des Unternehmens bestehen, seinen Geschäftsbetrieb fortzusetzen“.

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Obwohl sich Canoo in der heißen Phase der Entwicklung und Erprobung befindet und nach eigenen Angaben in den vergangenen sechs Wochen 39 Prototypen („Gamma-Builds“) hergestellt hat, äußert sich CEO Tony Aquila nicht zum Fahrzeug selbst, sondern nur zur Finanzierung.

„Wir haben unsere Philosophie der umsichtigen Kapitalbeschaffung klar formuliert und werden diesen disziplinierten Ansatz fortsetzen“, sagt Aquila. „Wir verfügen über mehr als 600 Millionen US-Dollar an verfügbarem Kapital, um den Produktionsstart (SOP) zu unterstützen. Als Betreiber und Investoren verfügen wir über umfangreiche Erfahrung bei der Kapitalbeschaffung in herausfordernden Märkten – und der beste Weg, Kapital zu beschaffen, besteht darin, Ihre Ziele zu erreichen. Wir werden weitermachen um bei Bedarf zu erhöhen, Meilensteine zu überbrücken und in der Lage zu sein, von sich verbessernden Marktbedingungen zu profitieren. Wir konzentrieren uns auf die langfristige Wertschöpfung für unsere Kunden und Aktionäre.“

Dass der Finanzbedarf in der aktuellen Phase hoch ist, zeigt auch der Ausblick auf das zweite Quartal: Canoo rechnet mit Betriebskosten von 95 bis 115 Millionen US-Dollar sowie Kapitalausgaben zwischen 85 und 105 Millionen US-Dollar. Das sind in der Summe 220 Millionen Dollar oder 208 Millionen Euro.

Gemäß den im November 2021 genannten Plänen will Canoo noch in diesem Jahr seine US-Fertigung ans Laufen bringen. Pläne für eine Europa-Fertigung bei VDL NedCar haben sich wie berichtet zerschlagen. Erstes Modell soll ein Van namens Lifestyle Vehicle werden, den Canoo erstmals 2019 präsentiert hatte. Gemäß früherer Ankündigungen soll 2023 ein E-Pickup folgen.

Aquila wurde 2020 als Investor und Executive Chairman zu Canoo geholt, er sollte in dieser Management-Position den SPAC-Börsengang begleiten. Als im April 2021 Canoo-Mitbegründer Ulrich Kranz das Unternehmen verließ, wurde Aquila neuer CEO – und richtete das Unternehmen neu aus. Statt des Vertriebs per Abo-Modell will Aquila die Fahrzeuge verkaufen. Und das Vorhaben der Gründer, die Skateboard-Plattform anderen Autobauern anzubieten, verwarf er später ebenfalls.

Update 24.05.2022: Seit Jahren wird kolportiert, dass Apple an einem autonomen Elektroauto arbeitet. Um das Projekt voranzutreiben, könnte laut einem Bericht von Bloomberg nun Canoo ins Visier des Tech-Riesen rücken. Das Elektroauto-Startup steckt in existenzbedrohenden finanziellen Schwierigkeiten und könnte zum Übernahmekandidaten für Apple werden. Verbindungen beider Unternehmen gibt es bereits: 2021 verpflichtete Apple den ehemaligen Canoo-CEO Ulrich Kranz, um sein Auto-Projekt voranzubringen. Apple beschäftigt auch einige ehemalige Canoo-Ingenieure. Alternativ zu einer Übernahme könnte Apple von Canoo weitere Mitarbeiter mit Fachkenntnissen abwerben, wie „eine Person, die sowohl Apple als auch Canoo nahe steht“, gegenüber Bloomberg sagte.
canoo.com, bloomberg.com (Update)

1 Kommentar

zu „Canoo stellt eigene Zukunft in Frage“
Thorsten
11.05.2022 um 21:42
Eine Frage der Zeit, bis die ganzen Seifenblasen platzen..... Keiner dieser Startups wird je ein Fahrzeug auf die Straße bringen, es sei denn, es ist gaaaanz viel Kapital im Hintergrund.... Tolle Illustrationen(Marketing) , ein Konzept, 3 Prototypen ... Die ganze Welt ist euphorisch.... Niemand schafft es , bis zur "Produktionshölle", wie es Elon Musk beschrieben hat, zu gelangen..... Wie kann man die Menschheit mit ein paar tollen Bildern und Texten beeinflussen... Faraday, Byton, Nio, Sono-Motors.... etc. Alles nur Schall und Rauch.... Das ist meine persönliche Einschätzung nach fast 25 Jahren aktiv in der Automobilentwicklung.....

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