eMobility: Bosch plant Milliarden-Investition in China

Bosch hat angekündigt, über mehrere Jahre rund eine Milliarde US-Dollar in die Entwicklung und Fertigung von Komponenten für die Elektromobilität und das automatisierte Fahren in China zu investieren – und dazu in Suzhou ein Zentrum für Forschung, Entwicklung und Fertigung aufzubauen.

Konkret wird die Konzerntochter Bosch Automotive Products für den Bau der Einrichtung am bestehenden Bosch-Standort in der westlich von Shanghai gelegenen Stadt Suzhou verantwortlich sein. Das Zentrum mit dem Lang-Titel „Bosch R&D and Manufacturing Base for New Energy Vehicles Core Components and Automated Driving“ soll 300.000 Quadratmeter groß werden und sich einer offiziellen Konzernmitteilung zufolge vor allem auf elektrifizierte Antriebsprodukte mit den neuesten SiC-Leistungsmodulen, integrierte Bremssysteme und auf Lösungen für das automatisierte Fahren konzentrieren. Die erste Phase der Errichtung soll bis Mitte 2024 abgeschlossen sein.

Als Investitionssumme nennt Bosch rund eine Milliarde US-Dollar beziehungsweise rund sieben Milliarden Yuan – umgerechnet etwa 950 Millionen Euro. Laut „Handelsblatt“ handelt es sich nach der Chipfabrik in Dresden um die zweitgrößte Einzelinvestition in der Unternehmensgeschichte. „China ist der größte Automobilmarkt der Welt, vielversprechend und voller Vitalität. Als multinationales Unternehmen müssen wir die lokalen Forschungs- und Entwicklungskapazitäten sowie die Produktionskapazitäten des Landes voll ausschöpfen“, kommentiert Bosch-Vorstandsvorsitzender Stefan Hartung den Schritt. Hartung ist bekanntlich in der Konzernführung auch für Boschs China-Geschäft verantwortlich.

„Durch die kontinuierliche Entwicklung in China wird Bosch seine globale Wettbewerbsfähigkeit weiter ausbauen und eine solide Grundlage für den Weg in die Zukunft der Mobilität schaffen“, so Hartung weiter. Seit der Gründung von Bosch Suzhou im Jahr 1999 hat Bosch seine Investitionen in der Stadt nach eigenen Angaben kontinuierlich ausgebaut und die Zusammenarbeit mit lokalen Partnern vertieft. Zurzeit sollen nach Informationen des „Handelsblatt“ in Suzhou in vier Werken bereits 10.000 Beschäftigte arbeiten. Der deutsche Konzern betont zudem, bei der Transformation der gesamten Autoindustrie in der Stadt hin zu einem modernen Sektor voranzugehen.

Laut Yudong Chen, Präsident von Bosch China, wird der Konzern durch die Investition künftig allen voran „besser auf die sich schnell verändernde und anspruchsvolle Nachfrage des lokalen Marktes reagieren können“. Bosch bleibe seiner Entwicklungsstrategie „local for local“ treu, um seine Wurzeln im lokalen Markt zu vertiefen und Chinas Weg in die zukünftige elektrifizierte und intelligente Mobilität zu unterstützen.

Genau letztere Aussage stößt nicht überall auf Begeisterung. Das „Handelsblatt“ schreibt von einer drohenden einseitigen Abhängigkeit von China. Die Passage im Wortlaut: „Besonders delikat sind die Siliziumkarbid-Leistungsmodule. Bosch baut als einziger Autozulieferer Silizium-Carbid-Chips selbst. (…) Mit Boschs Leistungselektronik werden die chinesischen Hersteller von Elektroautos noch leistungsfähiger und damit dominanter auf ihrem Heimatmarkt als ohnehin schon. Zuletzt verloren deutsche Autobauer gerade bei Elektroautos auf dem chinesischen Markt deutlich an Marktanteilen.“

Bosch verzeichnet jährlich stark steigende Einnahmen im Bereich Elektromobilität. Im Jahr 2021 registrierte der Konzern im eMobility-Bereich erstmals ein Auftragsvolumen von über zehn Milliarden Euro. Die Zahlen für 2022 liegen noch nicht vor. Neben Antriebslösungen sieht Bosch vor allem in Wasserstoff-Komponenten einen lukrativen Markt. Im Mai 2022 kündigte das Unternehmen an, nun auch in die Entwicklung von Komponenten für Elektrolyseure einsteigen zu wollen. In den Batteriezellen-Markt ist Bosch bekanntlich nie eingestiegen.
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