Wolfspeed bestätigt Siliziumkarbid-Fabrik im Saarland

Der US-Halbleiter-Hersteller Wolfspeed hat nun offiziell den vorab durchgesickerten Plan für den Bau einer Produktionsanlage für Siliziumkarbid-Halbleiter im Saarland bestätigt – in Kooperation mit ZF. Die hochautomatisierte 200-mm-Wafer-Anlage wird die erste Produktionsstätte des Unternehmens in Europa und soll die modernste ihrer Art werden.

Die Ankündigung erfolgte bei einer Veranstaltung auf dem 14 Hektar großen Gelände der geplanten Fabrik, einem ehemaligen Kohlekraftwerk in Ensdorf im Saarland. Die Fabrik soll später bis zu 600 Mitarbeitende beschäftigen.

Die Wolfspeed-Fabrik ist als Teil eines Gemeinschaftsprojekts im Rahmen des IPCEI für Mikroelektronik und Kommunikationstechnologien geplant und hängt noch von der Genehmigung staatlicher Fördermittel durch die Europäische Kommission ab. Die Unterstützung der deutschen Regierung scheint Wolfspeed aber zu haben: Sowohl die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger als auch Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck waren bei der Ankündigung dabei.

Die Unterstützung der Politik mag auch daran liegen, dass ein deutsches Unternehmen beteiligt ist: ZF Friedrichshafen möchte den Neubau durch eine finanzielle Investition im Rahmen einer neuen strategischen Partnerschaft unterstützen. Die Partnerschaft von Wolfspeed und ZF umfasst die Einrichtung eines gemeinsamen Innovationslabors, um Fortschritte bei der Siliziumkarbid-Technik unter anderem für Mobilitätsanwendungen voranzutreiben, sowie eine „bedeutende Investition“ von ZF in die SiC-Halbleiterfabrik. Konkret wird die Investition nicht beziffert, es ist nur von einer Höhe von hunderten Millionen Dollar im Austausch für Wolfspeed-Stammaktien die Rede – ZF wird damit eine Minderheitsbeteiligung halten.

Das F&E-Zentrum soll sich auf Innovationen für Siliziumkarbid-Systeme und -Geräte konzentrieren, um spezifische Anforderungen in allen Mobilitätssegmenten zu erfüllen. Dabei soll es sich aber nicht nur um Pkw handeln, sondern auch Nutz-, Landwirtschafts- und Industriefahrzeuge. „Diese Initiativen sind ein bedeutender Schritt hin zu einer erfolgreichen industriellen Transformation. Sie stärken die Versorgungssicherheit in Europa und unterstützen gleichzeitig den europäischen Green Deal und die strategischen Ziele für das digitale Jahrzehnt Europas“, sagte Holger Klein, Vorstandsvorsitzender von ZF. Weitere Kooperationspartner werden eingeladen, sich am Innovationsprozess zu beteiligen und ein durchgängiges europäisches Siliziumkarbid-Innovationsnetzwerk aufzubauen.

Für Wolfspeed ist die Saarland-Fabrik ein wichtiger Bestandteil des eigenen Plans zum Kapazitätsausbau im Umfang von 6,5 Milliarden US-Dollar. Dazu gehören auch die Eröffnung der 200-mm-Chipfabrik des Unternehmens in Mohawk Valley im April 2022 und der Bau des John Palmour Manufacturing Center for Silicon Carbide, einer 180 Hektar großen Siliziumkarbid-Anlage für Rohmaterial in North Carolina (USA), die die heutige Lieferkapazität des Unternehmens in diesem Bereich um mehr als das Zehnfache erweitern wird. Die erste Bauphase der Rohmaterial-Anlage soll bis Ende des Geschäftsjahres 2024 abgeschlossen sein.

„Diese neue Fabrik stellt sowohl für Wolfspeed als auch für unsere europäischen Kunden einen großen Schritt nach vorne dar, da wir das Ökosystem für die Halbleiterproduktion und -innovation verbessern“, sagt Gregg Lowe, Präsident und CEO von Wolfspeed, laut der Mitteilung. „Mit ZF haben wir einen starken Partner an unserer Seite, der branchenführende Erfahrung in der Skalierung von Komponenten für die Elektromobilität sowie die Fähigkeit mitbringt, Innovationen bei Siliziumkarbid-Systemen und Leistungsgeräten zu beschleunigen.“

In einem Doppel-Interview mit dem „Handelsblatt“ bekräftigen Wolfspeed-CEO Lowe und ZF-Technik-Vorstand Stephan von Schuckmann die Bedeutung ihrer Partnerschaft, aber auch die Wichtigkeit der IPCEI-Förderung. „Wir sind zwar noch ein vergleichsweise kleines Unternehmen, aber die Finanzierung haben wir bislang immer hinbekommen. Das wird auch bei diesem Werk gelingen – aber ohne die IPCEI-Förderung ist dieses Projekt in Europa nicht machbar“, sagt etwa Lowe. ZF-Vorstand von Schuckmann ergänzt: „Sobald wir die Zusage für die staatliche Unterstützung haben, legen wir los. Noch fehlt die Genehmigung der EU. Wir haben vollen Respekt vor dem laufenden EU-Prozess, aber wir sind zuversichtlich.“
Quelle: Info per E-Mail, wolfspeed.com (Fabrik-Ankündigung), wolfspeed.com (ZF-Kooperation), handelsblatt.com (Doppel-Interview)

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