UK: Zuschuss für Umrüstung des Mini-Werks in Oxford?

BMW befindet sich angeblich in Gesprächen mit der britischen Regierung über ein Finanzierungspaket in Höhe von bis zu 75 Millionen Pfund (gut 84 Millionen Euro), das die Produktion von Elektro-Minis in seinem Werk in Oxford sichern soll. Dort sind größere Umrüstarbeiten nötig.

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Wie „Sky News“ unter Berufung auf Insider berichtet, könnte ein entsprechender Deal zwischen der Regierung und dem Unternehmen „innerhalb von Wochen“ abgeschlossen werden. Der Zuschuss von bis zu 75 Millionen Pfund soll BMW aus dem „Automotive Transformation Fund“ des britischen Wirtschafts-, Energie- und Industrieministeriums zur Verfügung gestellt werden. Diese noch unbestätigte Information passt zu einem „FAZ“-Artikel aus dem vergangenen November, wonach BMW auch künftig in England Elektroautos für die Marke Mini fertigen lassen und hierfür das Werk in Oxford umrüsten will.

Im Herbst 2022 sah es zwischenzeitlich so aus, als hätte Mini vor, die Produktion von E-Autos in England 2023 komplett einzustellen. Seinerzeit wurde gemutmaßt, dass die BMW-Marke ihre E-Auto-Fertigung zu Partner Great Wall nach China verlagern könnte. Mangels Kommentar aus der Konzernzentrale kann über die Hintergründe des nun offenbar vollzogenen Umdenkens nur spekuliert werden. Die „FAZ“-Quellen aus Konzernkreisen gaben im Oktober an, dass der Vorstand von einer höheren Elektro-Nachfrage ausgeht, als es die derzeitigen Kapazitäten in den Werken in Leipzig und China ermöglichen. Oxford wird also offenbar als zusätzlicher E-Auto-Standort gebraucht.

BMW hat zuletzt in Oxford laut den „FAZ“-Zahlen 40.000 Mini Cooper SE und 140.000 Mini-Modelle mit Verbrennungsmotor gebaut. Diese parallele Fertigung ist derzeit noch möglich, da der Elektro-Mini auf dem Verbrenner-Modell basiert. Mit dem anstehenden Wechsel auf die neue Elektro-Generation, die mit Great Wall entwickelt wird, wechselt das Elektromodell die Plattform. Eine parallele Fertigung in dem 1913 errichteten Werk galt lange Zeit als ineffizient und wegen der nötigen Investitionen als zu kostspielig.

Wie genau ein möglicher Umbau in dem britischen Werk, das seit 1994 zu BMW gehört, aussehen könnte, ist nicht bekannt. BMW gilt als Verfechter einer flexiblen Produktion mehrerer Antriebsarten auf einer Linie, um im Laufe des Modellzyklus die Produktion an die sich verändernde Nachfrage anpassen zu können.

Bei der Vorlage der Q3/2022-Quartalszahlen hatte BMW-Finanzvorstand Nicolai Peter noch betont, dass Oxford „Herzstück der Mini-Produktion“ bleibe. Im Nachsatz beschränkte er diese Aussage aber auf die derzeitige Verbrenner-Produktion, die laut den Informationen aus dem Oktober mit Dreitürer, Fünftürer und Cabrio ohnehin weiterlaufen sollte. Das Werk beschäftigt rund 4.000 Mitarbeiter und ist damit eines der wichtigsten in Großbritannien. Rund 80 Prozent der vor Ort gefertigten Fahrzeuge gehen in den Export.

Für die UK-Regierung dürfte das Halten der Mini-Elektroauto-Fertigung vor diesem Hintergrund ein wichtiger Faktor sein – auch mit oben beschriebenen Anreiz-Mitteln. Denn laut Zahlen der Motor Manufacturers and Traders (SMMT) erlebte die britische Automobilindustrie 2022 über alle Antriebsarten hinweg einen Produktionseinbruch von zehn Prozent. „Sky News“ schreibt vom „schlechtesten Produktionsjahr seit den 1950er Jahren“.

Erst vor wenigen Tagen äußerte sich mit Nissan ein ebenfalls großer Hersteller mit Produktion im UK zu der dortigen Lage. Ashwani Gupta, Chief Operating Officer des Unternehmens, warnte in einem Interview mit der „BBC“ davor, dass für die Herstellung neuer Elektromodelle im Vereinigten Königreich die dortige „Wirtschaft funktionieren müsse“. Großbritannien steht aus seiner Sicht vor der Herausforderung, mit anderen Autoländern wettbewerbsfähig zu bleiben. Gupta sagte, dass die Herstellungskosten in Großbritannien aufgrund höherer Energiekosten und der allgemeinen Inflation höher seien als in anderen Ländern. Nissan beschäftigt in seinem Werk in Sunderland mehr als 6.000 Mitarbeiter.

Update 10.03.2023: BMW will laut einem britischen Medienbericht bis zu 600 Millionen Pfund in sein Mini-Werk bei Oxford investieren, um dieses für den Bau künftiger Elektromodelle vorzubereiten. Das berichtet die BBC ohne weitere Angaben von Quellen. Die britische Regierung habe BMW hierfür Subventionen im Wert von 75 Millionen Pfund angeboten. Wie viel BMW bei dieser Förderung noch selbst investieren würde, war bisher nicht bekannt – die Summe von umgerechnet 677 Millionen Euro ist seitens des Unternehmens aber auch nicht bestätigt.

Infos zu Gesprächen zwischen BMW und der Regierung über Subventionen waren bereits Anfang Februar durchgesickert (siehe oben). Seinerzeit hatte „Sky News“ bereits die mögliche Fördersumme von bis zu 75 Millionen Pfund aus dem „Automotive Transformation Fund“ des britischen Wirtschafts-, Energie- und Industrieministeriums genannt.

Zudem verhandelt laut der BBC der indische Autobauer Tata Motors mit der britischen Regierung über ein Finanzierungspaket für eine mögliche Batteriezellen-Fabrik. Hierfür ist wie berichtet aber auch Spanien im Gespräch.
news.sky.com, bbc.com (Update)

3 Kommentare

zu „UK: Zuschuss für Umrüstung des Mini-Werks in Oxford?“
erFahrer
10.02.2023 um 07:59
Sollte man, besser, die BMW-Group (und Nissan) etc sich nicht schämen? Ein ganzes Land so unter Druck zu setzen Steuergelder der Bewohner abzugreifen für Maßnahmen die man verschlafen hat und machen muss, will man als BMW-Group überleben. Selbst aber stets Steuernzahlen unterläuft. Bekommen kleine Unternehmen auch Staatshilfen wenn sie ihre Produktion der Marktnachfrage anpassen. Man darf an dieser Stelle die Rekordgewinne des Unternehmens in Erinnerung rufen.
SHausSTA
13.03.2023 um 15:09
Die Überlegungen von BMW, die Produktion des MINI aus England abzuziehen, haben die Engländer doch mit dem Brexit zum Großteil selbst zu verantworten! Und schämen muss sich niemand, der mit dem Geld seiner Aktionäre verantwortungsvoll umgeht und deshalb den besten Standort für seine Investitionen sucht. Auch in Deutschland gibt es Subventionen, beispielsweise für (chinesische) Batteriewerke oder Autoproduzenten (Tesla Grünheide). Bedauerlicherweise sind die Bedingungen für industrielle Produktionen in Europa mittlerweile derart ungünstig, dass mehr und mehr davon ins Ausland abwandern, wenn die Regierungen nicht, beispielsweise mit finanziellen Anreizen, gegensteuern.
John
13.03.2023 um 12:04
BMW gehen zu lassen ist keine gute Option. Ich vermute Oxford hat vor dem Hintergrund der zunehmenden Spannungen mit China einfach Glück. Für BMW gibt es wenig Gründe in Europa außerhalb der EU zu fertigen, außer die Mohrrübe vor der Nase ist groß genug.

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