MAN eTruck besteht erste Härtetests im eisigen Schweden

In diesem Winter trieb es rund 30 Ingenieure von MAN raus in den Schnee. Im winterlichen Nord-Schweden testeten sie vom Dezember bis März den angekündigten MAN eTruck bei bis zu minus 40 Grad Celsius auf Herz und Nieren.

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Das MAN-Team hatte insgesamt vier eTruck-Prototypen im Gepäck – alle mit unterschiedlichen Batterie-, E-Motor-, Getriebe-, Achs- und Fahrerhauskonfigurationen. Getestet wurde unter anderem das Zusammenspiel und die Steuerung der Antriebsstrangkomponenten sowie das Ladeverhalten unter den extremen Winterbedingungen. Aber auch das Gesamtenergiemanagement, das Kühlungs- und Thermomanagement der Batteriepacks wurde dort unter die Lupe genommen.

„Die Wintertests waren ein voller Erfolg“, sagt Frederik Zohm, Vorstand für Forschung und Entwicklung bei MAN Trucks & Bus. „Der Reifegrad ist schon jetzt extrem hoch und das Entwicklungsteam arbeitet mit großer Leidenschaft an den weiteren Erprobungen, um unseren Kunden ein optimales Produkt für den Umstieg auf den CO2-freien Straßengütertransport zu liefern.“

Hersteller testen ihre Fahrzeuge unter den härtesten Winterbedingungen, um deren Qualität, Langlebigkeit, Effizienz und Leistung unter Beweis zu stellen. Im Fall von elektrischen Antrieben haben sie auch die Batterie und Reichweite im Blick. Laut MAN waren die Erprobungen in Nord-Schweden erst der Anfang einer Reihe von Härtetests. Bevor das Fahrzeug zum Kunden rollt, müsste etwas die Widerstandsfähigkeit der Batterie bei offenem Feuer, beim Eintauchen in Wasser und beim freien Sturz auf den Boden unter Beweis gestellt werden.

„Interdisziplinäre Teams sind der Schlüssel, um den eTruck reif für alle Kundenanforderungen und Einsatzbedingungen zu machen“, sagt Rainer Miksch, Vice President Vehicle Testing, MAN Truck & Bus. „Denn unser Ziel ist es, mit dem neuen eTruck bereits einen großen Teil des heutigen Anwendungsportfolios elektrisch abdecken zu können. Der CO2-freie Ferntransport von Kühlware in der klassischen Sattelzugkombination wird damit ebenso möglich sein wie die Abholung von Milch beim Biobauern mit dem elektrischen Lebensmitteltankzug oder die geräuscharme und abgasfreie Abfallentsorgung in der Stadt.“

Bis zu 1.000 Kilometer am Tag – unter optimalen Bedingungen

Zum eTruck von MAN, der bereits Anfang 2024 in Serienproduktion gehen soll, sind bislang kaum technische Daten bekannt. In der Mitteilung betont der Hersteller erneut, dass die Fahrzeuge „Tagesreichweiten zwischen 600 und 800 Kilometern“ zurücklegen können sollen – welche Reichweiten bei 40 Grad unter Null in Schweden möglich waren, geht aus der Mitteilung aber nicht hervor. Laut der MAN-Webseite werden „in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts sogar bis zu 1.000 Kilometer Tagesreichweite“ möglich sein.

Allerdings ist das nicht die Strecke, die der elektrische Lkw mit einer Batterieladung schaffen können soll, sondern MAN bezieht Ladestopps per MCS mit ein. Es ist also noch unklar, ob der elektrische MAN an die Reichweiten des, beispielsweise, Mercedes eActros LongHaul herankommen wird. Seinen elektrischen Fernverkehr-Lkw hatte Daimler Truck übrigens auch in der Wintererprobung – allerdings wie berichtet im finnischen Rovaniemi.

Zurück zu MAN: Zudem verrät der Hersteller, dass der eTruck als Solo-Chassis mit unterschiedlichen Radstellungen (4×2 und 6×2) mit einer zulässigen Gesamtmasse von 20 beziehungsweise 28 Tonnen erhältlich sein wird. Und es wird den eTruck auch als Chassis mit Anhänger und als Sattelschlepper mit Auflieger mit einer zulässigen Gesamtmasse von jeweils 42 Tonnen geben. Die nutzbare Batteriekapazität liegt bei circa 200 bis 500 kWh für die ersten drei Varianten. Der Sattel mit Auflieger hat laut MAN eine Nutzbatteriekapazität von circa 300 bis 500 kWh.

Die Motorleistung der Solo-Chassis-Varianten beziffert MAN mit „circa 200 bis 230 kW“. Bei den Varianten mit Anhänger und mit Auflieger sollen 300 bis 350 kW drin sein.

Die Batterie wir übrigens von MAN im eigenen Kompetenzzentrum in Nürnberg selbst entwickelt. Und MAN hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: „97 Prozent aller [für den Akku verwendeten] Rohstoffe sind zu recyceln“, sagt das Unternehmen.

Aber zunächst müssen die Prototypen noch einige Tests bestehen. Beispielsweise „wird der neue eTruck viele Hunderttausend Kilometer im Dauerlauf auf europäischen Straßen zurücklegen“. Und nach der eisigen Kälte am Polarkreis geht es für den Stromer Richtung Süden – nach Spanien zur „Heißlanderprobung“. Dort wird der eTruck erneut auf Herz und Nieren getestet. Nur eben nicht bei minus, sondern bei plus 40 Grad Celsius.
mantruckandbus.com, man.eu (technische Daten)

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