Audi entlässt CEO Duesmann – Döllner wird Nachfolger

Der Aufsichtsrat von Audi hat einen Chefwechsel beschlossen: Markus Duesmann muss gehen, auf ihn folgt zum 1. September 2023 Gernot Döllner. Audi dankt Duesmann zwar für seine Elektrifizierungsstrategie. Konkrete Gründe für den Wechsel werden aber nicht genannt.

„Ich danke Markus Duesmann für seine wichtigen Leistungen bei Audi in den vergangenen Jahren. Er hat mit Weitblick wichtige strategische Entscheidungen vorbereitet und vorangetrieben“, sagt Manfred Döss, der dem Aufsichtsrat von Audi vorsitzt. „Dazu gehört insbesondere die Elektrifizierungsstrategie. Darauf wird Audi auch in Zukunft weiter aufbauen können.“

Einen Grund für die kurzfristige Abberufung von Duesmann nach rund drei Jahren in Ingolstadt nennt Audi nicht – womöglich ist Döss’ Aussage zu dem künftigen CEO ein Indiz: „Gernot Döllner ist jetzt die richtige Person, um die Produktstrategie und die Aufstellung in den wichtigen Märkten für Audi weiter zu schärfen.“ Womöglich hat es den Aufsehern an einem klaren Fokus bei der Transformation der Baureihen von der Verbrennerwelt hin zur Elektromobilität gefehlt – die Verzögerungen bei der wichtigen PPE sind eher der im Konzern angesiedelten Softwaresparte Cariad anzulasten. Und im wichtigen Markt China hatte Audi zuletzt die eigenen Ziele verfehlt, auch in den USA hängt man der deutschen Premium-Konkurrenz hinterher.

Duesmann hatte diese Problemfelder zwar erkannt und sowohl die Leitung des China-Geschäfts persönlich übernommen als sich auch stark für ein eigenes US-Werk von Audi eingesetzt – Mercedes und BMW produzieren seit den 1990er Jahren vor allem SUV-Modelle in Alabama und South Carolina, Audi hat nur ein schlecht ausgelastetes Werk in Mexiko. Die Zeit, diese Probleme zu beheben, bekommt Duesmann nun nicht mehr.

Nachdem Audi unter dem früheren Vorstandsvorsitzenden Rupert Stadler und dessen Nachfolger Bram Schot (der nach Stadlers Verhaftung im Vorstand nachgerückt war) eher zögerlich mit der Elektromobilität umgegangen ist, hatte Duesmann der Marke hier einen klaren Kurs verordnet: 2026 kommt der letzte neue Verbrenner-Audi, ab 2033 wird die Marke mit den vier Ringen im Logo nur noch rein elektrische Fahrzeuge verkaufen.

Duesmann war noch ein Vertrauter von Ex-VW-Chef Diess

Ein weiterer Hinweis zu den Hintergründen für das Stühlerücken in Ingolstadt könnten auch die Personalien selbst sein: Ex-BMW-Vorstand Duesmann wurde noch von VW-Konzernchef Herbert Diess, selbst ein früheres Vorstandsmitglied in München, bei der Konkurrenz abgeworben – sogar ein Jahr Wettbewerbssperre aus dem BMW-Vertrag lies man Duesmann absitzen. Zwischen Duesmann und dem neuen starken Mann in Wolfsburg, Konzern- und Porsche-Chef Oliver Blume, soll es diversen Berichten zufolge einige Konflikte gegeben haben. Um bei der margenschwachen Kernmarke die Investitionen in die Transformation mit eigenen Batteriefabriken, Software und autonomen Fahrzeugen zu stemmen, ist Volkswagen auf Milliardengewinne von Audi und Porsche angewiesen. Wenn bei Audi der Absatz sinkt, birgt das Konfliktpotenzial.

Was auch nicht zu unterschätzen ist: Duesmann hatte von Diess, der damals auch Aufsichtsratsvorsitzender bei Audi war, den Auftrag erhalten, die zunehmend als träge empfundene Organisation in Ingolstadt aufzufrischen. Audi habe sich von Mercedes und BMW überholen lassen, so der Tenor. Mit den Vorschlägen zu seinem großen Umbau soll Duesmann aber nicht gut angekommen sein. Auch über Differenzen zu seinem Entwicklungsvorstand Oliver Hoffmann gab es Berichte.

Der kommende Audi-Chef ist hingegen das, was Duesmann für Diess war: ein enger Vertrauter an der Spitze der wichtigen Konzerntochter. Döllner hat Maschinenbau studiert und trat 1993 bei Volkswagen als Doktorand ein. Bei der Porsche AG war er in mehreren leitenden Funktionen tätig, unter anderem als Leiter der Produkt- und Konzeptentwicklung und als Verantwortlicher der Panamera-Baureihe – unter Blume. Seit 2021 leitet er die Produkt- und Konzernstrategie und das Generalsekretariat im Volkswagen-Konzern – seit dem Abtritt von Diess auch hier wieder unter Blume.

„Ich freue mich sehr auf die neue Aufgabe. Audi ist ein fantastisches Unternehmen mit einer großen Tradition“, sagt Döllner selbst. „Gemeinsam mit dem gesamten Audi Team möchte ich die Zukunft des Unternehmens gestalten.“
audi-mediacenter.com

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