USA: Hyundai-Fahrer ziehen wegen langsamer Ladevorgänge vor Gericht

Der Hyundai-Konzern sieht sich in den USA mit einer landesweiten Sammelklage von Besitzern der Elektromodelle Hyundai Ioniq 5, Hyundai Ioniq 6, Genesis GV60 und Kia EV6 konfrontiert. Der Klage-Grund: Die Ladezeiten seien länger als angegeben – und damit sind nicht die hohen DC-Ladeleistungen der Fahrzeuge gemeint.

Laut einer Mitteilung der Kanzlei Hagens Berman, die die Kläger vertritt, überhitzen beim heimischen AC-Laden die Ladeanschlüsse der E-Autos häufig bereits nach 30 Minuten. Deswegen seien Ladevorgänge unerwartet und wiederholt fehlgeschlagen.

Ein von Hyundai im März 2023 bereitgestelltes Software-Update hatte nicht ganz die gewünschte Wirkung: Das Update führe dazu, dass Ladevorgänge statt der beworbenen fünf bis sieben Stunden (je nach Modell) nun zehn Stunden oder noch länger dauern. Denn mit dem Update wird die Stromstärke bei einer Überhitzung von bis zu 48 Ampere automatisch auf 23 Ampere heruntergeregelt. Das sei bei der Veröffentlichung des Updates aber nicht kommuniziert worden, so die Kläger.

„Hyundai, Kia und Genesis verkaufen nicht nur weiterhin Fahrzeuge, die eindeutig nicht die beworbene Leistung erbringen, sie haben auch einen Software-Patch veröffentlicht, der die Ladeleistung erheblich verschlechtert und die Lücke zwischen dem, was sie versprochen haben, und dem, was sie gehalten haben, vergrößert“, erklärt Steve Berman, der den Fall vor Gericht bringen will.

„Autobesitzer sind auf ihr Auto angewiesen, um zur Arbeit zu fahren, ihre Kinder zur Schule zu bringen und um Arzttermine wahrzunehmen. Wenn man morgens unerwartet ein Auto mit leerer Batterie vorfindet, ist das mehr als ein Ärgernis und könnte in einem Notfall schlimme Folgen haben“, so Berman weiter. „Das sind keine Hybride. Die Batterieladung ist essenziell, und wir glauben, dass der Zustand dieser E-Fahrzeuge einfach inakzeptabel ist.“

Die Klage wurde in Kalifornien eingereicht. Es ist nicht klar, wann (oder ob) sie vor einem Richter verhandelt wird. Hyundai und Kia haben sich dazu bislang noch nicht geäußert.
businesswire.com

9 Kommentare

zu „USA: Hyundai-Fahrer ziehen wegen langsamer Ladevorgänge vor Gericht“
Sven WITTERSTEIN
01.08.2023 um 17:47
Kann der OBC der US Modelle mehr als 3AC/16A also 11kW oder 1AC/32A also ca. 7kW? Was ist das für eine hohe Amperezahl in dem Artikel? Haben die dort überhaupt so starken Hausanschluss? 11kw 3ac bei 77kWh bzw. Basismodell 55kWh wäre doch die angegebene Zeit, und fahren die dort wirklich jeden Tag drei bis sechs Stunden den Akku leer also hunderte Kilometer im Alltag? Das wirkt wie Hauptsache klagen...
Sven WITTERSTEIN
01.08.2023 um 17:56
46 Ampere? Einphasig oder Dreiphasig? Haben die US Modelle andere OBC, die mehr als 7kW einphasig und 11kW dreiphasig (16A) können? Und fahren die im falle des 6er im Alltag drei bis fünf Stunden Űberland so 500km täglich den Akku leer? Leben im Auto? Mit 11kw sieben h zu fünf h je nach Akku doch ok? Was braucht es fur Hausanschluss und Ladekabeldicke fur 46A? Klingt iwie unrealistisch...
Sven WITTERSTEIN
01.08.2023 um 18:04
Ok, selbst beantwortbar, USA haben ja 110V, dann ist es klar und ärgerlich fur die Kunden, wenn nach 30min nur mit 5-8kW weitergeht....
Philipp
02.08.2023 um 06:51
Das ist ein sehr amerikanisches Problem, das mit der einfachen Elektroinstallation in amerikanischen Häusern zusammenhängt. Dort gibt es 110V für einfache Anwendungen und 220V für Geräte mit hohem Leistungsbedarf wie Herd, Trockner, Boiler oder Klimaanlage. Und nun auch Wallboxen. Bei einer solchen Split-Phase-Installation gibt es nur zwei Leiter und einen Neutralleiter. Jede Phase hat 110V gegenüber N, und 220V gegenüber dem anderen Leiter (180° phasenverschoben). Es gibt daher nur 2x220V und nicht wie bei uns 3x380V.Geringere Spannung und geringere Anzahl der Phasen führen zu deutlich höheren Ladeströmen. Während eine 3x380V-32A-Wallbox in Europa 22kW übertragen kann, braucht es in Amerika 2x220Vx48A für eine ähnliche Leistungsübertragung.Tatsächlich ist aber der Typ-2-Ladestecker für 3x63 A ausgelegt und sollte daher auch in den USA und Kanada keine Probleme verursachen. Bei Nutzung eines schlechten Ladekabels (mangelhafte Kontaktflächen oder zu geringe Kontaktkräfte) oder Korrosion am Stecker des Fahrzeugs oder Ladekabels führen allerdings zu einem erhöhten Widerstand und entsprechender Erwärmung.Eine Reduktion der Stromstärke ist hier natürlich wesentlich besser, als den Ladevorgang abzubrechen. So steht am Morgen zumindest eine Teilladung zur Verfügung
kph130
03.08.2023 um 08:58
Gibt es in den USA überhaupt schon Typ2-Ladestecker? Dort war doch bisher Typ1 (siehe CCS1) üblich?!
Lukas P
03.08.2023 um 09:47
Genau - in den USA werden keine Typ2-Stecker verbaut, da kein dreiphasiges Stromnetz vorhanden ist.Der Typ1-Stecker wird als L-N-PE (110 V) oder L1-L2-PE (220 V) betrieben.Typ1 und Typ2 sind laut der jeweiligen Normen für bis zu 80 A entworfen.
erFahrer
02.08.2023 um 08:52
Danke. Ja hier kommt zu Tage was seit Jahrzehnten ein normativer Schwelbrand ist. Die UL-Normen haben die Elektroinstallation auf dem Niveau von Mitte des 20. Jahrhunderts eingefroren. Dort werden weiterhin Drähte verdrillt und mit „Drahtnüssen“ fixiert. US-Elektrotechnik und Tesla-Fahrzeuge - nirgends ist der technische Graben tiefer als in den USA. Und das ist nur eine Kröte die für die IRA-Gierigen dauerhaft zu schlucken ist. Technischer Stillstand beim Versorgernetz, wie an jedem Eck der USA mit seinen Freileitungsortsnetzen ersichtlich ist, kommt noch dazu. Ob das noch gelöst werden kann? Sieht nicht so aus, lieber verklagt man ein ausländisches Unternehmen, das zu vertrauensseelig war und dachte man wäre dort auf dem technischen Niveau in Korea. Ps. Die Federkraft-Anschlusstechnik bei EU-Haushaltssteckdosen hat ebenfalls ihre „Qualität“ - wie gut das es nun TYP2 gibt.
Carsten
03.08.2023 um 17:35
In den USA gibt es für die Typ-1 Stecker im Gebäude 2*120V (=240V) mit bis zu 50A. Dazu werden die 3 einphasigen Ladestränge des 11kW Laders parallel geschaltet (3*16A = 48A). Wenn jetzt die Kontakte oder Verbindungen nicht gut genug sind, werden diese zu warm, so daß abgeregelt werden muss.Es fehlt einfach der Hinweis an den Benutzer, dass sein Equipment gereinigt / repariert werden muss.Für Unternehmen / Schulen, sind jedoch 3-phasige Netzanschlüsse üblich. Daher werden die elektrischen Schulbusse mit Typ-2 Steckern versorgt.
Egon Kohler
07.08.2023 um 19:16
Ist wirklich eine interessante Frage, was denn genau warum genau zu heiss wird. Die Dose am Auto ist (hoffentlich) für die 48A ausgelegt, hat aber eine Temperaturmessung welche den Onboard Lader abregelt wenn's zu warm wird. Sollte diese Überhitzung an "schlechten" Ladekabeln / Steckern liegen (zu hoher Übergangswiderstand infolge schlechter Crimpung / zu schwaches Material / Korrosion / Verschmutzung / ...) , die nicht von Hyundai zu verantworten sind, dann dürfte die Klage wenig Chancen haben. Ansonsten - let's see, Renault hat auch schon routinemässig Ladekabel getauscht (verdeckter Rückruf) weil die originalen nicht gut genug waren.

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