IAA: Leapmotor will den europäischen Markt erobern

Leapmotor kommt nach Europa – und zwar gleich mit zwei Fahrzeugen. Auch Deutschland stehe auf dem Expansionsplan, sagte der chinesische Autohersteller auf der IAA.

Bereits im kommenden Jahr will Leapmotor die Zertifizierung für zwei seiner Elektroautos für den europäischen Markt haben – den T03, der bereits in Frankreich erhältlich ist, und den auf der IAA enthüllten C10. Danach will der Hersteller jedes Jahr ein neues Fahrzeug für Europa vorstellen – so die Ankündigung.

Bislang sprechen die Chinesen nur von „Europa“. In welche Märkte Leapmotor konkret investieren will, stehe noch nicht fest. Auch einen konkreten Zeitplan gibt es noch nicht. „Uns fehlen die Ressourcen, um in mehreren EU-Märkten gleichzeitig zu starten“, sagte Matt Lei, der das internationale Geschäft für Leapmotor leitet, bei einem Gespräch mit Journalisten in München. Aber Deutschland sei ein sehr interessanter Markt, fügte er hinzu.

Zum Preis macht das Unternehmen noch keine Angaben und sagt nur, dass es, wenn die Zeit gekommen sei, „einen fairen Preis“ für seine Fahrzeuge bestimmen und dass sich dieser an dem Preis eines Verbrenners mit derselben Ausstattung orientieren werde. „Wir sind fest entschlossen, in diesen Markt zu expandieren“, betonte Lei. Der Hersteller sehe großes Potenzial für seine Fahrzeuge in Europa, auch, um eine „Lücke“ hier zu füllen.

„Das Angebot der Fahrzeuge deckt sich nicht mit der Nachfrage der Kunden“, erklärt Lei. „Wir wollen besser verstehen, was genau der Kunde erwartet und eben genau das liefern. Natürlich ist der Wettbewerb in Europa groß. Aber wir geben unser Bestes, um diesen Markt zu verstehen, den Kunden zu verstehen und um dann das am besten passende Produkt anzubieten.“

Aber da hören die Pläne von Leapmotor noch nicht auf – auch wenn der Hersteller den Journalisten weiterhin definitive Antworten schuldig bleibt. Dennoch deutet Lei (nach Rücksprache mit seinen chinesischsprachigen Kollegen, die neben ihm am Tisch bei der Pressekonferenz sitzen) an, dass Leapmotor eine Produktionsstätte in Europa eröffnen könnte. Man schaue sich den Markt genau an, erklärte Lei, betonte im selben Atemzug aber, dass eine europäische Fabrik keine Priorität habe. Immerhin sei Leapmotor ein Startup und habe somit limitierte finanzielle Mittel.

Der neue C10 fährt in München vor

Das neue E-SUV aus China, der C10, ist das erste Fahrzeug des Herstellers, das auf der neuen E-Plattform Leap 3.0 basiert, die Leapmotor ebenfalls auf der IAA in München vorgestellt hat.

Das bedeutet unter anderem, dass der Stromer mit einem Elektroantrieb ausgestattet ist sowie mit dem „intelligenten Cockpit mit einem Qualcomm Snapdragon 8295-Chip und einem führenden intelligenten Fahrsystem“. Viel konkreter wird der Hersteller nicht, zumindest nicht mit Blick auf das neue Fahrzeug.

Bei seiner Plattform geht der Hersteller dann doch etwas mehr Detail. So sind 88 Prozent der verwendeten Bauteile austauschbar, beziehungsweise können für alle auf der Plattform basierenden Fahrzeuge verwendet werden, was die Entwicklungs- und Produktionskosten senken soll. Der ölgekühlte Elektroantrieb hat eine Leistung von 170 kW bis 250 kW und soll sowohl für einen Hinterrad- als auch für einen Allradantrieb geeignet sein. „Durch die Integration der Hochspannungs-Siliziumkarbid-Technologie in den ölgekühlten Flachdraht-Elektroantrieb wird ein umfassender Wirkungsgrad von 92 Prozent erreicht, und das bei einem Gewicht von nur 76 Kilgramm“, schreibt das Unternehmen in seiner Mitteilung zur neuen Plattform.

In Sachen Akku setzt der Hersteller auf eine Cell-to-Chassis-Technologie (CTC), was bedeutet, dass die Batteriezelle ohne den Zwischenschritts eines Batteriemoduls verbaut werden und das Batteriepack an sich strukturell belastet wird. Das soll laut Leapmotor die Reichweite, Leistung und Sicherheit der Batterie verbessern. Und die neue E/E Architektur „Four-Leaf Clover“ soll der „Wendepunkt von einem Elektrofahrzeug mit Steuerung zur intelligenten Mobilität“ sein, da sie erstmals die Bereiche Cockpit, Pilot, Energieversorgung und Fahrzeugkarosserie „nahtlos integriert“.

Leapmotor sucht Kooperationen

Die Chinesen sind für Kooperationen offen. Das betonten sowohl Matt Lei in der Pressekonferenz, als auch die Pressemitteilung, die nach der auf Chinesisch gehaltenen Vorstellung der Leap-3.0-Plattform veröffentlicht wurde. Dort heißt es, dass das Unternehmen vier verschiedene Technologie-Kooperationsmodelle anbiete, von Schlüsselkomponenten bis hin zu ganzen Fahrzeugen.

Seit ein paar Wochen kursieren Gerüchte, dass sowohl Volkswagen also auch Stellantis eine Partnerschaft mit Leapmotor aushandeln. VW könnte demnach die Technik von Leapmotor, konkret die oben erwähnte Elektronik-Architektur „Four-Leaf Clover“, in preisgünstigen E-Autos der in China zusammen mit FAW betriebenen Automarke Jetta einsetzen. Wie eine mögliche Zusammenarbeit mit Stellantis aussehen oder über welche Marke des Autokonzerns diese laufen könnte, ist allerdings noch unklar. Berichten zufolge erwäge Stellantis eine Investition in einen chinesischen E-Autobauer oder eine Geschäftspartnerschaft, die dem Konzern beim Wachstum in China helfen würde.

Bestätigen wollte Leapmotor diese Gerüchte nicht. Auch der Frage, ob eine Kooperation mit einer westlichen Marke in China den Eintritt in den europäischen Markt erleichtern könnte, wich der Leiter der internationalen Business-Abteilung geschickt aus und betonte nochmals: „Wir sind für Kooperationen offen, insbesondere für Kooperation im Bereich Technologie“.
businesswire.com

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