Video - 26:11 minPolitik

„Keine Angst vor der eigenen E-Courage“ – Christian Hochfeld, Agora Verkehrswende

hochfeld live web min

Christian Hochfeld, Direktor beim Thinktank Agora Verkehrswende, brachte das Thema „Keine Angst vor der eigenen E-Courage! Deutschland, die Autoindustrie und das 15-Millionen-Ziel“ mit zu unserer Online-Konferenz, die sich damit beschäftigte, was das Jahr 2024 für die Elektromobilität bringt.

Hochfeld setzt sich vor allem mit der politischen Perspektive auseinander – etwa wie das viel zitierte 15-Millionen-Ziel der Bundesregierung noch erreicht werden kann oder welche Maßnahmen nötig wären, um die CO2-Emissionen des Verkehrssektors endlich zu senken.

Sein Eröffnungs-Statement bei unserer Online-Konferenz machte den Ernst der Lage klar: „Die Hütte brennt! Die Frage ist, wie wir das Ganze löschen.“ Hochfeld saß auch bei den Autogipfeln im Kanzleramt mit Politik und Wirtschaft am Tisch. Über konkrete Inhalte und Aussagen schweigte er zwar, sagte aber: „Es verwundert immer wieder, dass die Politik Ziele formuliert, aber dann keine echten Maßnahmen ergreift und diese Lücke dann stehen lässt. In Deutschland wirkt es oft so, als sei das Ziel schon erreicht, sobald man es formuliert hat.“ Positiv sei aber, dass sich bei dem Treffen Politik und Wirtschaft „einhellig“ zum 15-Millionen-Ziel bekannt hätten. „Aber bei der Frage, wie das erreicht werden soll, wird es sehr dünn.“

Die Zahlen sprechen aber bekanntlich eine eigene Sprache: Die CO2-Emissionen des Verkehrssektors bleiben bereits heute hinter den Zielen aus dem Klimaschutzgesetz zurück – und es gibt wenig Bewegung, wie der immer weiter sinkende Pfad der CO2-Ziele erreicht werden soll. Ein kurzes Rechenbeispiel von Hochfeld: Bei derzeit rund drei Millionen neu zugelassenen Autos pro Jahr in Deutschland werden bis 2030 noch etwa 21 Millionen Autos neu auf die Straße kommen. Da derzeit aber nur rund 1,3 Millionen Elektroautos im Bestand sind, müssen 13,7 dieser 21 Millionen Neuzulassungen rein elektrisch sein – also zwei Drittel. Andersrum gesehen hätte Deutschland nur noch ein Budget von rund sieben Millionen neuen Verbrennern und dann wäre Schluss – wenn das 15-Millionen-Ziel steht.

Doch das wird laut Hochfeld zunehmend unwahrscheinlicher: „Eine echte Verschiebung bei der Neuzulassungsstruktur gab es immer nur dann, wenn sich Regulierungen und Förderungen ändern“, so der Direktor von Agora Verkehrswende.

Auch in Zeiten der Haushaltsdebatte und zunehmend begrenzter Fördergelder hält Hochfeld weitere Maßnahmen für angebracht – aber kein Revival des Umweltbonus, von dem der Experte ohnehin kein Fan war. „Es gibt drei Instrumente, die weitestgehend haushaltsneutral, aber wirksam sind: eine Reform der Dienstwagenbesteuerung, eine Reform der Kfz-Steuer und ein CO2-Preis beim Klimageld.“ Bei den Dienstwagen soll der Vorteil für E-Autos etwa nicht abgeschafft, sondern vergrößert werden – damit Verbrenner bei der nächsten Fahrzeugbeschaffung unattraktiver werden. Ganz ohne neue Haushaltsmittel dürfte es aber nicht gehen. Denn es müssen nicht nur Fahrzeuge elektrifiziert werden, sondern der Verkehr auch auf Bus, Bahn, Fahrrad und Fußverkehr umgelagert werden. „Um die Klimaschutzziele zu erreichen, braucht es ein in sich stimmiges Gesamtkonzept für die Verkehrswende, bei dem alle Elemente ineinander greifen“, schließt Hochfeld seinen Vortrag. „Wenn wir jetzt nicht reagieren, wird es sehr schwierig, die Klimaschutzziele zu erreichen und vor allem fallen wir auch bei der Industrie international zurück.“

1 Kommentar

zu „„Keine Angst vor der eigenen E-Courage“ – Christian Hochfeld, Agora Verkehrswende“
Joa Falken
19.02.2024 um 08:36
Würde es in Gebieten mit hohem Parkdruck mehr für E-Autos reservierte Anwohnerparkflächen geben, wäre das Ziel leicht erreichbar.Bloß setzen sich die Grünen nicht für Autos ein, auch nicht für elektrische, und die SPD und CDU nicht gegen Verbrennerautos.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert