Fisker stellt eigene Zukunft in Frage

Der Elektroauto-Hersteller Fisker warnt in seinem aktuellen Geschäftsbericht davor, dass er seinen Betrieb möglicherweise nicht fortführen kann. Die aktuellen Ressourcen seien nicht ausreichend, um die nächsten zwölf Monate abzudecken.

Bild: Fisker

Derartige Warnungen kommen hin und wieder vor und münden nicht zwangsweise in der Insolvenz eines Unternehmens. Damit weist das Fisker-Management die Anleger auf das erhöhte Risiko hin – und schützt sich so, gerade in den USA, vor etwaigen Anleger-Klagen, falls es doch zur Insolvenz kommt.

Klar ist aber: Das Unternehmen benötigt zusätzliches Kapital und kündigt an, seine Belegschaft um etwa 15 Prozent zu reduzieren. Alleine im vierten Quartal stand ein Nettoverlust von 463,6 Millionen US-Dollar, umgerechnet 428,7 Millionen Euro – im Q4 2022 lag der Verlust noch bei 170 Millionen Dollar. Der Umsatz lag im Schlussquartal 2023 bei 200 Millionen Dollar, womit die Analysten-Erwartung von rund 310 Millionen Dollar deutlich verfehlt wurde.

Dass es nicht rund läuft bei Fisker ist seit Monaten bekannt. Die Produktionsprognose für 2023 hatte das Unternehmen mehrfach gesenkt, von anfangs über 42.000 Einheiten auf zuletzt 10.000 Fahrzeuge. Bei der jüngsten Korrektur der Prognose – wohlgemerkt erst im Dezember – wurde der Schritt damit begründet, im Dezember weniger Fahrzeuge als bisher geplant zu produzieren, um „der Liquidität Vorrang einzuräumen und über 300 Millionen US-Dollar an Betriebskapital freizusetzen, was zusätzliche Geschäftsflexibilität schafft“.

Fisker abhängig von neuem Vertriebsmodell

„2023 war ein herausforderndes Jahr für Fisker, einschließlich Verzögerungen bei Lieferanten und anderen Problemen, die uns daran hinderten, den Ocean SUV so schnell auszuliefern, wie wir erwartet hatten“, sagt CEO Henrik Fisker.

Im Januar hatte Fisker bereits angekündigt, neben dem bekannten Direktvertriebs-Modell auch Händler etablieren zu wollen. Laut Reuters hat das Unternehmen bisher 13 Handelspartner in den USA und Europa unter Vertrag genommen. Fisker sagte, sein Geschäftsplan sei „in hohem Maße abhängig“ von der erfolgreichen Umstellung auf das neue Händlerpartnermodell in diesem Jahr.

Zudem nennt das Unternehmen zwei weitere, mögliche Rettungsanker. Fisker verhandelt derzeit mit einem großen Autohersteller über eine mögliche Investition und eine Entwicklungspartnerschaft. Um welche Summe und welchen Autobauer es dabei geht, wurde aber nicht bekannt. Fisker selbst hat keine eigene Produktion und will eine schlanke Design- und Entwicklungsfirma sein. Der Ocean wird bei Magna in Graz gebaut, für den angekündigten Kleinwagen Pear ist Fisker eine Partnerschaft mit dem Auftragsfertiger Foxconn eingegangen.

Zusätzlich zu den Gesprächen mit dem großen Autohersteller sagte Fisker, man führe Gespräche mit einem Schuldner über eine mögliche Investition. Auch hierzu sind keine weiteren Details bekannt. Fisker gibt als Produktionsprognose für 2024 eine Spanne von 20.000 bis 22.000 Ocean an (also rund die Hälfte des ursprünglichen 2023er Ziels). Um dieses Volumen zu erreichen, benötigt Fisker nach eigenen Angaben bereits eine zusätzliche Finanzierung. Bleibt diese aus, sei man gezwungen, die Produktion des Ocean zu reduzieren, Investitionen zu kürzen und weitere Arbeitsplätze abzubauen. Auch künftige Modelle die der Pear und der E-Pickup Alaska liegen derzeit auf Eis. „Wir planen nicht, mit externen Ausgaben für unsere nächsten Projekte zu beginnen, bis eine strategische Partnerschaft besteht“, so Henrik Fisker in dem Analysten-Call.

Bereits zuvor hatten die eMobility-Startups Rivian und Lucid ihre Jahreszahlen vorgelegt und dabei ebenfalls hohe Nettoverluste präsentiert. Rivian und Lucid stellen aber nicht den eigenen Fortbestand in Frage. Beide Unternehmen rechnen für 2024 jedoch mit einer Produktion auf Vorjahresniveau und somit nicht mit einem Wachstum.

reuters.com, fiskerinc.com

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