Amperfied steigt in DC-Lade-Geschäft ein

Amperfied, die Ladeinfrastruktur-Tochter der Heidelberger Druckmaschinen AG, stellt auf der Fachmesse Power2Drive ihre modulare DC-Schnellladelösung unter dem Namen Amperfied Dynamic DC vor. Auch die zugehörigen Services will Amperfied anbieten.

Bild: Amperfied

Bei der Amperfied Dynamic DC sollen eine hohe Verfügbarkeit, Effizienz und die dynamische Leistungsverteilung im Fokus stehen, wie der Mutterkonzern Heidelberger Druckmaschinen AG anlässlich der Premiere auf der Power2Drive mitteilt. Damit steigt das Unternehmen, das bisher verschiedene Varianten an AC-Wallboxen produziert und verkauft hat, in das Geschäft mit Gleichstrom-Schnellladesäulen ein.

Der strategische Hintergrund ist einfach: „Die Zukunft des kommerziellen Ladens wird im wachsenden Markt des DC-Schnellladens erwartet“, schreibt Heidelberger. Und an diesem Markt will man mit Amperfied und den neuen DC-Produkten mitmischen und mitverdienen. Da man bei Heidelberger davon ausgeht, dass dazu „Systeme und Service in Industriequalität erforderlich“ seien, sieht man sich selbst gut gerüstet.

Das neue Angebot soll sich „vor allem an den steigenden Bedarf von Ladeparks, Logistikdepots oder Speditionsflotten nach hochverfügbaren Systemlösungen“ richten. „Denn nur mit schnellen und funktionierenden Ladepunkten können sowohl Ladeinfrastruktur-Betreiber (Charge Point Operators, CPOs) ausreichend Erträge erzielen und ihre Kunden zufriedenstellen als auch Logistiker ihre Lieferketten aufrechterhalten“, heißt es in der Mitteilung. Das aktuelle AC-Geschäft soll trotz dieser Begründung weiterlaufen, denn erst vor wenigen Wochen hat Amperfied einen Großauftrag von SAP an Land gezogen und rüstet die Liegenschaften des Dax-Konzerns mit Ladepunkten für die wachsende Elektroflotte von SAP aus.

Zurück zu den DC-Lösungen: Bei der Amperfied DC Dynamic handelt es sich nicht um Standalone-Ladesäulen, sondern eine Lösung mit einer zentralen Leistungseinheit, an die bis zu sechs schlanke Dispenser mit je zwei Ladepunkten angeschlossen werden können. Die zentrale Leistungseinheit steuert dabei intelligent die verfügbare Ladeleistung so, dass die Auslastung des Gesamtsystems optimiert wird – je nach Anzahl und Art der angeschlossenen Fahrzeuge. Da so ungenutzte Kapazitäten in der zentralen Leistungseinheit vermieden werden, sieht Amperfied in diesem Konzept einen „klaren Vorteil gegenüber starren Standalone-Lösungen“.

Die maximale Anzahl von zwölf Ladepunkten (also sechs Dispensern mit je zwei DC-Ladekabeln) muss nicht ausgeschöpft werden, da die Betreiber das modulare System flexibel zusammenstellen und auch später erweitern können. Ist die höchstmögliche Anzahl an Ladepunkten gefragt, kann an jedem CCS-Anschluss mit bis zu 300 Ampere und 240 kW geladen werden. Geht es um die höchste Einzelleistung, können bis zu acht Ladepunkte mit 500 Ampere und 480 kW versorgt werden – oder eine „bedarfsgerechte Mischung aus beidem“, wie Amperfied schreibt. Dazu kommt, dass die Dispenser etwas entfernt von der zentralen Leistungseinheit aufgebaut werden können und mit ihrem schlanken Design eine Installation ohne Stellplatzverlust ermöglichen sollen. Die Bedienung erfolgt über ein 15,6 Zoll großes Touch-Display.

Beim Betrieb setzt Amperfied auf die eigene Software Pionix BaseCamp. „Dieses basiert auf dem Open-Source-Framework EVerest, das eine breite Kompatibilität und eine kontinuierliche Weiterentwicklung gewährleistet. Hierauf bauen das User Interface und weitere anwendungsspezifische Softwarekomponenten auf“, so das Unternehmen. Mit Funktionen wie Predictive Maintenance und einem Monitoring sollen Ausfälle frühzeitig erkannt werden, was die Uptime der Ladesäulen erhöhen soll. In Verbindung mit einem umfassenden Servicepaket soll folglich die Verfügbarkeit der Ladepunkte maximiert werden. „Heidelberg wird mit seinem engmaschigen Service- und Logistiknetz für reaktionsschnellen Support und hohe Verfügbarkeit von Ladeinfrastruktur sorgen“, kündigt Jürgen Otto, Vorstandsvorsitzender von Heidelberg, an.

Guter Service als USP

Genau das soll das große Alleinstellungsmerkmal von Amperfied in der DC-Welt werden. Auf die Frage von electrive, warum man genau jetzt in den heiß umkämpften DC-Markt einsteige, antwortete Amperfied-Geschäftsführer Robin Karpp auf der Power2Drive: „Am Anfang ging es darum, überhaupt Ladepunkte zu haben. In nächster Konsequenz ging es darum, schneller laden zu können. Und jetzt geht es darum, zuverlässiger laden zu können. Und hier können wir tatsächlich eine Stärke des Heidelberg-Konzerns ausspüren, nämlich industriellen Service, industrielle Verfügbarkeit darstellen zu können. Dass wir Ladeelektronik herstellen können, das ist schon länger der Fall.“ Über den vorhandenen Heidelberg-Service und eine „sehr ausgeklügelten Logistik für Ersatzteile“ könne der Konzern garantieren, „innerhalb von 24 Stunden an jeden Flecken dieser Erde Ersatzteile zu liefern“, so Karpp.

Auch beim Vertrieb geht Amperfied neue Wege: Neben dem Kauf werden die DC-Produkte auch in einem sogenannten verfügbarkeitsbasierten Betriebsstundenmodell angeboten, das auf der Erfahrung von Heidelberg im Betrieb von Investitionsgütern und performancebasierten Serviceangeboten basiert. „Statt die reine Hardware zu kaufen, zahlen unsere Kunden nur, wenn sie tatsächlich Energie verkaufen können. So schaffen wir gleichgerichtete Interessen. Wir sind für eine funktionierende Ladeinfrastruktur verantwortlich“, so Karpp. „Die Betreiber müssen sich nur um die Auslastung des Ladeparks kümmern.“ Dies minimiert das finanzielle Risiko für Betreiber und reduziert die Anfangsinvestitionen.

Karpp zieht eine Parallele zu dem Kerngeschäft des Mutterkonzerns bei Druckmaschinen. „Dort verkauft man Performance. Es werden bestimmte Verfügbarkeiten und Ausbringungslängen vertraglich garantiert“, erklärt der Amperfied-Geschäftsführer im Gespräch mit electrive-Chefredakteur Peter Schwierz. „Und der Kunde zahlt dafür, statt für das Equipment, mit dem es erzeugt wird. Und wir möchten in einer Endkonsequenz unseren Kunden Verfügbarkeiten verkaufen, statt Ladepunkte oder statt Ladesatelliten. Deswegen ist es für uns gar nicht so erheblich, welche Stückzahlen wir verkaufen, sondern wie viele Kunden Ladepunkte wir unter Vertrag bekommen, die wir dann über unser Netzwerk servicen können.“

Unerwartet hohe Nachfrage aus dem Lkw-Bereich

Für dieses Modell erhält Amperfied laut Karpp ein großes Interesse aus dem Bereich der E-Lkw – weil für Logistiker zähle eben nicht der Ladepunkt, sondern dass in einem bestimmten Zeitfenster der Akku des Fahrzeugs zuverlässig geladen sein muss. Daher baut Amperfied derzeit einen eigenen E-Lkw-Charging-Hub auf, „mit dem wir möglichst viel testen können und eigene Erfahrungen sammeln“, so Karpp. Denn: „Ehrlicherweise sind wir reingegangen, um erst einmal Pkw zu versorgen. Dass es jetzt aktuell so eine starke Nachfrage von den Lkw gibt, ist eigentlich ein glücklicher Umstand. Ich würde Stand jetzt sagen, dass wir die ersten Ladeparks mit Serviceversorgungsverträgen im E-Lkw-Bereich umsetzen werden.“

Übrigens: Auf der Power2Drive hat mit Mennekes ein weiterer Anbieter von AC-Ladelösungen seinen Einstieg in die DC-Welt verkündet, in diesem Fall allerdings per Asset Deal mit Charge-V. Was Mennekes genau plant und wann die DC-Lader auf den Markt kommen, können Sie hier nachlesen.

Quelle: Info per E-Mail

Redaktionelle Mitarbeit: Peter Schwierz auf der Power2Drive

1 Kommentar

zu „Amperfied steigt in DC-Lade-Geschäft ein“
Peter S.
07.05.2025 um 16:28
Spannend! Aber die wichtigste Frage sollte sein, woher die Leistungselektronik kommt. Ist die selbstentwickelt und „inhouse“ oder der nächste DC-Charger mit Leistungsmodulen aus China. Hier wäre die sehe ich weder einen Vorteil in der Wertschöpfung noch eine Zukunftsicherheit für die Betreiber. Auf der Messe stehe gefühlt 100 weitere Hersteller die plötzlich mit DC in den Markt kommen aber auf billige Module aus Fernost setzen. Und was passiert, wenn wir in der EU plötzlich erkennen, dass die Stromnetze noch viel kritischer sind als das Handynetz ;)

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