Phoenix Contact präsentiert CCS-Stecker für 1.000 kW

Auf der Power2Drive hat Phoenix Contact die zweite Generation seines HPC-Ladesteckers CHARX connect professional vorgestellt – mit bis zu 1.000 kW Ladeleistung im Boost-Modus. Und das nicht etwa mit dem neuen Megawatt-Standard, sondern mittels CCS. Zudem präsentiert das Unternehmen auch neue CCS-Ladedosen, allerdings mit geringerer Leistung.

Bild: Carla Westerheide

Dass die 1.000 kW (kurzzeitig) mit dem neuen CCS-Stecker möglich sind, führt das Unternehmen aus dem westfälischen Blomberg zu der Ankündigung, man habe das „High Power Charging“ neu erfunden. Bisher war der Combined Charging Standard auf mehrere hundert Kilowatt Ladeleistung begrenzt. Mit den üblichen 500 Ampere Ladestrom sind bei 400 Volt Systemspannung im Fahrzeug maximal 200 kW möglich, mit 800-Volt-Stromern sind es bis zu 400 kW. Aber selbst bei Elektro-Lkw mit deutlich größeren Batterien als in E-Autos können solche Ladeleistungen oft nicht lange gehalten werden, da die Ladestecker und -kabel unter Last schnell überhitzen.

Das will Phoenix Contact mit seiner Messe-Premiere von der Power2Drive auf ein anderes Level heben. Denn die zweite Generation des flüssigkeitsgekühlten CCS-Ladesteckers CHARX connect professional schafft bis zu 1.000 kW im Boost-Modus und kann dauerhaft 800 kW übertragen. „Ermöglicht wird dies durch ein neu entwickeltes Kühlkonzept, bei dem die umwelt- und wartungsfreundliche Kühlflüssigkeit für eine besonders effiziente Kühlung direkt durch die Leistungsadern geleitet wird“, teilt das Unternehmen mit.


„Dieser Stecker ist in der Lage, die maximale Ladeleistung für Busse und Lkw sowie für die künftige Generation von Personenkraftwagen zu erbringen“, sagte Michael Heinemann, CEO von Phoenix Contact E-Mobility, bei der Vorstellung. „Alle Fahrzeuge, die mit CCS2 ausgestattet sind – es gibt natürlich viele Autos, viele Nutzfahrzeuge, viele Busse, viele Lastwagen – werden von den etwa 100.000 bestehenden CCS2-Ladegeräten in Europa profitieren. Das ist wirklich die große Sache.“ Seine Entwicklungen rund um den Megawatt-Ladestandard MCS wird Phoenix Contact aber weiter vorantreiben.

Außerdem soll die zweite Generation trotz der Megawatt-Leistung 20 Prozent leichter sein und so ein komfortableres und einfacheres Handling des Steckers samt Kabel ermöglichen – letzteres sei „aufgrund des neuen Aufbaus deutlich flexibler“. Dazu soll auch die verbesserte Ergonomie im Griffbereich beitragen, so Phoenix Contact. Und da sowohl der Steckgesichtrahmen als auch sämtliche Kontakte des HPC-Steckers ohne Öffnen des Gehäuses und Ablassen der Kühlflüssigkeit getauscht werden können, soll auch die Wartung günstiger und nachhaltiger werden.

Im Fokus des neuen Produkts steht aber ganz klar die Ladeleistung. Bei aktiver Kühlung sind laut Phoenix Contact bis zu 1.000 Ampere Ladestrom im Boost-Modus und 800 Ampere dauerhaft möglich. Bei passiver Kühlung sind es jeweils 200 Ampere weniger, also 800 Ampere im Boost und 600 Ampere dauerhaft. Damit ist klar: Die DC-Bemessungsspannung liegt bei 1.000 Volt. Arbeitet ein Fahrzeug beispielsweise mit 800 Volt, sind also je nach Kühlung zwischen 640 und 480 kW Dauer-Ladeleistung möglich. Als Kühlmedium kommt eine Wasser-Glykol-Mischung zum Einsatz.

Darüber hinaus bietet die zweite Generation des CHARX connect professional eine zuverlässige Leckage-Erkennung sowie die eichrechtskonforme Abrechnung von Ladevorgängen durch die integrierte Vierleiter-Messtechnik. Neben einer Standardkonfektionierung des Leitungsendes sind auf Anfrage auch individuelle Anschlusskonzepte für Leistung, Signale und Kühlung erhältlich, um Ladesäulenhersteller beim Bau ihrer HPC-Ladestation zu unterstützen.

Auch für die Fahrzeughersteller hat Phoenix Contact ein neues CCS-Produkt auf seinem Messestand in München: Die CCS-Ladedosen CHARX connect universal fungieren als High-Power-Charging-Schnittstelle mit Ladeleistungen bis zu 700 kW, um die Ladezeiten von E-Fahrzeugen und mobilen Maschinen zu verkürzen. Erstmals stehen nun CCS-Typ-2-Ladedosen mit konfektioniertem Leitungssatz als installationsfertige Lösung zur Verfügung, teilt Phoenix Contact mit.

„Die neuen, einbaufertigen CCS-Typ-2-Ladedosen CHARX connect universal sind nun mit Standardsteckern für eine breite Palette von Marktanforderungen aus einer Hand verfügbar“, schreibt das Unternehmen. „Dabei sind die vorkonfektionierten Inlets kompatibel zu üblichen On-Board-Ladegeräten und zahlreichen PDU- und BMS-Anschlüssen. Sie ermöglichen das Retrofitting von Kabelverschraubungen und unterstützen das AC/DC-Laden für Nutzfahrzeuge, Schwerlastwagen und ähnliche Anwendungen.“

phoenixcontact.com, phoenixcontact.com (beide CCS-Stecker), phoenixcontact.com (CCS-Ladedose)

Redaktionelle Mitarbeit: Carla Westerheide von der Power2Drive

8 Kommentare

zu „Phoenix Contact präsentiert CCS-Stecker für 1.000 kW“
Lanzu
07.05.2025 um 12:04
Interessant zu sehen, wie der CCS-Stecker weiter entwickelt wird. Zunächst wird das wenig genutzt werden, aber mittelfristig wird das relevant werden. Ich bin echt gespannt auf wie viel das hinauslaufen wird . Irgendwann wird das Stromnetz usw. zum Flaschenhals.Wobei man das in einem Ladepark auch nicht überbewerten sollte. Ob nun 10 Fahzeuge 350 kW ziehen oder 5 Fahrzeuge 700 kW macht schließlich keinen Unterschied.
Michael
07.05.2025 um 12:19
Schön zu sehen wie sich die verschiedenen Komponenten gegenseitig hochschaukeln. Kaum bringen die Batteriehersteller Ladeleistung von bis zu 1000KW auf den Markt, kommen die Hersteller von Ladesäulen und Lade-Equipment und ziehen nach. Das ist auch dringend notwendig und offensichtlich ist da noch keine Grenze abzusehen.
Micha
07.05.2025 um 15:00
Also "dringend notwendig" ist Megawatt-Charging im PKW-Bereich nun wirklich nicht. Die Ladeleistungen, die mit CCS aktuell möglich sind, also bis 400 kW, dürften für 99.9% aller Fahrer ausreichen, wer mehr will ist wahrscheinlich noch nie Elektroauto gefahren und hängt gedanklich noch an der Zapfsäule fest.
Peet
07.05.2025 um 15:40
Ich verstehe nicht, warum CCS auf einmal 1000KW kann. Ich dachte der CCS Standard ist normiert und zwar auf maximal 500 Ampere?Klar kann ich einen höheren Strom draufschalten. Ich stelle mir das aber wie eine Steckdose vor. Da könnte ich auch mehr Strom draufschalten. Aber dann erfülle ich die Norm nicht mehr. Wurde die Norm überarbeitet und mehr Ladestrom zugelassen oder wie ist der Stand?
elektromat
07.05.2025 um 16:19
Es wird auch nicht der Strom erhöht sondern die Spannung, und Leistung in Watt ist Strom*Spannung. So schafft man mehr Leistung ohne die Stromstärke zu erhöhen, denn die wird limitiert durch Leitungsquerschnitte und Kontaktübergänge. So muss kein neuer Anschluss erfunden werden. Zur Not kann man dann noch ein Fahrzeug mit zwei Anschlüssen bauen und Akkus Parallel laden. Dann blockiert man dann zwei Säulen aber mit mächtig viel Leistung.
BG
07.05.2025 um 16:03
Das frage ich mich auch, allerdings, wenn nun bessere Kühlmethoden gefunden wurden, warum nicht einfach die Power erweitern. Alte Hardware wird dann halt max. 500A anfordern und bleibt in der "alten" Norm komplett sicher. Neue Hardware in PKW/LKW kann dann vielleicht wirklich irgendwann die 1000A im Boost, wenn auch die Ladesäule mitmacht. Es riecht nach Fortschritt...
FSM
07.05.2025 um 17:38
Beim Startvorgang und während dem Laden handeln Ladesäule und Fahrzeug die Parameter aus (insb. Strom/Spannung). Beide kennen ihre Grenzen (Quelle, Kabel, Stecksysteme und Verbindungen, Batterie). Die Steckertemperatur wird überwacht. So kann bei Bedarf der Strom reduziert werden. Daher spricht m.A. nichts gegen einen sicheren Betrieb jenseits der 500A. Norm muss dann geändert werden...
BG
07.05.2025 um 15:57
45min LKW Fahrerpause und dann durchgängig mit 800A/700V laden macht 560kWh. Das reicht doch für den nächsten 4,5h Arbeitsblock genau hin und das ungekühlt! LKW und PKW könnten am gleichen Stecker laden. Schöne NEWS!

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