Staatshilfen bleiben aus: Lion Electric wird wohl abgewickelt

Lion Electric, ein in Quebec ansässiger Hersteller von Elektrobussen, steht vor der Abwicklung, da die Regierung von Quebec keine weiteren öffentlichen Mittel mehr in das Unternehmen investieren will. Lion Electric hatte im Dezember Insolvenz angemeldet. Zum angestrebten Verkauf ist es seitdem nicht gekommen.

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Bild: Lion Electric

Wie der kanadische Sender CBC berichtet, wird Lion Electric höchstwahrscheinlich liquidiert. Das soll der Insolvenzverwalter des Unternehmens, Jean-François Nadon, am Montag bei einer Anhörung vor dem Obersten Gerichtshof gesagt haben. Nadon zufolge wären staatliche Hilfen eine Voraussetzung für den Verkauf des angeschlagenen Unternehmens gewesen. Doch die Regierung Quebecs weigert sich inzwischen, weitere öffentliche Mittel nachzuschießen. Angeblich sei eine Gruppe von Käufern interessiert gewesen, setzte jedoch einen Zuschuss von 24 Millionen Dollar von der Provinz voraus.

Die Wirtschaftsministerin von Québec, Christine Fréchette, erklärte laut CBC jedoch jüngst in einer Erklärung in den sozialen Medien, dass es unverantwortlich wäre, Lion weitere öffentliche Gelder anzubieten. Gegenüber Reportern erklärte sie anschließend, sie hätte erwartet, dass sich der private Sektor stärker engagiert. Die Regierung Québecs hat nach eigenen Angaben bereits stark in Lion Electric investiert – nämlich rund 140 Millionen Dollar. Insolvenzverwalter Nadon geht davon aus, dass die Regierung die Entscheidung, den Geldhahn abzudrehen, unter anderem wegen der „sozio-politischen Situation“ in den USA getroffen habe. Denn unter US-Präsident Donald Trump stehen E-Busse im wichtigen Markt USA weniger im Fokus und für Lion Electric schränke dies die Expansionsmöglichkeiten ein, so die Einschätzung des Sanierungsexperten.

Nach dem Nein der Regierung sollen bei Lion Electric fast alle Mitarbeiter entlassen worden sein. Nur ein Dutzend Beschäftigte seien noch aktiv, heißt es. Die drohende Liquidation deutete sich in den vergangenen Monaten bereits an. So schrieb das kanadische Portal „CTV News“ schon im November, dass sich die Verluste in den vorangegangenen vier Quartalen auf über 131 Millionen Dollar summiert hätten und 2024 bereits 520 Mitarbeitende (rund 40 Prozent der Belegschaft) entlassen wurden. Und: Lion Electric hatte bereits Ende 2023 einen Personalabbau in den USA und Kanada von rund zehn Prozent angekündigt, im Sommer 2024 wurden weitere 300 Stellen abgebaut.

Lion Electric ist bekannt für seine elektrischen Lastwagen und Schulbusse, die in den USA und Kanada verbreitet sind. Das Unternehmen begann mit schweren Elektrobussen, bevor es die Technologie auf die Lkw-Produktion übertrug. Doch der langsamere Umstieg auf Elektrofahrzeuge in Nordamerika hat die Kalkulation des Unternehmens über den Haufen geworfen, um es salopp auszudrücken. Im Sommer 2023 hatte Lion Electric noch ein neues Werk im US-Bundesstaat Illinois eröffnet, um dort bis zu 2.500 elektrische Schulbusse pro Jahr zu bauen, eine Erweiterung auf 20.000 E-Busse und E-Lkw war schon geplant. Mit dem sinkenden Absatz hat Lion Electric diese Investition aber nicht mehr einspielen können.

cbc.ca

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