Warum Direct Payment der Schlüssel zur E-Mobilität ist – Caroline Hagby, GLS Mobility
Caroline Hagby startete mit einer Beobachtung in ihren Vortrag: Trotz technologischer Stärke verbleibt Deutschland beim Thema Ladeinfrastruktur im europäischen Vergleich im „wohlwollenden Mittelmaß“. Während Länder wie die Niederlande bei Ladepunkten pro Einwohner oder Fläche deutlich weiter seien, bremse sich Deutschland selbst durch fragmentierte Lösungen aus.
Die Ursache sieht Hagby im sogenannten „Inseldenken“: „Jeder Teilnehmer bei uns in der Branche entwickelt an seinem eigenen Süppchen“, sagte sie. Die Folge sei eine heterogene Landschaft an Bezahlsystemen, die für Nutzer unübersichtlich und abschreckend sei.
Bezahlen sollte keine Hürde sein
Ein zentrales Problem sieht Hagby in der mangelnden Einfachheit des Zahlungsprozesses an Ladesäulen. Während Konsumenten im Alltag gewohnt sind, kontaktlos mit Karte, Handy oder Smartwatch zu zahlen, werden sie beim Laden oft mit QR-Codes, Apps und Registrierungen konfrontiert. „Stellen Sie sich vor, Sie gehen zum Bäcker und dürfen den Laden nicht mit Brötchen verlassen, weil Sie nicht die richtige Kundenkarte dabeihaben“, illustrierte sie anschaulich.
Der Vergleich mit Tankstellen, Supermärkten und der Bahn zeige deutlich, dass einfache Bezahlmöglichkeiten längst Standard seien. „Innovation ja, aber doch bitte an der richtigen Stelle“, forderte sie. Statt immer neue und proprietäre Bezahlsysteme zu entwickeln, sollte die Branche auf bestehende Standards setzen und diese konsequent umsetzen.
Vertrauen entsteht durch Funktionieren
Aus ihrer Sicht liegt die Lösung auf der Hand: ad-hoc Payment – also das spontane, direkte Bezahlen ohne vorherige Registrierung – muss flächendeckend ermöglicht werden. „85 Prozent aller Kartenzahlungen heute sind kontaktlos. Das ist also der Standard, der in der Branche angekommen ist.“ Die hohe Akzeptanz solcher Zahlweisen im Alltag sollte auch in der E-Mobilität die Norm sein.
Die derzeitige Komplexität schrecke nicht nur technikferne Nutzer ab, sondern schade letztlich auch der Branche selbst, weil potenzielle Kunden nicht zur E-Mobilität wechseln. Hagby betonte: „Wir müssen den Fahrer mit auf die Reise nehmen.“
Statt in der Basis – dem Bezahlen – Innovationskraft zu verschwenden, sieht Hagby enormes Potenzial in anderen Bereichen. Dazu zählen variable Stromtarife, intelligentes Parkraummanagement oder Vehicle-to-Grid-Konzepte. „Da können wir als Technologiestandort Deutschland Vorreiter sein – sollten wir sogar.“ Ein weiteres Feld sei die Regulatorik. Die aktuell sehr kurzsichtige Gesetzgebung hemme Investitionen und Innovationen. „Verbindlichkeiten sollten länger halten als eine Wahlperiode“, forderte sie.
Fazit: Gemeinsames Handeln statt Einzellösungen
Zum Abschluss ihres Vortrags rief Caroline Hagby dazu auf, gemeinschaftlich an den entscheidenden Stellen zu arbeiten. „Lassen Sie uns alle gemeinsam die Ärmel hochkrempeln – aber an der richtigen Stelle“, sagte sie. Der Fokus müsse auf Vereinfachung, Vertrauen und Nutzerfreundlichkeit liegen, damit Elektromobilität flächendeckend angenommen werde. Ihr Appell: Wer als Branche erfolgreich sein will, müsse sich am Nutzer orientieren und nicht an internen Optimierungszielen. Denn: „Der Strom muss fließen – und das Geld auch.“
Den gesamten Vortrag „Die Zukunft ist Ad-hoc: Warum Direct Payment entscheidend für das Wachstum der E-Mobilität ist“ von Caroline Hagby können Sie sich gern oben in unserem Videoplayer anschauen!
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