E-Lkw-Hersteller Bollinger Motors steht vor Insolvenz

Der amerikanische Elektrofahrzeughersteller Bollinger Motors, bekannt für seine kantigen und robusten Elektro-Lkw, steht kurz vor der Insolvenz. Ein US-Bundesrichter hat angeordnet, das Unternehmen unter Zwangsverwaltung zu stellen.

Bild: Bollinger

Diese Entscheidung fiel, nachdem bekannt wurde, dass Bollinger Motors seine finanziellen Verpflichtungen nicht mehr erfüllen kann. Mitarbeiter erhielten keine Gehälter mehr, Mieten blieben unbezahlt, und auch Lieferanten warteten vergeblich auf ausstehende Zahlungen.

Bollinger Motors aus Oak Park, Michigan, in der Nähe der Automobilmetropole Detroit war einst ein Hoffnungsträger im aufstrebenden Markt für elektrische Nutzfahrzeuge in den USA. Gegründet mit dem Ziel, robuste, emissionsfreie Fahrzeuge für gewerbliche Kunden zu bauen, hatte das Unternehmen die vollelektrischen Modelle B1, B2 (SUV und Pickup) sowie den B4, ein E-Lkw mit bis zu 7,2 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht, entwickelt. Bereits 2022 entschied sich das Unternehmen, sich nur noch auf Nutzfahrzeuge zu konzentrieren und damit auf den B4.

Die Produktion wurde jedoch bereits im Januar 2025 gestoppt, als das Unternehmen seine Fertigungsstätte bei Roush Enterprises nicht mehr nutzen durfte – aufgrund unbezahlter Rechnungen in Höhe von 1,8 Millionen US-Dollar.
Die Finanzlage hatte sich bereits seit Monaten verschlechtert. Der Gründer Robert Bollinger, der die Mehrheit seiner Anteile an Mullen Automotive verkauft hat, reichte Klage ein, nachdem ein Darlehen von 10 Millionen US-Dollar nicht zurückgezahlt wurde. Bollinger beschuldigte die aktuelle Unternehmensführung, insbesondere Mullen, das Unternehmen in die Krise geführt zu haben. Die Klage legt offen, dass Bollinger Motors seit der Übernahme keine klare strategische Führung mehr hatte und Versprechen nicht eingehalten wurden.

Probleme bei Marketing und Vertrieb

Ein ernüchterndes Bild ergibt sich auch bei der Produktlage: Obwohl Fahrzeuge im Wert von rund 5 Millionen US-Dollar auf Lager sind, fehlt es an Vertrieb und Marketing. Die Produktion kann zudem nur wieder aufgenommen werden, wenn ausstehende Rechnungen beglichen und neue Investoren gefunden werden, wie „Detroit News“ berichtet. Derzeitige Versuche, mit potenziellen Kunden oder strategischen Partnern ins Geschäft zu kommen, haben noch keine Ergebnisse gebracht.

Trotz der dramatischen Lage geben sich einige Verantwortliche im Unternehmen kämpferisch. Sie betonen, dass Bollinger Motors weiterhin an seinen Fahrzeugen festhält und auf eine baldige Rückkehr in die Produktion hofft. Das Verfahren der Zwangsverwaltung soll helfen, das Unternehmen zu stabilisieren, Gläubiger auszuzahlen und gegebenenfalls neue Investoren zu gewinnen. Eine endgültige Entscheidung über die Zukunft von Bollinger Motors dürfte in den kommenden Wochen fallen.

Schon einige E-Lkw-Firmen gingen pleite

Der Fall Bollinger Motors verdeutlicht, wie herausfordernd der Markt für elektrische Nutzfahrzeuge in den USA bleibt – insbesondere für kleinere, junge Unternehmen. Zuletzt ging bereits das E-Lkw-Startup Nikola insolvent und dessen Fabrik wurde an den E-Auto-Bauer Lucid versteigert. Zwar wächst die Nachfrage nach emissionsfreien Alternativen im Transportsektor, doch der Wettbewerb mit etablierten Herstellern, hohe Entwicklungskosten und wirtschaftliche Unsicherheiten setzen Startups wie Bollinger stark unter Druck. Ähnliche Herausforderungen gibt es auch in Europa: Hier gingen zuletzt die E-Lkw-Jungunternehmen Volta Trucks, Tevva und Quantron insolvent. Zumindest Quantron versucht nun unter Gründer Andreas Heller, der die Firmenanteile zurückgekauft hat, den Neuanfang.

detroitnews.ocm

0 Kommentare

zu „E-Lkw-Hersteller Bollinger Motors steht vor Insolvenz“

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert