Berlin plant neue Förderung für Ladepunkte an Wohnimmobilien
Erste Details zu der geplanten Förderung hat die Berliner Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) in ihrer Rede zu Beginng der Hauptstadtkonferenz Elektromobilität im Roten Rathaus verraten. So soll das neue Fördermodul in die Gesamtstrategie Ladeinfrastruktur 2030 eingebettet werden, die Abkürzung ILUM erhalten und im Frühsommer an den Start gehen. Konkret soll es für Ladeinfrastruktur an Wohnimmobilien die weit verbreiteten Fördersätze geben: 2.500 Euro je Normalladepunkt (Wechselstrom bis 22 kW) oder 30.000 Euro je Schnellladepunkt (Gleichstrom). Auch der Netzanschluss der jeweiligen Anlagen kann gefördert werden, hier liegt die Obergrenze den Worten Giffeys nach bei 50.000 Euro je Projekt. Die Senatorin erwartet sich davon „einen Schub für die Mieterstadt Berlin“, wie sie es vor den rund 800 Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Hauptstadtkonferenz sagte.
Auch gab sie zu Protokoll, dass mit der zunehmenden Nutzung von Elektroautos in der Hauptstadt die Nachfrage nach Lademöglichkeiten wachse – gerade rund um die Wohnorte in urbanen Mietquartieren, also vor allem bestehenden Wohngebäuden und Wohnblöcken mit vielen Mietwohnungen. Fehlen dort einfach zugängliche Ladepunkte, werde bei der Anschaffung des nächsten Autos eben kein elektrisches in Betracht gezogen. Deshalb soll das Programm ILUM genau in diesem Bereich wirken. Der Fokus soll auf die großen Wohnquartiere in der Stadt und die städtischen Wohnungsbaugesellschaften gelegt werden. Aber auch alle neu gebauten Wohnhäuser sollen bedacht werden. „Ladeinfrastruktur für Mieter muss standardmäßig dazugehören“, so Giffey weiter.

In wenigen Wochen startet die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe daher mit besagter Förderung von Wohnungsunternehmen beim Aufbau von Ladeinfrastruktur auf öffentlich sowie nicht öffentlich zugänglichen Flächen. „Dies ist Teil der Gesamtstrategie Ladeinfrastruktur des Senats“, heißt es knapp auch in einer Pressemitteilung zu der Hauptstadtkonferenz Elektromobilität. Nähere Informationen zu der Förderung sollen wohl im Juni oder spätestens im Juli kommuniziert werden.
Von den neuen Ladepunkten an Wohngebäuden werden dann sicher viele, aber eben nicht alle Berlinerinnen und Berliner profitieren. Doch auch für die Nutzer der rein öffentlichen Ladepunkte gab es auf der Hauptstadtkonferenz eine gute Nachricht: Ab dem 1. Juli 2025 entfällt an den fast 1.400 öffentlichen AC-Normalladepunkten der Berliner Stadtwerke die nächtliche Blockiergebühr zwischen 22 Uhr und 6 Uhr. Diese wird seitens der Stadtwerke bisher beim Ad-hoc-Laden mittels Direktzahlung erhoben.
Autofahrer, die bei anderen Unternehmen Verträge abgeschlossen haben und über eine App oder Ladekarte laden, profitieren allerdings nicht von dieser Regelung. Deshalb apellierte Norbert Juchem von den Stadtwerken an seine Roaming-Partner, künftig in Berlin ebenfalls auf Blockiergebühren zu verzichten.

Generell herrschte auf der Hauptstadtkonferenz eine gute und progressive Aufbruchstimmung. Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) sieht seine Stadt als „Vorreiter bei der Elektromobilität“ und bewertet die Technologie nocht nur als Standortfaktor, sondern auch als Wachstumstreiber. „Dank einer guten Vernetzung von Politik, Wissenschaft, Wirtschaft entwickeln die großen Mobilitätsunternehmen wie die Berliner Verkehrsbetriebe, die S-Bahn, viele private Unternehmen und Start-ups hier innovative Lösungen für die Mobilität von morgen“, so Wegner. „Sie alle schaffen Arbeitsplätze und verbessern damit die Umwelt- und Lebensqualität in unserer Stadt. Der Berliner Senat fördert diese Entwicklung, denn wir wollen eine nachhaltige und klimagerechte Mobilität in Berlin.“ Vize-Bügermeisterin Giffey ergänzte: „Durch Investitionen in emissionsarme Mobilitätslösungen und innovative Technologien sichern wir Berlin als resilienten, zukunftsfähigen Standort. Die Ladeinfrastruktur in Berlin bauen wir stetig aus.“ Die Wirtschaftssenatorin machte auch klar, dass es für die Elektromobilität weiter Geld geben werde. 2025 sind dazu 5 Millionen Euro vorgesehen. Und auch im Doppelhaushalt 2026/2027 sind in beiden Jahren jeweils 5 Mio. Euro eingeplant. „An dieser Stelle wird nicht gespart“, so Giffey.
Aktuell sind in Berlin knapp 80.000 Elektroautos zugelassen, dazu kommen natürlich auch Elektroautos von Pendlern aus der Umgebung und von Touristen. Insgesamt gibt es in der Hauptstadt laut dem Verteilnetzbetreiber Stromnetz Berlin rund 35.000 Ladepunkte, davon sind aktuell mehr als 5.000 öffentlich zugänglich – der Rest entfällt auf angemeldete Wallboxen an Wohngebäuden oder Ladepunkte bei Unternehmen. Die öffentlichen Ladepunkte kommen in Summe auf eine kumulierte Ladeleistung von 157.910 kW, womit Berlin den von der AFIR geforderten Schlüssel (1,3 kW je zugelassenem BEV und 0,8 kW je PHEV) bereits heute deutlich übertreffe.
Interessant ist noch eine andere Aussage von Bürgermeister Wegner: „Wir wollen nicht nur eine gute, sondern auch eine nachhaltige Mobilität in Berlin.“ Wie dieser Satz zu den zuletzt eher Auto-zentrierten Entscheidungen (siehe Stopp des Radwege-Ausbaus) passt, blieb Wegners Geheimnis. Interessant war in dem Zusammenhang die abgefragte Anreiseart der Teilnehmenden der Hauptstadtkonferenz. 63 Prozent der Gäste kamen mit öffentlichen Verkehrsmitteln ins Rote Rathaus, die zweitgrößte Gruppe trotz Regen mit dem Fahrrad. Das E-Auto und der Verbrenner rangierten mit wenigen Prozent auf den hinteren Plätzen. Kai Wegner schaute sich die Auswertung übrigens genau an.
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