MAN eTGX in der Praxis: Erste Erfahrungen von Holzhändler Behrens

Seit dem Herbst liefert MAN seinen elektrischen Lkw eTGX aus. Einer der ersten Kunden ist der Holzgroßhändler Behrens-Gruppe, der insgesamt zwölf Einheiten des eTGX bestellt hat. Das Unternehmen zieht bei electrive eine erste Bilanz, nachdem sechs der Fahrzeuge zusammen bereits die ersten 30.000 Kilometer zurückgelegt haben.

Bild: Behrens-Gruppe

Auch wenn die Behrens-Gruppe mit den MAN eTGX nun waschechte Schwerlast-Lkw mit Elektroantrieb beschafft hat: In die Elektromobilität ist das Unternehmen bereits 2014 eingestiegen – mit allerdings deutlich kleineren Fahrzeugen. Denn die Behrens-Gruppe bestellte damals elektrische Mitnahmestapler beim schwedischen Unternehmen Hiab – und zwar nicht nur ein Gerät, sondern gleich 15 Stück.

„Wir haben schon immer gesagt: Man kann nicht nur ein Gerät kaufen und dann beurteilen, ob es gut oder schlecht ist. Denn wenn man Pech hat, ist es das Montagsgerät“, sagt Andreas Jedamzik, der das Fuhrparkmanagement bei der Behrens-Gruppe verantwortet. Bei Mitnahmestaplern handelt es sich um Gabelstapler, die am Fahrzeug befestigt und somit flexibel an verschiedenen Orten eingesetzt werden können, allen voran auf Baustellen von Kunden des Holzgroßhändlers. Denn die Behrens-Gruppe handelt vor allem mit Holzprodukten, die direkt auf der Baustelle gebraucht werden, so zum Beispiel Bodenbeläge, Türen, Arbeitsplatten und Fensterbänke.

Zeitsprung ins Jahr 2025: Ende Januar erhielt die Behrens-Gruppe  die ersten beiden von insgesamt zwölf bestellten eTGX bei einer feierlichen Übergabe im Hauser Schloss von MAN in München. Stefan Grotheer, Geschäftsführer der Behrens-Gruppe, sagte dazu: „Wir haben uns für MAN entschieden, weil wir nicht nur zuverlässige Fahrzeuge erhalten, sondern auch eine partnerschaftliche Unterstützung bei der Einführung der Elektromobilität.“ Damit ist Behrens zugleich einer der ersten Abnehmer des eTGX, nachdem die erste Kundenübergabe im Oktober 2024 im Porsche-Werk Leipzig an Dräxlmaier und Elflein stattgefunden hatte.

Einer der ersten Kunden für 6×2-Fahrgestell

Interessant: Während es sich bislang bei den meisten Kundenauslieferungen des eTGX um Sattelzugmaschinen handelte, ist die Behrens-Gruppe einer der ersten Abnehmer eines 6×2-Fahrgestells, also eines dreiachsigen Fahrzeugs, bei dem eine Achse angetrieben wird. Laut Behrens-Gruppe soll MAN zunächst beabsichtigt haben, den eTGX nur als Sattelschlepper anzubieten, doch nun gibt es ihn auf Kundenwunsch auch als Fahrgestell-Variante.

Das ist ideal für das Einsatzszenario der Gruppe, die mit BDF-Wechselbrücken mit 7,45 Meter Länge und Zwischenboden arbeitet, die vom österreichischen Hersteller Wingliner stammen. Ihre Besonderheit: Sie lassen sich elektrisch-hydraulisch innerhalb weniger Sekunden öffnen und schließen — eine wichtige Zeitersparnis für den Fahrer, der dadurch nicht wie sonst üblich mit einer Plane im Verkehrsraum hantieren braucht. Außerdem ist so die maximale Öffnungsbreite und -höhe nutzbar.

Doch wieso setzt die Behrens-Gruppe grundsätzlich auf Wechselbrücken und nicht auf feste Aufbauten? Dank der Wechselbrücken ist es zum Beispiel möglich, dass Fahrer auch abends „von einem Lager zum anderen fahren und Wechselbrücken dort hinbringen kann. Damit die Fahrer an dem anderen Standort dann morgens nur noch aufbrücken müssen und dann mit den Fahrzeugen von ihrem Standort die Region abfahren“, wie es Fuhrparkmanager Andreas Jedamzik schildert.

Verteilerverkehr ohne Ladestopp

Womit wir beim Einsatzgebiet der eTGX für die Behrens-Gruppe wären: Die E-Lkw sind im Verteiler- und auch Shuttleverkehr im Dienst – inzwischen das komplette Dutzend, die folgenden Erfahrungswerte stammen derweil noch von den zuerst eingetroffenen sechs Fahrzeugen: So waren in den ersten sechs Wochen täglich alle sechs E-Lkw auf Tagestouren von 300 bis 350 Kilometern unterwegs. Das heißt, diese Fahrzeuge mussten und müssen im Regelfall tagsüber auf ihren Touren nicht zwischengeladen werden, da der eTGX mit vollen Akkus auf eine Reichweite von circa 500 Kilometern kommt. Stattdessen reicht es also, wenn diese eTrucks über Nacht laden.

behrens gruppe ladestation alpitronic man etgx 1
Bild: Behrens-Gruppe

Zudem ist eines dieser Fahrzeuge auch nachts auf einer Shuttle-Tour unterwegs. Es fährt täglich circa 650 Kilometer auf der Achse Rotenburg – Osnabrück – Rotenburg. Das ist mit einer Akkuladung entsprechend nicht machbar. Somit legt dieser eTruck einmal täglich einen Ladestopp an der eigenen Ladeinfrastruktur der Behrens-Gruppe ein.

Fuhrparkmanager Andreas Jedamzik zieht nach den ersten sechs Wochen mit den sechs eTGX und einer Gesamtfahrleistung von 30.000 Kilometern eine positive Zwischenbilanz: „Der MAN eTGX erfüllt unsere Erwartungen voll und ganz – zuverlässig, leistungsfähig und nachhaltig.“ Gerade der reale Verbrauch kann sich sehen lassen: Dieser liegt laut Jedamzik im Schnitt zwischen 80 und 90 kWh pro 100 Kilometer. Damit befindet er sich am unteren Ende des von MAN genannten Spektrums zwischen 80 und 120 kWh pro 100 Kilometer.

Kunden von Behrens sind neugierig

Seit Betriebsbeginn gab es zudem weder Ausfälle noch Störungen bei den neuen eTrucks. Auch das Fahrpersonal äußert sich positiv und ist sehr zufrieden mit Fahrkomfort, Geräuscharmut und Reichweite. Fahrer Michael Stoll berichtet: „Mich sprechen regelmäßig Kunden an. Sie sind begeistert vom geräuscharmen MAN eTGX und schätzen den emissionsfreien Transport. Viele zeigen echtes Interesse und stellen gezielte Fragen.“

mitnahmestapler beim man etgx behrens gruppe
Bild: Behrens-Gruppe

Auch elektrische Mitnahmestapler spielen bei der Behrens-Gruppe weiter eine Rolle: Die neuen eTrucks haben das elektrische Modell Palfinger FLS25 electric an Bord. Dieser Mitnahmestapler zeichnet sich durch ein spezielles Beleuchtungs- und Warnkonzept zur besseren Wahrnehmbarkeit im Straßenverkehr aus. Zudem ist der Palfinger FLS25 electric mit einer neu entwickelten Kabelverbindung zur direkten Ladung am Fahrzeug ausgestattet.

Womit wir beim Stichwort Laden wären: Wie oben bereits angedeutet, hat die Behrens-Gruppe für ihre neuen eTrucks auch eine eigene Ladeinfrastruktur aufgebaut. Dabei wählte das Unternehmen für die zwei Standorte Rotenburg und Großenhain die identische technische Ausstattung: Jeweils eine ein Megawatt starke Trafostation in Kombination mit je drei Schnellladesäulen des Typs Alpitronic Hypercharger 400, die pro Gerät zwei Ladepunkte bieten. Heißt: Pro Standort stehen nun sechs Ladepunkte zur Verfügung.

14 Kommentare

zu „MAN eTGX in der Praxis: Erste Erfahrungen von Holzhändler Behrens“
egbert homeister
05.06.2025 um 14:19
Das ist sehr gut ! Auf unserem abendlichen Spaziergang kommen wir regelmäßig an dem Stand von Holzschreyer in Groß Düngen vorbei und ich habe mich schon öfters gefragt wann die wohl elektrisch werden. Die Fahrzeuge sind alle von der Behrens Gruppe. Gibt es eine Übersicht wann die Standorte an der Reihe sind ?
Dirk Bethge
05.06.2025 um 14:40
Alles gut und schön nur, wird auch dieses Unternehmen begreifen dass das alleine nicht reicht. Die Fahrzeuge sind zwar für den Kursteckentransport wie die Müllabfuhr gut geeignet nur im großen Radius kann sich soviel ändern und dann.....?
tacjazo
05.06.2025 um 15:33
Schonmal den Youtube Kanal "Elektrotrucker" gesehen? Der fährt mit voller Beladung von Bozen bis nach Schweden - elektrisch! Oder um es mit deinen Worten zu sagen: Alles gut und schön, nur wird auch irgendwann Dirk Bethge begreifen, dass seine Annahmen und Fachkenntnisse in diesem Bereich unzureichend sind, um Prognosen für die Zukunft (Elektrotrucker=Gegenwart) zu erstellen.
Frank Arnab
05.06.2025 um 15:30
Wie weit fahren LKW denn am Stammtisch täglich?
Nils
05.06.2025 um 16:10
Der ist gut! :D
Ottmar Höpfl
05.06.2025 um 14:57
Haben sie den Text vollständig gelesen oder den Teil mit "fährt täglich 650km" einfach ignoriert?
Udo Jensen
05.06.2025 um 19:41
hier der Text zum Nachlesen :-) "... a der eTGX mit vollen Akkus auf eine Reichweite von circa 500 Kilometern kommt" und "täglich circa 650 Kilometer auf der Achse ---. Das ist mit einer Akkuladung entsprechend nicht machbar. Somit legt dieser eTruck einmal täglich einen Ladestopp an der eigenen Ladeinfrastruktur der Behrens-Gruppe ein" Also so Unrecht hat der Herr Bethge nicht. Einfach es Andreas Jedamzik gleichtun und das Thema emotionslos angehen.
R. R.
05.06.2025 um 15:07
Wer lesen kann ist ganz klar im Vorteil und wer den Elektrotrucker regelmäßig auf YT zusieht, der ist des Wissen was geht !!!!!
Sebastian
05.06.2025 um 16:24
Wenn Ihr Unternehmen batterieelektrische Lkw im Fernverkehr einsetzt, würden wir uns sehr freuen, wenn Sie Ihre Praxiserfahrungen auf electrive mit uns und der gesamten Leserschaft teilen würden. Denn immer wieder begegnen uns die gleichen Vorurteile gegenüber BEV im Fernverkehr, etwa, dass nur FCEV den Diesel vollständig ersetzen könnten. Umso wichtiger sind fundierte Rückmeldungen direkt aus der Praxis. Sie helfen dabei, die Diskussion zu versachlichen und unbegründete Annahmen kritisch zu hinterfragen.
Andreas Cejda
05.06.2025 um 19:29
Alles gut und schön aber es bringt nichts. Wer die Grundrechnungsarten beherrscht wird feststellen das man sich nichts erspart. Es ist eine nette Spielerei, aber im Neuanschaffungspreis, Wartung und Reperatur wird es wirtschaftlich nichts bringen. Ebenso lügt man sich nur selbst an wenn man so etwas durch Förderungen finanziert. Dies hat Ferdinand Porsche schon vor 100 Jahren versucht, den Rest kennen wir ... Übrigends die 650km sind nur mit Ladestop möglich. Fakt ist das bei den aktuellen Strompreise. Inkl. Leitungsbenützungsgebühr, wir reden hier von 0,4575 Cent pro kw es sich bei 80-90kw Verbrauch auf 37,87 Euro pro 100km kommt. Bei Diesel ist man bei 27 Liter Verbrauch bei 40,5 Euro pro 100 km. Das bedeutet bei der Laufleistung von 500km pro Akku würde man sich 31000.- in 10 Jahren sparen. So lange fährt der sicher nicht mit einem Akku. Das ist auch nur möglich wenn das Auto gleich teuer ist wie ein Verbrenner.Also wenn das Auto dann aber teurer ist wie ein Verbrenner wird es sich niemals rechnen können. Dazu braucht es keine Stammtisch Weisheiten, sondern nur einen gesunden Menschenverstand und etwas Sachkenntnis. Ich spreche hier als KFZ Techniker mit 31 Jahren Erfahrung im Nutzfahrzeuge Sektor und 16 Jahre beim genannten Hersteller.
Robert
05.06.2025 um 22:37
Deine Rechnung ist leider ziemlich weit von der Realität entfernt, da du wesentliche Punkte vergessen hast oder bewusst falsch angesetzt hast. 1 Strompreise zu 30-50% zu hoch 2 CO2 Anteil der LKW Maut vergessen 3 Diesel Verbrauch am unteren Ende der Realität 4 ETS2 Einführung in 2027 vergessen 5 Wartungskosten für Diesel und Elektro gleichgesetzt… Für eine realistische Kostenabschätzung bietet sich das Tool der NOW an.https://www.now-gmbh.de/datenfinder/tco-kostenanalyse/Im Übrigen ist ein Rückblick um 100 Jahre inhaltlich unangemessen .
Jürgen Pickert
06.06.2025 um 15:41
Hundert Jahre zurück, doch würde schon was bringen. Damals hat nur der Komfort das Blatt für den Verbrenner gewendet.Der Elektrostarter war der Ausschlag gebende Punkt.Kaiser Wilhelm mochte die Stinker nicht und ist lieber elektrisch gefahren.Im Hobby Bereich sind wir seid 15 Jahren elektrisch unterwegs.Was habe ich früher für Sprüche gelassen.... ,"Wenn es nicht stinkt und knallt, dann höre ich sofort auf....."Jetzt fahre ich sogar E AutoKenne sehr viele aus der kfz und LKW Branche, da hier in der Nähe ein nicht kleines Entwicklungscentrum ist.Klare Aussagen von dort..... die Würfel sind gefallen....auch wenn in der Öffentlichkeit immer noch etwas anderes vermittelt wird. Ist halt gut für's Geschäft, die veraltete Technik weiter zu verkaufen.So hoffe man halt Zeit zu gewinnen und die Fehlentscheidungen der letzten Jahre zu kompensieren.
Rudolf
05.06.2025 um 23:11
ich ergänze .. 6) solche großen Akkupakete halten locker 15 Jahre und länger: nach dem Fernverkehrsleben gehts in den 2nd-Life. 7) steigende C02 Bepreisung bei Kraftstoffen 8) KsNI Förderung ist ausgelaufen (aktuell keine Förderung vom Bund) 9) zukünftig V2G: mit Netzstabilisierung Geld verdienen. 10) mit all den Annehmlichkeiten die ein elektrischer Antrieb bietet (leise, emissionsarm, vibrationsarm, gleichmäßige Kraftenfalltung, ...) ist die Work-Life-Balance definitiv eine bessere. Gerade im Krafterverkehr (Bus, LKW) kenne ich keinen, der wieder zurück zu einem Diesel wechseln würde wollen. Bsp?: Du campst an einem Feiertag in deinem Truck .. damit die 24V-Batterien aber ausreichend Saft haben, springt dein Diesel an, um die 24V-Batterien im Stand zu laden. Wie nervig und umweltschädlich ist das bitte? Oder im Hochsommer die Klimaanlage im Stand, gleiches Problem...
hertz
05.06.2025 um 22:34
0,4575 €/kWh ist aber schon sehr hoch angesetzt, da die Firma ihre eigene Ladeinfrastruktur betreibt. 0,20 € halte ich für deutlich realistischer. Sagen wir, ein kleiner Teil der Energie wird unterwegs geladen -> Durchschnittspreis 0,25 €/kWh.300 – 350 km/Tag macht eine Jahresfahrleistung von ca. 70.000 km.Mit 27 l/100 km und 1,60 €/l kostet der Diesel also 30.000 € im Jahr, zzgl. Ölwechsel und AdBlue. Die Maut kostet, wenn die Hälfte der Strecke mautpflichtig ist, weitere 12.000 €. Außerdem wird der Sprit in den nächsten Jahren deutlich teurer werden.Der Elektro kostet dagegen ca. 15.000 € und ist zusätzlich mautbefreit. Kommt ein Teil des Stroms aus einer firmeneigenen PV-Anlage, wird es noch etwas günstiger.Mit ca. 300.000 € Ersparnis über 10 Jahre holt der eTruck nicht nur seinen Mehrpreis wieder rein, sondern finanziert auch noch einen HYC400. Und er fährt ganz ohne Krach und Abgase.Der Diesel ist zweifelsohne ein Meisterwerk der Ingenieurskunst und Elektrotrucks taugen noch nicht für jeden Zweck. Die Zukunft ist aber klar elektrisch.

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