Teststrecke eingeweiht: A6 wird zur E-Road für induktives Laden

Auf der A6 in der Oberpfalz geht eine Teststrecke zum induktiven Laden von Elektrofahrzeugen während der Fahrt in Betrieb. Der Abschnitt zwischen Amberg-West und Sulzbach-Rosenberg ist knapp einen Kilometer lang. Erste Testfahrten im Rahmen des Projekts E|MPOWER sind für die zweite Jahreshälfte geplant.

Bild: FAU/Matthias Jakoby

Wie die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg mitteilt, wird bald auf der Autobahn A6 in Fahrtrichtung Nürnberg – wenige Minuten von der Rastanlage Oberpfälzer Alb Nord entfernt – das Laden von Elektrofahrzeugen via Spulen im Asphalt getestet. Die Leitung des damit verbundenen Projekts E|MPOWER hat der Lehrstuhl für Fertigungsautomatisierung und Produktionssystematik (FAPS) der FAU inne. Weitere beteiligte Akteure sind die Autobahn GmbH des Bundes, VIA IMC, Electreon, Risomat und die Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm. Im Zuge des nun eingeleiteten Feldtests wollen die Projektteilnehmer erforschen, wie sich die Elektrifizierung des Schwerlastverkehrs auf diese Art technisch und wirtschaftlich integrieren lässt. Vor einigen Wochen hatte bereits der Bayerischen Rundfunk über das Vorhaben berichtet.

Den Startschuss für die Probestrecke gaben nun dieser Tage die Initiatoren des Projekts im Beisein von Vertretern der bayerischen Landesregierung. Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume kommentierte: „Wir bereiten der E-Mobilität im wahrsten Sinne des Wortes neuen Boden. Bisher galt: Der Weg ist das Ziel – ab heute gilt: Der Weg gibt die Power – und diese kommt aus Bayern! Klar ist: Das induktive Laden kann ein echter Gamechanger für die E-Mobilität sein. Der Wirkungsgrad liegt bei über 90 Prozent und wir erreichen völlig ungeahnte Möglichkeit. Reichweiten-Probleme lösen sich.“

FAU-Präsident Prof. Dr. Joachim Hornegger ergänzte: „Es freut uns, Teil dieses visionären Projekts zu sein. Unser Dank gilt allen Partnern für die hervorragende Zusammenarbeit. Das dynamische, induktive Laden von E-Fahrzeugen verändert den Blick auf moderne Mobilität – beim Pendeln, auf Reisen und im Alltag […].“

Die ersten Ladeversuche mit speziell ausgestatteten Fahrzeugen sind ab der zweiten Jahreshälfte geplant. Laut Florian Risch, Professor für Montagetechnologien elektrischer Energiespeicher am FAPS interessiert das Projektteam bei den Untersuchungen unter anderem, wie effizient das System tatsächlich ist, und wie sich Induktionsspulen effizient fertigen und automatisiert in die Straße einbauen lassen. „Dank der Teststrecke erhalten wir wichtige Praxiserkenntnisse und wissenschaftlich fundierte Daten für optimierte Systeme auf Seiten der Infrastruktur und der Fahrzeuge.“ Aktuell werden laut Risch die notwendigen Spulen in den Straßenbelag integriert. Anschließende technische Tests sollen absichern, dass die Spulenkonfiguration korrekt installiert wurde.

Kern des Ansatzes ist das elektrische Straßensystem (ERS) des israelischen Unternehmens Electreon, das die induktive Kopplung zwischen Kupferspulen, die unter der Straßenoberfläche installiert werden, und einem Empfänger, der an einem Elektrofahrzeug angebracht ist, nutzt. Ähnlich wie bei einem kabellosen Ladegerät für Telefone wird auf der Straße Strom durch ein Magnetfeld übertragen, das aktiviert wird, wenn ein mit einem Empfänger ausgestattetes Fahrzeug parkt oder über die straßeneigenen Sender fährt.

Die Erprobung der Teststrecke ist dabei in das 2022 gestartete Forschungsprojekt E|MPOWER eingebettet, das unter anderem vom Bundeswirtschaftsministerium und von der Deutschen Autobahn GmbH gefördert wird. Es handelt sich um eine Premiere in Bayern, aber keine deutschlandweit. Denn Electreon ist hierzulande schon in weitere Projekte involviert. Mit einem Kilometer wird die induktive Ladestrecke in Nordbayern aber länger ausfallen als die Debütprojekte in Karlsruhe und Balingen. Dort hatte Electreon schon 2020 bzw. 2023 induktive Ladelösungen gebaut. Im Zuge des aktuellen Projekts soll die Technologie nun erstmals in Deutschland auf einer Autobahn demonstriert – und laut früheren Angaben auch mit neuen Bautechniken umgesetzt werden, um die Baukosten und -dauer zu senken.

Bayern will sich unterdessen auch mit einem sogenannten E-Road-Center als Vorreiter beim induktiven Laden positionieren. In Hallstadt bei Bamberg hat erst kürzlich ein neues Technologiezentrum des Fraunhofer-Instituts IISB eröffnet, das sich der Erforschung von kontaktlosen E-Auto-Ladelösungen widmet. Nach einer ersten Forschungsphase bis November 2027 soll das E-Road-Center verstetigt werden. Die Einrichtung wird von Bayerns Landesregierung mit rund 7,5 Millionen Euro bezuschusst.

fau.de

9 Kommentare

zu „Teststrecke eingeweiht: A6 wird zur E-Road für induktives Laden“
'Project DynaCoV UK' von Arndt Schäffler
10.06.2025 um 15:07
Das DynaCoV-Projekt, 2021 initiiert von Highways England, verfolgte die ehrgeizige Idee Elektrofahrzeuge künftig während der Fahrt mit Energie zuversorgen – durch in die Fahrbahn integrierte Induktionsspulen von Electreon, exakt wie bei E|MPOWER. Doch bereits ein Jahr später kam das Aus. Die ernüchternde Bilanz: Das dynamische Laden erwies sich als drei- (best case) bis zehnmal (worst case) teurer als herkömmliche kabelgebundene Lösungen. Wirtschaftlich kaum vertretbar, verschwand das Projekt ebenso leise, wie es gestartet war. Zitat aus dem 'Close Down Report 2022': "The cost to install DWPT is at a best case scenario three times more expensive than traditional conductive charging. This is taking into account the most likely scenarios and comparing with traditional methods. This is a significant barrier to wide scale rollout and for DWPT to be realised in the UK either the costs of purchasing and installation will need to be reduced or the costs per kWh will increase significantly to outweigh any potential savings through reduced battery sizes." Der komplette WPD Project Close Down Report: https://www.nationalgrid.co.uk/downloads-view-reciteme/597109
Christian
10.06.2025 um 15:13
Wann kommt die Befüll-Strecke für das Tanken von Wasserstoff oder E-Fuels während der Fahrt?
Nils
10.06.2025 um 16:29
Ich warte auf die fahrende Battery-Swaping-Station welche den Fahrzeugakku während der Fahrt wechselt. Oder besser direkt auf die Natrium-Brennstoffzelle.
Hans
10.06.2025 um 15:56
Ich denke, es geht eher um Taxi-Standplätze… Wenn ich mit 120kmh über den km Teststrecke fahre, bin ich gerade 30 Sekunden am Laden, der LKW mit 90kmh fährt 90 Sekunden.
Jörg
10.06.2025 um 21:49
Großartige Steuergeldverschwendung: katastrophale Wirkungsgrade, verbastelt in einer der am stärksten befahrenen Autobahn. Den Test hätte man irgendwo machen können, wo der Um/Abbau nicht den Verkehr unnötoig stört - das teure Kupfer muss doch nach erfolglosem Test wieder aus der Straße geholt werden....hätte man das Geld doch lieber in Ladeinfrastruktur gesteckt
MariB
11.06.2025 um 10:51
Kupfer war halt noch da - Restbestände der Telekom ;-)
Joe
11.06.2025 um 13:30
Mal wieder sehr „ technologieoffen“ von Bayern. Mich wundert ja, dass sie noch nicht testen mit dem induktiv geladenen Strom im Fahrzeug Wasserstoff zu erzeugen und den dann im Verbrennungsmotor mit 25% Wirkungsgrad zum Vortrieb zu nutzen…
Markus
11.06.2025 um 14:05
Bring unsere Leute in München nicht auf noch blödere Ideen. Reicht so schon...
Michael
12.06.2025 um 08:03
Es ist ja nicht so, dass es Unternehmen auf dem Weltmarkt gibt, die diese Technologie beherrschen. In Japan existiert das schon länger aber wir verschwenden unsere Steuergelder wieder mal etwas zu entwickeln was es schon gibt!

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