Neue Klasse: BMW iX3 wird mit bis 400 kW laden können
Mit den aktuellen, seriennahen Prototypen befindet sich die Entwicklung des ersten Modells der neuen Klasse laut BMW „auf der Zielgeraden“. Derzeit durchlaufen die mit Tarnfolie beklebten Fahrzeuge ihr Erprobungsprogramm im südfranzösischen Miramas. Dabei geht es aber nur noch um den Feinschliff und letzte Optimierungen, die Grundlagen der Plattform und des iX3 als Mittelklasse-SUV hat BMW bereits lange festgelegt.
Wenige Monate vor der Premiere des Modells und dem Start der Serienproduktion im neuen Werk Debrecen (die Vorserienfertigung läuft dort bereits) nennen die Münchner nun konkrete Daten zum neuen iX3 – wenn auch noch nicht alle, denn zur Weltpremiere will BMW auch noch einige Infos vorstellen können. So äußert sich BMW zum Beispiel jetzt zum Ladesystem, aber nicht genauer zur Batterie. Die Antriebe der sechsten Generation hatte BMW schon im Februar genauer vorgestellt
Dass es sich bei der Neuen Klasse um eine 800-Volt-Architektur handelt, ist bereits länger bekannt. Jetzt gibt BMW aber konkret an, dass der iX3 mit einer Peak-Ladeleistung von 400 kW laden kann. Die Tests wurden an einem Hypercharger HYC400 von Alpitronic durchgeführt – der Ladesäulen-Hersteller aus Südtirol hat dazu auch eine eigene Mitteilung herausgegeben. Zusätzlich heißt es seitens BMW, dass die Kunden in zehn Minuten eine Reichweite von mehr als 350 Kilometern nachladen können sollen. Die Ladezeit für den üblichen Bereich von zehn auf 80 Prozent nennen die Münchner noch nicht, diese Info gibt es wohl erst im September zur Weltpremiere – weniger als 20 Minuten scheinen aber möglich.








Denn: BMW verrät auch, dass die Reichweite im WLTP beim iX3 50 xDrive bei bis zu 800 Kilometern liegen wird – für China werden 900 Kilometer im CLTC genannt und für die USA 400 Meilen im EPA-Test. 800 Kilometer bei einer vollen Ladung bedeuten 560 Kilometer für 70 Prozent des Akkus (also den Bereich von zehn auf 80 Prozent). Wenn der iX3 in zehn Minuten 350 Kilometer nachladen kann, müssten in den restlichen zehn Minuten Strom für 210 Kilometer in die Batterie fließen, um unter 20 Minuten zu bleiben. Sofern die Ladekurve nach dem 400-kW-Peak nicht komplett einbricht, dürfte das möglich sein. A propos Ladekurve: Diese kann künftig auch über die „My BMW“-App aus der Ferne verfolgt werden.
BMW schreibt weiter: „Natürlich ist auch das Laden an 400 Volt DC-Ladepunkten weiterhin möglich.“ Ein klarer Seitenhieb an den Konkurrenten Mercedes, bei dem der neue CLA als erstes Serienmodell der ebenfalls neuen Plattform MMA derzeit nur das Schnellladen mit 800 Volt unterstützt, nicht aber an (älteren und inzwischen seltenen) 400-Volt-Stationen. Die Stuttgarter haben bereits angekündigt, den CLA nachzubessern und ab 2026 auch 400-Volt-DC-Lader zu unterstützen.
BMW setzt bei Bidi-Laden auf DC-Wallbox
Zurück zum BMW: Beim Laden kommt auch teilweise KI zum Einsatz, wenn auch bei einem eher ungewöhnlichen Feature. Eine intelligente Ladeklappe soll automatisch öffnen und schließen, wenn sie die Ladeabsicht des Fahrers erkennt. „Läuft der Kunde auf einen bekannten oder gelernten Ladepunkt zu, verrät der Bewegungspfad die Ladeabsicht und die Klappe geht auf“, schreiben die Münchner dazu.
Relevanter als eine solche Spielerei ist der Bereich des bidirektionalen Ladens, der laut BMW direkt mit dem Anlauf des iX3 zur Verfügung stehen soll. Über einen speziellen Adapter ist es möglich, per Vehicle-to-Load (V2L) Strom aus dem Antriebsakku für den Betrieb elektrischer Geräte zu nutzen, in Europa soll das mit bis zu 3,7 kW Entladeleistung möglich sein. Allerdings bietet BMW auch Vehicle-to-Home (V2H) und Vehicle-to-Grid (V2G) an. So will BMW „neue Maßstäbe setzen, wenn es um die Integration des Fahrzeugs in den Energiemarkt geht“. Dafür ist aber jeweils eine DC-Wallbox von BMW nötig, die je nach Markt bis zu 19,2 kW Lade- und Entladeleistung ermöglichen soll. Details zu den Märkten und den Preis der DC-Wallbox nennt BMW aber noch nicht.
Stattdessen geht es in der Mitteilung zu den Prototypen noch um das Fahrerlebnis beziehungsweise den neuen Zentralrechner „Heart of Joy“, der die Antriebsfunktionen steuert. „Gemeinsam mit dem Software-Stack BMW Dynamic Performance Control ist das Heart of Joy zentral für Antrieb, Bremsen, Rekuperation sowie Teilfunktionen der Lenkung zuständig. Informationen verarbeitet es zehnmal schneller* als bisherige Systeme und damit reagiert es so direkt wie noch nie auf den Fahrer“, so BMW.
Das soll zur Folge haben, dass die Anzahl der Regeleingriffe sinkt und die Fahrspur präziser und stabiler gehalten wird. So soll das Fahrzeug ein „ein konsistentes, reproduzierbares Kurvenverhalten“ entwickeln und sich intuitiv steuern lassen. Das betrifft auch die Rekuperation, die im gesamten Geschwindigkeitsbereich bis zum Stillstand wirkt – laut BMW soll im Alltag in 98 Prozent der Fälle die Rekuperation ausreichen, um das Fahrzeug ohne Einsatz der Scheibenbremsen anzuhalten.
Neue Elektronikarchitektur mit vier Zentralrechnern
Im iX3 wird auch die nächste Generation der BMW-Fahrerassistenzsysteme ausgerollt. So werden die „bewährten, regelbasierten Assistenzsysteme“ um einen „fortschrittlichen, AI-basierten Ansatz“ ergänzt, die den Fahrer auch in herausfordernden Verkehrssituationen sicher und in optimaler Symbiose unterstützen sollen. Das System – hier „Superbrain of Automated Driving“ genannt – soll bis zu 20 Mal schneller als das Vorgängersystem rechnen.
Mit den vier „Superbrains“ ist die Elektronik- und Software-Architektur der Neuen Klasse komplett neu aufgebaut. Mit einer „leistungsstarken Cloud“ sollen Over-the-Air-Updates zum Standard werden, über die auch „zahlreiche intelligente Features“ nach Marktstart ausgerollt werden können.
„Mehr Reichweite, schnelleres Laden, ein völlig neues Anzeige- und Bedienkonzept und die Intelligenz von vier Superbrains – das macht die Neue Klasse aus. Mit dem nächsten BMW iX3 als erstem Modell der neuen Fahrzeuggeneration haben wir jede Technologie grundlegend weiterentwickelt, mit dem klaren Ziel: BMW typische Fahrfreude auf ein völlig neues Level zu heben“, sagt Mike Reichelt, Leiter Neue Klasse bei der BMW Group. „Jetzt bringen wir mit dem komplett neuen BMW iX3 unseren revolutionären Technologiebaukasten erstmals in Serie und können es selbst kaum erwarten, ihn auf der Straße zu sehen. Unabhängig von der Antriebsform werden alle zukünftigen BMW Modelle von den Innovationen und Technologie-Clustern der Neuen Klasse profitieren.“
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