Audi bevorzugt offenbar Eröffnung einer eigenen US-Fabrik

Angesichts der hohen Zölle von US-Präsident Donald Trump erwägt Audi nun wohl ernsthaft, ein eigenes Werk in den USA zu eröffnen. Denn die hohen Zölle machen den Import der Autos aus Deutschland oder Mexiko zu teuer. Die Alternative, eine Fertigung im US-Werk des Mutterkonzerns VW oder der neuen VW-Marke Scout, ist aber auch noch nicht vom Tisch.

Bild: Audi

Audi ist unter den deutschen Autoherstellern besonders betroffen von den hohen Zöllen der Trump-Administration. Denn anders als BMW, Mercedes-Benz und Volkswagen betreibt Audi bislang kein eigenes Werk in den USA. Seit aber von Donald Trump zusätzliche Zölle von 25 Prozent für Autos aus Deutschland und Mexiko eingeführt worden sind, wo Audi seine Fabriken betreibt, hat das Unternehmen aus Ingolstadt ein Problem. Zwar ist der Zoll für Autos aus Mexiko mittlerweile wieder auf 15 Prozent gesenkt worden, doch auch das ist noch recht viel für ein Land, das eigentlich ein Freihandelsabkommen mit den USA hat.

Denn die Situation ist für Audi wirtschaftlich kaum tragbar – denn solche Zölle auf die eigene Kappe zu nehmen würde die eigene Bilanz extrem schmälern. Und den Kunden die Zölle weiterzureichen ist ebenfalls kaum vermittelbar. Somit besteht also Handlungsbedarf in Ingolstadt — und die Marke mit den vier Ringen dürfte sich ärgern, die bereits seit 25 Jahren im Raum stehenden Überlegungen, eine eigene Fabrik in den USA zu eröffnen, bisher nicht in die Tat umgesetzt zu haben. Anfang Mai wurde dann bekannt, dass Audi eine Produktion in den USA ernsthaft erwägt.

Nun aber will Audi angesichts der Zollpolitik von Donald Trump möglichst bald eine Entscheidung in Hinsicht auf eine Fertigung in den USA treffen. Wie der „Spiegel“ nun berichtet, hat ein eigener Neubau derzeit bessere Chancen als eine ebenfalls bereits angedachte Produktion in dem bestehenden VW-Werk in Chattanooga im Bundesstaat Tennessee, wo z.B. der vollelektrische ID.4 gefertigt wird, oder aber eine Fertigung im Werk der neuen VW-Marke Scout in Blythewood, South Carolina, das sich derzeit noch im Bau befindet. Der Grundstein wurde dort im Februar 2024 gelegt

Wenn Audi sich tatsächlich für den Bau einer eigenen US-Fabrik entscheidet, dürfte dieses ebenfalls in den Südstaaten errichtet werden, schreibt der „Spiegel“ weiter – schließlich könnte Audi dann vom vorhandenen Zuliefererpool des VW-Konzerns profitieren. In einer solchen Fabrik dürften demnach 3.000 bis 4.000 Arbeiter beschäftigt werden. Das neue Werk könnte Ende 2027 oder Anfang 2028 den Betrieb aufnehmen.

Doch bevor der Audi-Vorstand eine endgültige Entscheidung hinsichtlich der Produktion in den USA trifft, will das Gremium noch abwarten, wie die aktuellen Zollverhandlungen zwischen den USA und der EU ausgehen. Schließlich könnten die finalen Zölle auch viel niedriger ausfallen. Andererseits haben die ersten Monate der zweiten Amtszeit von US-Präsident Donald Trump gezeigt, dass er nicht berechenbar ist – und somit auch unklar wäre, ob eine Einigung im Zollstreit wirklich von Dauer wäre.

Nach aktuellem Stand der Dinge brächte eine Produktion in den USA auf jeden Fall nicht nur den Vorteil, dass dort produzierte und verkaufte Autos zollfrei wären. Vielmehr könnte Audi dann auch Zollgutschriften für in den USA gebaute Autos, die von dort exportiert werden, erhalten – und diese dann mit importierten Autos aus Deutschland oder Mexiko verrechnen. Das würde sich gerade bei besonders großen Fahrzeugen wie dem Q8 lohnen.

spiegel.de

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