Changan prüft Standorte für Werksbau in Europa

Der chinesische Autohersteller Changan bestätigt seine Absicht, in Europa eine eigene Fabrik für elektrifizierte Pkw zu bauen. Ein Europa-Manager des Unternehmens äußert, dass die Planungsphase begonnen habe und mögliche Standorte geprüft werden.

Bild: Changan

Changan hatte im März mit dem elektrische Mittelklasse-SUV Deepal S07 seinen Europa-Start gefeiert und tummelt sich seitdem unter den in Europa aktiven China-Marken. In Deutschland und Großbritannien – Europas größten Elektroauto-Märkten – ist das Debüt des ersten Stromers allerdings nicht vor September geplant. Derweil bestätigte Nic Thomas, Changan-Chef für Marketing, Vertrieb und Service in Europa, am Rande einer Fahrveranstaltung bei London, dass sich die lokalen Produktionsabsichten von Changan konkretisieren.

„Wir sind entschlossen, in Europa zu bleiben und in Europa für Europa zu produzieren“, wird Thomas in einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters zitiert. Er könne noch keine Angaben zum Zeitplan für ein europäisches Montagewerk machen, aber „wir sind bereits davon überzeugt, dass wir das (Verkaufs-)Volumen erreichen werden, daher befinden wir uns bereits in der Planungsphase“.

Changan will in Europa mit drei Marken antreten – der gleichnamigen Kernmarke, Deepal und Avatr. Die ersten Zielmärkte sind Norwegen, Dänemark, Deutschland, Großbritannien und die Niederlande, wobei die Chinesen zwar vom Verkaufsstart im zweiten Quartal sprechen, wichtige Märkte aber wie gesagt frühestens im September dran sein werden. Vertriebsmanager Thomas erzählte electrive im März, dass er für Deutschland gerade die Handelspartner zusammenstelle. Wenn er zehn Handelsakteure zusammenhat, „die die uns wichtigen Regionen in Deutschland abdecken, dann geht es los“. Hinter den Kulissen soll Changan bereits knapp zwei Jahre an der Expansion nach Europa arbeiten.

Auch Changan-Vorsitzender Zhu Huarong kam zur Europa-Premiere im März nach Mainz und gibt sich in seiner Rede auf der Bühne bescheiden. Man habe von Europa gelernt, so der Topmanager mit Blick auf die vergangenen Jahrzehnte. Mit der Antriebswende sieht er nun die Chance für sein Unternehmen gekommen, hier Fuß zu fassen – mit einer Strategie, die „In-Europa-für-Europa“ heißt. Schon zu diesem Zeitpunkt sprach Huarong von lokalen Produktionsplänen, die sich „vor 2030“ manifestieren sollen. Bis dahin kommen die Fahrzeuge für Europa aus Changans Werk in Nanjing. Mit eigenen F&E- sowie Designzentren ist das Unternehmen schon länger global präsent, etwa in Italien und Deutschland. Und: Vergangenes Jahr rief das Unternehmen in Vorbereitung des jetzigen Kickoffs bereits einen Europa-Hauptsitz in München ins Leben.

Der erste Aufschlag soll konkret mit acht Modellen bis 2027 erfolgen. Die ersten beiden Wegbereiter sind der Deepal S07 und der Deepal S05 – ein rein elektrisches Mittelklasse-SUV und ein etwas kleineres Kompakt-SUV, das als BEV und auch als Range-Extender-Modell eingeführt werden soll. Die weiteren Modelle – je drei 2026 und 2027 – präzisiert Changan noch nicht. Es dürften aber der größere Changan E07 und die Premiumstromer Avatr 11 und Avatr 12 darunter sein, denn diese Baureihen nennt der Hersteller als europäische Vorhut ihrer jeweiligen Marken Changan und Avatr. Auch von einem Antriebsmix aus BEV, PHEV und EREV ist die Rede.

Auch andere chinesische Hersteller setzen auf die Doppeltaktik, trotz der Zölle der EU auf in China hergestellte Elektroautos zunächst mit Importen Fuß zu fassen und parallel den Bau eigener Werke voranzutreiben. Bekannte Beispiele sind etwa BYD mit seinem Werksbau in Ungarn und Chery. Letzterer Autohersteller Chery laut einem Insiderbericht kurz vor dem Abschluss eines Deals zur Produktion in einem Werk des Volkswagen-Konzerns in Deutschland. Noch kein Werk angekündigt hat dagegen Geely, der mit seiner gleichnamigen Kernmarke und dessen Elektro-SUV EX5 nun aber in Großbritannien und Südosteuropa startet.

reuters.com

1 Kommentar

zu „Changan prüft Standorte für Werksbau in Europa“
Tim N.
04.07.2025 um 09:43
Hoffentlich versucht man endlich mal, statt Polem, Ungarn oder Spanien, die strukturschwachen Armutsregionen Europas mit einem solchen Werk aufzuwerten. Zum Beispiel Duisburg.

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