Bild: Christoph M. Schwarzer
FahrberichtAutomobil

Audi A6 Avant e-tron quattro: So schlägt sich Audis Elektro-Kombi auf der Autobahn

Quälende drei Jahre nach der Präsentation der Designstudie wird der Audi A6 Avant e-tron ausgeliefert. Er basiert auf der Premium Platform Electric (PPE) mit 800 Volt Systemspannung. Das Warten hat sich gelohnt: Der Audi ist richtig, richtig gut geworden – günstig dagegen war der A6 nie.

Es ist ganz einfach: Der Audi A6 Avant e-tron ist der Kombi, den BMW und Mercedes gerne hätten. BMW hat den eigentlich tollen i5 Touring, der bei Reichweite und Ladegeschwindigkeit lediglich okay ist. Mercedes hat einen strategischen Fehler gemacht und das T-Modell der E-Klasse nur für Plug-in Hybridantriebe konzipiert. Audi wiederum vereint die immer noch beliebte Kombikarosserie (nein, nicht jeder will ein SUV) mit der fetten Ladeperformance eines 800-Volt-Systems. Wird der Audi A6 Avant e-tron im Verkaufsraum ein Selbstläufer? Gerade bei der Dienstwagen-Klientel?

Ein wichtiger Aspekt bei der Bewertung der Erfolgsaussichten des Audis ist die Autobahnfahrt. Also ab auf die A1 von Bremen Richtung Hamburg zum Praxistest – und den Tempomat auf 180 km/h gestellt. Der Audi ist erwartbar sehr leise, die Windgeräusche sind gering. Auch das Fahrwerk ist erstklassig. Der Testwagen A6 Avant e-tron quattro mit 340 kW Systemleistung (4,7 Sekunden bis 100 km/h, ab 81.450 Euro) hatte das Paket Tech Pro (8.250 Euro) mit adaptiver Luftfederung, diversen weiteren Annehmlichkeiten sowie Mischbereifung mit 245er Reifen vorne und 275er Reifen hinten montiert. Das Ding liegt souverän auf der Straße und macht auch abseits der Autobahn mit präzisem Einlenkverhalten eine schnelle Biege.

Wer nicht um drei Uhr nachts, sondern tagsüber auf einer deutschen Autobahn unterwegs ist, ist im Regelfall nicht allein. Die erwähnten 180 km/h im Tempomat bedeuten bei dichtem Verkehr permanentes Verzögern und Beschleunigen. Die Stichprobe ergab eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 151 km/h über eine Strecke von 52,7 Kilometern bei einem Stromverbrauch von 28 Kilowattstunden (kWh) auf 100 km. Ins Verhältnis zum Energieinhalt der Traktionsbatterie von 95 kWh netto (Bruttowert 100 kWh) gesetzt, liegt die reale Reichweite bei dieser Schnellfahrt bei knapp 340 Kilometer.

Fast 500 Autobahnkilometer bei Richtgeschwindigkeit

Noch besser wird es naturgemäß bei Richtgeschwindigkeit: Im Mittel aus mehreren Messungen verbrauchte der Audi A6 Avant e-tron 19,4 kWh / 100 km, woraus 490 Kilometer Reichweite resultieren. Es möge jeder für sich prüfen, wie häufig er solche Distanzen ohne Pause zurücklegt.

Für die Reise ist der Audi ideal geeignet. Die Ursache für die niedrigen Verbrauchswerte ist die gute Aerodynamik: Der Luftwiderstandsbeiwert des Avant liegt mit cW 0,24 zwar etwas über dem Sportback mit cW 0,21, aber das Ergebnis spricht auch so eine deutliche Sprache.

A6 e-tronA6 e-tron PerformanceA6 e-tron quattroS6 e-tron quattro
AntriebRWDRWDAWDAWD
Leistung210 (240) kW270(280) kW315 (340) kW370 (405) kW
Beschleunigung7,0 (6,0) s5,4 (5,4) s4,7 (4,5) s4,1 (3,9) s
Höchstgeschwindigkeit210 km/h210 km/h210 km/h240 km/h
WLTPReichweite627/598 km750/720 km716/685 km670/640 km
Batteriekapazität83 kWh100 kWh100 kWh100 kWh
Ladeleistung DC225 kW270 kW270 kW270 kW
Ladezeit DC 10-80%21 min21 min21 min21 min
Preis62.800/64.450 Euro75.600/77.250 Euro79.800/81.450 Euro99.500/101.500 Euro
Werte in Klammern: Mit Launch Control; Preise: Limousine/Kombi

Dieser Avant ist zugleich ein Plädoyer für den Kombi an sich. Er ist mit 1,53 Meter nicht extrem niedrig und trotzdem viel flacher als ein typisches SUV. Der technisch weitgehend ähnliche Q6 etwa misst in der Höhe 16 Zentimeter mehr. Beim Luftwiderstand ist neben dem cW-Wert die Stirnfläche entscheidend, und hier liegt die ewige Schwäche der SUVs.

Es ist eine plausible Annahme, dass ein Golf Variant oder Skoda Octavia Kombi sehr gute Marktaussichten hätten, wenn sie im Angebot wären und mehr Reichweite als ein Opel Astra Sports Tourer (413 Kilometer) hätten. Wie stark die Karosserieform in Europa weiterhin und prinzipiell nachgefragt ist, zeigt der aktuelle Erfolg des Volkswagen ID.7 Tourer.

Die Assistenzsysteme funktionieren, statt zu piepen

Zurück zum Audi A6 Avant e-tron. Hier sind noch zwei Punkte bei den Assistenzsystemen wichtig, weil nicht selbstverständlich: Die adaptive Geschwindigkeitsregelung kann auf einen so kurzen Grundabstand zum Vorausfahrenden geregelt werden, dass auch anspruchsvolle Gemüter zufrieden sind. Gelassene Fahrer wählen lieber Abstandsstufe 2 oder 3 statt der 1. Mindestens genauso relevant ist, dass kein Piepen nervt. Und falls doch: Einmal den Shortcut im Lenkrad drücken, und alles ist aus. Auch Fehlfunktionen zum Beispiel bei der Verkehrszeichenerkennung sind die Ausnahme.

Die Tour im Audi A6 Avant e-tron ist also schlicht angenehm, schnell und sicher.

Kürzere Ladezeiten als die Konkurrenz

Irgendwann kommt unweigerlich die Ladesäule. Hier macht der Audi A6 e-tron dank Vorkonditionierung exakt das, was die Werksangabe verspricht: Für den Ladehub von zehn auf 80 Prozent vergehen 21 Minuten. In einem konkreten Fall wurden in diesem Zeitraum gut 69 kWh bei einer durchschnittlichen Leistung von über 189 kW geladen. Die abgelesene Peakleistung lag bei 274 kW.

audi a6 avant e tron test cms 2025 08
Bild: Christoph M. Schwarzer

Das sind beeindruckende Werte – einerseits. Andererseits hatte Audi den A6 bei der Vorstellung der schicken Designstudie im März 2022 für 2024 avisiert. Es hat lange gedauert mit der Premium Platform Electric (PPE). Fraglos hätte Audi längst einige Käufer von BMW i5 und Mercedes E-Klasse abziehen können.

Solche Fahrzeuge werden vorwiegend gewerblich zugelassen, und viele dieser Halter wollen ihren Dienstwagen auch privat nutzen. Das wiederum muss als geldwerter Vorteil versteuert werden: Bei einem Verbrenner sind pro Monat Steuern für ein Prozent des Bruttolistenpreises fällig. Beim Plug-in Hybrid ist die Bemessungsgrundlage auf die Hälfte davon reduziert und beim Elektroauto bis zu 70.000 Euro Bruttolistenpreis auf ein Viertel.

„0,25-Prozent-Regel“ bis 100.000 Euro

Die Bundesregierung hat am 26. Juni beschlossen, diesen Grenzwert ab Kaufdatum 1. Juli auf 100.000 Euro anzuheben. Das ist Teil des so genannten Investitionssofortprogramms. Zum Redaktionsschluss war die Regelung aber noch nicht (!) in Kraft, weil der Bundesrat noch zustimmen muss.

Für ein Elektroauto wie den Audi A6 e-tron ist dieses Gesetz elementar. Zwar hat der Hersteller ein Basismodell für 64.450 Euro mit 76 kWh Energieinhalt in der Traktionsbatterie im Programm. So richtig Spaß macht es aber erst mit den 95 kWh des Testwagens.

Die Ausweitung der „0,25-Prozent-Regel“ auf Elektroautos bis zu einem Bruttolistenpreis von 100.000 Euro ist auch eine Stärkung des Audi A6 e-tron im Vergleich zum Volkswagen ID.7 Tourer: Der Audi überzeugt wie so oft in der Vergangenheit mit mehr Feinschliff und nochmals besserer Gesamtperformance. In Kürze sind die meisten Versionen auch steuerlich gleichgestellt.

Besteller werden die Entscheidung der Bundesregierung vor diesem Hintergrund abwarten.

2,1 Tonnen Anhängelast, sehr gute Effizienz

Zwischenfazit: Der Audi A6 Avant e-tron quattro ist das Autobahnauto, das die Kunden in diesem Segment wahrscheinlich lange wollten. Außerdem liegt die Anhängelast mit 2,1 Tonnen weit über der des Volkswagen ID.7 Tourer (im GTX bis zu 1,4 Tonnen).

Was noch?

Es ist sinnvoll, noch ein paar Anmerkungen zu notieren. So ist der Autobahnverbrauch – siehe oben – elementar. Dazu gehören aber noch Zahlen für den Überlandbetrieb (15,4 kWh / 100 km) und den Stadtverkehr (14,6 kWh / 100 km). Das sind alles niedrige Werte für ein Elektroauto dieser Größe und ein Nachweis der Effizienz.

Nett gemacht ist auch der Hebel für die Aktivierung der Fahrautomatisierung. Vielfach passiert das heute über Tasten im Lenkrad. So ein zusätzlicher Hebel hat trotzdem seinen Charme. Bei Mercedes war das über Jahrzehnte üblich und hat hervorragend funktioniert.

Funktionell erwähnenswert ist noch der zweite AC-Ladeport rechts zusätzlich zur CCS-Buchse (AC und DC) links. Das ist bei einem 4,93 Meter langen Elektroauto ein lebenspraktischer Vorteil.

Für Audi bleibt es außerdem eine Entwicklungsaufgabe, die eigene Identität noch trennschärfer zu definieren. Beim Außendesign ist das eindeutig gelungen. So muss ein Audi aussehen. Elegant, hochwertig und technisch. Der Innenraum passt ebenfalls, es riecht sogar nach Audi. Und dennoch wirkt es, als hätte die Marke noch nicht ganz wieder zu sich gefunden: Die Qualität ist exzellent, aber die Klarheit der Nullerjahre bei Design und Materialauswahl war eine eigene Ära. Weniger Klavierlack wäre auch gut.

Fazit: Die Selbstfindung von Audi

Der Audi A6 Avant e-tron hebt sich klar und positiv von den Premium-Wettbewerbern und dem VW ID.7 Tourer ab. So geht Autobahnauto. Der elektrische Audi A6 wird mutmaßlich in ganz Europa erfolgreich sein, weil nicht nur die deutschen Kunden den Kombi mögen, und die Schönen heißen immer noch Avant. Dass das Ganze kein Schnäppchen ist, ist leider so. Der Normalo freut sich auf den Gebrauchtwagen, den er in drei Jahren für die Hälfte bekommt.

13 Kommentare

zu „Audi A6 Avant e-tron quattro: So schlägt sich Audis Elektro-Kombi auf der Autobahn“
Tim N.
06.07.2025 um 17:19
"...und dennoch wirkt es, als hätte die Marke noch nicht ganz wieder zu sich gefunden: Die Qualität ist exzellent, aber die Klarheit der Nullerjahre bei Design und Materialauswahl war eine eigene Ära."Speziell die 90er Jahre von Serie 3 bis 5 (B3-B5, C4-C5, D1-D2) sind legendär. Schwer vorstellbar, dass es irgendeine(n) Einkäufer(in) heutzutage gäbe, die/der solche Kunststoffqualität wieder zulassen würde; wahrscheinlich wäre es auch zuviel Gewicht. Die Reaktion auf den neuen Lenkstockhebel im Q3 (Reddit: "Temu-Audi") zeigt eher, dass die Automobilindustrie immer noch nicht wieder umsetzen möchte, was jeder Gastronom weiß: Man muss kochen, was man selber gerne isst.
Chris
06.07.2025 um 19:43
Und immer noch kann der A6 nicht mit 22kW AC an der Wallbox laden. Über Nacht bekommt man die immer größer werdenden Akkus (hier 95kWh) mit nur 11kW nicht mehr voll. Audi ist in meinen Augen der Ankündigungsweltmeister. A6 e-tron, A4 e-tron, … Nach 30 Jahren Audi musste ich zur Konkurrenz wechseln, weil Audi einfach kein normales E-Auto (kein SUV) liefern konnte bzw. im Massenmarkt, also a4 und a3, immer noch nicht liefern kann.
H. Ebel
09.07.2025 um 08:08
Fährst du denn jeden Tag dein Auto bis nahe 0 auf dem Akku? Respect!!!
Michi
07.07.2025 um 10:47
Wie lange sind denn Ihre Nächte? In 8 h fließen bei 11 kW 88 kWh bei 9 h sind es dann 99 kWh und der Akku sollte nahezu voll sein, außer sie sind wirklich mit 0 % angekommen.22 kW sind eigentlich nur für Leute spannend, die regelmäßig mal schnell beim Parken in der Stadt ein paar kWh mitnehmen wollen. Für das Laden über Nacht sollte das kaum eine Rolle spielen. Im Gegenteil, nachts würde den meisten vermutlich eine Shukodose mit sogar nur 10 A reichen, da fließen dann Nachts auch über 100 km für den nächsten Tag in den Akku.
Jarn
07.07.2025 um 10:25
Dein auto steht also am Tag weniger als 8 Stunden? Respektabel.
Arno Nühm
06.07.2025 um 20:13
Fast alle sichtbaren Tasten deuten darauf hin, dass Audi aus dem Debakel bei VW nichts gelernt hat.
Melvin
07.07.2025 um 07:39
Tolles Auto. Den so lobend erwähnten Hebel für die Fahrerassistenz hatte jedoch mein Audi A3 aus 2018 auch bereits, sowie viele Modelle vor ihm.
Christoph
07.07.2025 um 10:36
Kürzere Ladezeiten als die Konkurrenz? Wird für diese Artikel eigentlich auch wirklich recherchiert? Die Ladeleistung des A6 ist gut aber jetzt schon weit weg von dem was der neue Smart #5 kann. Dort liegt seit Markteinführung in Europa die Benchmark im Bezug auf Ladeleistung.
Alkibiades
07.07.2025 um 13:21
Es kommt auf die Referenz an. Der Smart hat einen WLTP-Verbrauch von 18,5 kWh bis 19,9 kWh. Der Audi liegt bei 14,4 kWh bis 17,5 kWh. Bezüglich der nachgeladenen Kilometer pro Zeiteinheit ist der Smart also nicht besser als der Audi.
Battie
07.07.2025 um 13:18
Wie steht es um die Sitzqualität auf den hinteren Plätzen? Leider wurde das entweder gar nicht ausprobiert oder unterlassen zu notieren. Immerhin scheint anhand der Bilder sichtbar zu sein, dass der Boden unterhalb des Fußraums nicht von Batterien belegt und damit besser für bequemes Sitzen geeignet sein könnte als in anderen Fahrzeugen - welche ebenso wie der getestete Audi nicht die aufragende Statur von SUVs haben.
Peter
08.07.2025 um 15:20
Audi kann sich freuen Durch Zufall kommt der Wagen genau dann auf den Markt wo man 100k Autos mit 0,25 % abschreiben kann Willkommen im Dienstwagen Paradies
MIB
08.07.2025 um 17:22
In einem meiner Kfz hatte ich mal eine nach vorne klappbare hintere Sitzfläche um dann die Rücklehnen bei herausgenommener Kopfstütze flach herunter klappen zu können. Damit hatte ich eine riesige flache Ladefläche was einfach Super beim Transport war. Hätte ich gerne wieder im Kombi meiner Wahl.
Robert
09.07.2025 um 07:55
"Der Normalo freut sich auf den Gebrauchtwagen, den er in drei Jahren für die Hälfte bekommt" Interresante aussage man weiss also schon jetzt das diese Audis in 3 Jahren nur noch die Hälfte wert ist schon ein massiver Wertverlust aber auch dann noch zu teuer für viele Normalo von knapp 63.000-100.000 sind das dann immer noch 31.500-50.000 Euro halte ich persönlich immer noch für viel zu teuer

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