ZF: „Fahrplan“ zur Restrukturierung der Antriebstechnik-Sparte steht

Das Management des Zulieferers hat sich mit dem Betriebsrat und der IG Metall auf einen Fahrplan zur Restrukturierung des Geschäftsfeldes Antriebstechnik geeinigt. Bis Ende September wollen die Sozialpartner Maßnahmen festlegen, um die Sparte profitabler zu machen. Es dürften harte Einschnitte werden.

Bild: ZF

Die Rede ist von einem „Bündnis für Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigungssicherung“, welches nun geschlossen wurde. Die Neuausrichtung der Division solle „in gemeinsamer Verantwortung erfolgen“, wie das Unternehmen aus Friedrichshafen mitteilt. Eine entsprechende Vereinbarung wurde am Rande der Sitzung des ZF-Aufsichtsrats am 30. Juli unterzeichnet. „Beide Seiten bekennen sich zu einer konstruktiven Zusammenarbeit mit dem Ziel, tragfähige Lösungen im Sinne der Beschäftigten und des Unternehmens zu finden.“

Die Division Elektrifizierte Antriebstechnologien (oder kurz Division E) ist nicht nur für die Elektro-Antriebe, sondern auch für konventionelle Getriebe und Hybrid-Getriebe verantwortlich. Allerdings läuft es in der Division E bereits länger wirtschaftlich nicht mehr gut, weshalb bei dem im vergangenen Sommer angekündigten Abbau von bis zu 14.000 Arbeitsplätzen der Fokus auf der Antriebssparte liegt. In diesem Jahr wurden laut Medienberichten im Management bereits Szenarien wie ein „Carve-out“ (Abspaltung der Sparte vom restlichen Konzern, um offen für Partner zu sein) oder sogar ein „Ramp-down“, also dass gezielte Auslaufen des Geschäfts, durchgespielt. Das dürfte zwar nur die Vorbereitung auf Worst-Case-Szenarien sein, zeigt aber, wie weit die Überlegungen in der Konzernzentrale inzwischen reichen.

Kein Wunder also, dass sich angesichts solcher Szenarien und Berichte Protest in der Belegschaft formiert hat. Vor der wichtigen Sitzung des Aufsichtsrats in dieser Woche hatten Tausende Beschäftigte an mehreren Standorten der Division E bei Demonstrationen ihren Unmut ausgedrückt. Vereinbart wurde dann noch kein unmittelbarer, harter Einschnitt, sondern das erwähnte Bündnis, das bis Ende September nun Maßnahmen vorlegen soll. Die WirtschaftsWoche schreibt daher auch von einer „Schonfrist“ für die Antriebstechnik-Sparte.

Das Unternehmen selbst gibt sich kurz angebunden. „Die Vereinbarung markiert den Startpunkt für eine eigenständige und selbstbewusste Restrukturierung der Division E. Beide Seiten streben an, die Restrukturierungsmaßnahmen bis zum 30. September in konkreten Vereinbarungen mit den zuständigen Gremien festzuschreiben“, teilt ZF mit. „Die Division E steht im Fokus der Bemühungen zur Sicherung der strategischen und wirtschaftlichen Zukunft von ZF. Sie ist mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert, die sich aus der besonderen Marktstellung und der sich wandelnden industriellen Struktur sowie aus geo- und handelspolitischen Einflüssen und Regulierungsvorgaben der Politik wie der CO2-Regulierung der EU ergeben.“ Weitere Informationen sollen erst nach dem Abschluss der Gespräche veröffentlicht werden.

Es zeichnet sich aber schon ab, dass diese Maßnahmen harte Entscheidungen umfassen werden. Die WirtschaftsWoche zitiert einen Insider, wonach alle Szenarien einen „Kahlschlag am Standort Deutschland“ beinhalten würden. Laut einem nicht näher genannten Manager seien „extrem harte Maßnahmen notwendig, um ZF zu retten“. Das Problem ist: Die Division schreibt hohe Verluste, weil die in Vorleistung entwickelten Elektroantriebe noch nicht ausreichend nachgefragt werden und das Management für die konventionellen Getriebe und Hybrid-Komponenten zu niedrige Preise vereinbart hat, um wichtige Aufträge zu erhalten. Das Geschäft ist also nicht profitabel, zugleich lasten fast zehn Milliarden Euro Schulden und jährliche Zinsen von fast einer halben Milliarde Euro auf dem Geschäft, was die Handlungsspielräume im Unternehmen laut der WiWo „massiv“ einschränke.

Bei den Produkten für die Elektromobilität hat ZF Anfang Juni die neue Antriebsplattform SELECT vorgestellt. Mittels mehreren Baukästen für Komponenten wie den Motor an sich, die Inverter, Konverter, Reduziergetriebe und Software will der Zulieferer schnell und preiswert kundenspezifische Antriebslösungen entwickeln und herstellen können. Da die einzelnen Komponenten bereits in der Entwicklung aufeinander abgestimmt wurden, soll es so für die Kunden quasi maßgeschneiderte Antriebe statt Motoren von der Stange geben. electrive war bei der Präsentation mit der Kamera dabei und liefert Ihnen hier Hintergründe und erste Eindrücke von der SELECT-Plattform.

zf.com, wiwo.de

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