Brisanter Jobwechsel von Tesla-Chefanwerber Jörg Steinbach

Jörg Steinbach, dem ehemaligen SPD-Wirtschaftsminister Brandenburgs, wird wie keinem anderen deutschen Politiker die Ansiedlung Teslas in Grünheide angerechnet. Nach seinem Abschied aus der Politik hat der 69-Jährige als Freiberufler bei der Anwaltskanzlei CMS Hasche Sigle als Berater angeheuert – die wiederum als Tesla-nah gilt. (Update am Artikelende)

tesla gigafactory 4 brandenburg 2024 03 min
Bild: Tesla

Wie unter anderem der „Spiegel“ berichtet, hat sich auch die Staatskanzlei in Potsdam in dem Fall eingeschaltet: „Über allem steht die Frage: Arbeitet der Tesla-Minister jetzt als Tesla-Lobbyist?“, schreibt das Blatt. Denn: Es stehe der Verdacht eines möglichen Interessenkonflikts im Raum. Steinbach selbst bezeichnet dies als „haltlosen Vorwurf“.

Hintergrund ist, dass sich Jörg Steinbach Ende 2024 aus der Regierung Brandenburgs zurückzog und sich als Freiberufler einer Kanzlei anschloss, die er aus seiner Ministerzeit gut kennt. Denn diese beriet das Land Brandenburg laut „Spiegel“ beim Verkauf des heutigen Fabrikgeländes in Grünheide an Tesla. Später soll CMS Hasche Sigle auch direkt für Tesla tätig geworden sein.

Solche Jobwechsel von der Politik in die Wirtschaft gelten als heikel. Das brandenburgische Ministergesetz gibt in solchen Fällen vor, dass ehemalige Regierungsmitglieder innerhalb der ersten zwei Jahre nach ihrem Ausscheiden eine neue Tätigkeit anzeigen müssen und ein fünfköpfiges Gremium dann prüft, ob die Beschäftigung das Vertrauen in die Integrität der Landesregierung beschädigen könnte. Die Landesregierung kann eine Tätigkeit somit qua Gesetz untersagen.

Doch laut dem Bericht wird es im Fall Steinbachs an dieser Stelle unübersichtlich. Es geht um Fristen und eine offenbar erteilte Genehmigung (mit der Einschränkung für die Zusammenarbeit an Themen mit Brandenburg-Bezug). Doch wie der „Spiegel“ schreibt, hat die Staatskanzlei Steinbach inzwischen doch noch gestoppt. Sie habe Steinbach mit einem Schreiben vom 1. August gebeten, „seine Beratertätigkeit für die Kanzlei CMS ruhen zu lassen, bis die Landesregierung über eine mögliche Untersagung entschieden hat“. Steinbach soll nur erstmal eine Stellungnahme abgeben, danach soll das zuständige Beratungsgremium entscheiden. Der Ex-Minister wird den Wunsch erfüllen und seinen CMS-Job ruhen lassen, schreibt er auf „Spiegel“-Anfrage – betont aber, dass er alle Regeln einhalte.

Update 03.09.2025: Der frühere Wirtschaftsminister Brandenburgs, Jörg Steinbach, darf vorerst nicht für die internationale Anwaltskanzlei CMS Hasche Sigle arbeiten. Das hat die Landesregierung am Dienstag entschieden. Bis Mitte Dezember 2026 – also zwei Jahre nach seinem Ausscheiden aus der Landesregierung – darf Steinbach nicht für CMS tätig sein.

Damit ist das Kabinett der Empfehlung eines beratenden Gremiums gefolgt und schöpft den maximal möglichen Rechtsrahmen aus. Laut dem brandenburgischen Ministergesetz müssen ehemalige Regierungsmitglieder sich Tätigkeiten außerhalb des öffentlichen Dienstes bis zwei Jahre nach ihrem Dienstende genehmigen lassen – insbesondere, wenn ein möglicher Interessenkonflikt mit der früheren Amtsführung nicht ausgeschlossen werden kann.

Genau diese Gefahr wurde bei Steinbach gesehen: Als Wirtschaftsminister hatte er sich stark für die Ansiedlung der Tesla-Fabrik in Grünheide eingesetzt. Die Kanzlei CMS Hasche Sigle hatte das Ministerium damals beraten, war später aber auch für Tesla selbst tätig.

spiegel.de, handelsblatt.com (Update)

10 Kommentare

zu „Brisanter Jobwechsel von Tesla-Chefanwerber Jörg Steinbach“
McPepper
07.08.2025 um 18:16
Moooment! Bei VW, BMW und Konsorten läuft das Plätzchen-Wechsel-Dich-Spiel in Mangemant Politik Beratung seit Jahrzehnten im "Verborgenen", und bei Tesla ist das mit einem, wohl gemerkt 69-jährigen, ehemaligen Landesminister plötzlich ein Aufreger im Spiegel wert? Ist wohl dem 'Sommerloch' in der Spiegel-Redaktion geschuldet? Deutschland hat ganz andere Probleme mit Verbrenner-Lobbies (VDA) und Petrol-Head-Politikern (Merz), die es investigativ aufzuarbeiten wert wäre! Aber hey.. Schland wäre nicht Schland, wenn es nicht Schand wär.
Stern
08.08.2025 um 08:49
Ja, ist wirklich das allererste Mal das über Politiker und deren Wechsel in die Privatwirtschaft berichtet wird. Gabs noch nie zuvor. Muss man immer gleich eingeschnappt persönlich werden, wenn über sowas berichtet wird?Wie dein Kommentar wäre, wenn es sich um BMW handeln würde?"Petrol-Head-Politikern"Der Chef von Tesla war monatelang für Trump engagiert, der jetzt eher als Öl-und Gasförderer bekannt ist. Was ist an Merz jetzt schlimmer?Und als Kunde und dummer Arbeiter ist Schland dann wahrscheinlich wieder Recht für euch.
McPepper
08.08.2025 um 15:17
Tesla klickt besser, Content egal. Bei BMW würde keiner klicken, boring bimmer. Bekommt euer Mindset zur E-Mobilität gefixt und isoliert Petrol-Heads.
NoFake
08.08.2025 um 08:06
Vollkommen richtig !!! Was liegt nahe, wenn es bei gefühlt nur Bashing gegen Tesla existiert, eben nicht auf die dunkle Seite der Macht oder der Seite der Fehlinformation zu wechseln. Das ist eher sich selber treu bleiben und verdient Respekt an Hr. Steinbach.
Talis
11.08.2025 um 16:31
Ach schön, wenn man keine Fakten hat, kommen eben die gefühlten Wahrheiten. Aber die sagen leider nur etwas über dich aus, nicht über die Realität.
Bernds Nichte
11.08.2025 um 17:29
KI-Kommentar von Bernds Sockenpuppenaccounts..
Dominik Müller
08.08.2025 um 09:30
Ui, das ist ja gaaaanz schlimm! Aber in einem dermassen regulierten Land wie Deutschland schon wieder ein Grund für Schlagzeilen, zumindest wenn es Tesla betrifft...
Energisch Joe
08.08.2025 um 09:36
Guten Tag! Die Nachricht habe ich gelesen und mir folgendes gedacht: Erst jetzt mit 69 Jahren in Pension? Das ist doch ein tolles Vorbild für uns alle nicht zu früh in Rente zu gehen. Und Herr Steinbach arbeitet jetzt freiberuflich in seiner Pension in einer Kanzlei die dem Tesla-Konzern nahe steht, wohlweislich NICHT bei Tesla direkt. Da fallen mir etliche politische Gestalten ein die da weniger Distanz hielten und halten. Aber ja, es ist Saure-Gurken-Zeit und daher darf auch mal eine sprichwörtliche Mücke den hektisch angekreischten Elefanten geben. Mein seliger Vater hatte nach einer Aufregung meinerseits einmal ganz gelassen gemeint: "Schreib Du mal jeden Tag die Zeitung voll". Dem habe ich nichts mehr hinzuzufügen. Einen schönen Tag noch!
MWF
04.09.2025 um 08:03
Typisch deutsche Entscheidung. Wie viele Arbeitsplätze sind dort entstanden? Armes Deutschland!
Hentze
04.09.2025 um 13:31
Es hat noch niemanden gestört wenn Politiker zu VW, Mercedes oder anderen Unternehmen direkt wechseln. Ein Anwaltbüro das Tesla als Kunden hat, ganz schlimm.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert