AAMG will offenbar 20 Millionen Euro für Lilium bezahlen
Es war ein ungewöhnlicher Schritt, den die AAMG am vergangenen Freitag unternahm: Sie versandte eine Pressemitteilung mit der Absichtserklärung, das insolvente bayrische Startup Lilium übernehmen zu wollen, das einst mit der Mission angetreten war, mit einem elektrischen Senkrechstarter (eVTOL) die Luftfahrt zu revolutionieren. Doch eine Stellungsnahme von Lilium bzw. der Insolvenzverwalter, wie sonst in solchen Fällen üblich, blieb aus.
Dass eine solche Absichtserklärung öffentlich abgegeben wird, ist ein ungewöhnlicher Schritt – normalerweise geschieht so etwas hinter den Kulissen. Und die Öffentlichkeit wird erst gesucht, wenn es zumindest ein gemeinsames Memorandum of Understanding oder einen Vorvertrag gibt. Entsprechend gab es zwar am Freitag ein Statement des AAMG-Chefs Robert Kamp, wonach die Lilium-Plattform „das Ergebnis jahrelanger Bemühungen von einigen der talentiertesten Ingenieuren der Welt“ sei. Doch ob die Gegenseite die Übernahme überhaupt möchte, blieb unklar.
Noch kein Kaufvertrag
Nun berichtet die „Wirtschaftswoche“, dass ein Kaufvertrag tatsächlich auch noch nicht zustande gekommen sei, wie die Zeitschrift aus dem Unternehmensumfeld erfahren habe. Geld sei demnach ebenfalls nicht geflossen – und auch die Zustimmung der Insolvenzverwalter stehe noch aus, heißt es.
Dafür nennt die „Wirtschaftswoche“ den Kaufpreis, den AAMG für Lilium zahlen will: Dieser soll laut Insidern bei 20 Millionen Euro liegen. Das scheint auf den ersten Blick äußerst gering für ein Startup, das einst im Milliardenbereich bewertet wurde. Andererseits hat Lilium noch immer kein fertiges Produkt auf dem Markt, die Mitarbeiter sind weg – und der Käufer werde „wird der neue Eigentümer „vor allem Chaos vorfinden“, so das Magazin. Denn bei einigen Gebäuden seien die Mietverträge bereits ausgelaufen, auch sei der Besitz zahlreicher Maschinen nicht geklärt.Viele Gerätschaften seien geliehen oder im Zuge eines Tauschhandels zu Lilium gelangt, Vereinbarungen dazu nicht mehr auffindbar, so Insider gegenüber der „Wirtschaftswoche“.
Käufer müsste fast bei Null anfangen
Sprich: Ein Käufer von Lilium müsste nahezu bei Null anfangen. Zwar könnte er Patente von Lilium übernehmen, doch schon die von AAMG beabsichtigte Übernahme von Maschinen und Testeinrichtungen wäre nicht gesichert. Und ob wirklich genügend ehemalige Ingenieure von Lilium zurückkommen würden, um den Betrieb schnell wieder aufzunehmen, steht in den Sternen. Klar ist nur: AAMG müsste viel investieren, um den Betrieb wieder zum Laufen zu bekommen, und geht schon in seiner Absichtserklärung von 250 Millionen Euro zum Start aus. Weitere 500 Millionen Euro habe das AAMG zudem an der Hand, behauptet das Unternehmen.
Unterdessen gibt es auch weitere Informationen, wer hinter AAMG steckt: Gründerszene/Business Insider berichtet, es handele sich um ein Joint Venture von LuxAviation (privater Flugzeugbetreiber aus Luxemburg), Sigma Air Mobility (Tochter von Luxavation, fokussiert auf elektrische und nachhaltige Mobilitätslösungen der Zukunft) und die Ambitious Group, eine international tätige Personalberatung mit Hauptsitz in Amsterdam. Außerdem heißt es von der AAMG, sie habe sich mit der japanischen Firma AirMobility zusammengeschlossen, um Märkte im asiatisch-pazifischen Raum zu erschließen. Wie berichtet, ist die AAMG in einer Villa im niederländischen Örtchen Boxtel registierten. In den Kontaktdaten auf der Website werden zudem Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie Marbella in Spanien als Standorte genannt.
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