CAR-Studie: Was hinter dem Auf und Ab der deutschen E-Auto-Zulassungen steckt

Wohin entwickelt sich Deutschland in diesem Jahr bei der Elektromobilität? Dieser Frage geht eine neue Studie auf den Grund, die das Center Automotive Research (CAR) zusammen mit Partnern veröffentlicht hat. Eine Erkenntnis: Der Rückschlag nach dem abrupten Förderstopp Ende 2023 ist im Privatmarkt weitreichender als bislang angenommen.

Bild: Ionity

Das Center Automotive Research (CAR) hat in Kooperation mit Prof. Helena Wisbert (Ostfalia) und der European Climate Foundation (ECF) eine Studie vorgelegt, die den Titel „Elektromobilität am Wendepunkt – Notwendige Entwicklungen bis Ende 2025 zur Wiederherstellung einer positiven Perspektive“ trägt. Die Analyse soll allen voran den Stand der Elektromobilität im Jahr 2025 einordnen, zentrale Akteure – Industrie, Politik und Verbraucher – in ihrer Rolle betrachten und aktuelle Herausforderungen („wirtschaftlich, technologisch und regulatorisch“) benennen.

Ansatzpunkt der Studie ist die Ausgangslage in Deutschland: Nach Jahren des Wachstums kam es hierzulande 2024 zu einem deutlichen Rückgang bei den Zulassungen Batterie-elektrischer Pkw (BEV) – laut den Studienautoren ausgelöst durch „das Ende staatlicher Kaufprämien, hohe Preise und eine unzureichende Ladeinfrastruktur“. Seit Anfang 2025 ist jedoch wieder ein Aufwärtstrend erkennbar (im Juni und Juli kratzten die Neuzulassungen beispielsweise an der 50.000er-Marke), was die Studienmacher zum Anlass für eine Analyse machen, „um Chancen und Herausforderungen der Elektromobilität im Jahr 2025 fundiert zu bewerten und Handlungsoptionen für Industrie, Politik und Verbraucher aufzuzeigen“.

Methodisch basiert die Studie auf einer Auswertung aktueller primärer und sekundärer Quellen mit Stand April 2025 („darunter Geschäftsberichte, Branchenanalysen, politische Strategiepapiere, wissenschaftliche Studien und Medienberichte“). Vertieft haben die Initiatoren die Untersuchung durch eine Fallstudie zu Volkswagen. Abschließend leitet das Team Erfolgsfaktoren und Maßnahmen ab.

Bei der Marktdynamik nimmt die Studie eine Differenzierung zwischen Privat- und Gewerbenachfrage vor – und zoomt allen voran auf Erstere. Denn: „Die Marktdynamik wird derzeit noch stark durch gewerbliche Zulassungen getragen, doch auf lange Sicht ist der Privatmarkt entscheidend. Hier bestimmen vor allem Preis und Betriebskosten über den Kauf – nicht Ideologie.“

In ihrer Analyse festgestellt haben die Autoren denn auch, dass der Rückschlag in Deutschland nach dem abrupten Förderstopp Ende 2023 weitreichender ausfiel als bislang angenommen: Die privaten BEV-Neuzulassungen sanken 2024 demnach um fast 50 Prozent – trotz massiver Herstellerrabatte. Erst im weiteren Verlauf habe sich die Nachfrage durch starke Rabatte und neue Leasingmodelle stabilisiert, was die Autoren als „ein klares Zeichen für die hohe Preissensitivität der Konsumenten“ interpretieren. Das Vertrauen in die Elektromobilität an sich bleibe jedoch fragil.

Auch als die staatliche Förderung noch bestand, ging sie aus Sicht der Studienmacher teils am Bedarf vorbei: Die Förderung habe ausgerechnet jene Zielgruppe zurückgelassen, die für eine flächendeckende Mobilitätswende entscheidend ist: preissensitive Haushalte, sagt Studienautorin Beatrix Keim (CAR). „Förderungen wirken im unteren Preissegment dreimal so stark wie bei Premiummodellen.“ Doch ohne gezielte Anreize bleibe E-Mobilität ein Nischenthema.

Auch beim Verbrauchervertrauen haben die Verfasser des Papiers ein Defizit ausgemacht: „70 Prozent der Deutschen haben noch nie ein Elektroauto genutzt – fehlende Erfahrung schafft Unsicherheit.“ Die Studie empfiehlt daher Testprogramme, niedrigschwellige Sharing-Angebote und Flottenlösungen.

Zur Einordnung der Lage in Deutschland weitet die Analyse auch den Blick auf andere europäische Länder und evaluiert, inwiefern Modelle aus anderen Ländern auf Deutschland übertragbar wären. Außerdem liefert sie eine SWOT-Untersuchung zur strategischen Positionierung der Volkswagen AG für einen „vertieften Einblick in die Strategien eines Schlüsselakteurs“. Und analysiert die Wettbewerbssituation am Beispiel chinesische Wettbewerber und Stellantis. Die Kernaussagen der Studie lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  • Politisch getriebener Markt: Kaufentscheidungen bei E-Autos hängen in Deutschland weniger von Technologie oder Klimabewusstsein ab, sondern maßgeblich von Förderpolitik. Gezielte Fördermassnahmen für einkommensschwächere Käufer wären deutlich wirksamer als pauschale Prämien.
  • Druck auf etablierte Hersteller: Am Beispiel Volkswagen zeigt sich, wie tiefgreifend die Krise ist: In Q1/2025 brach der Gewinn der Pkw-Sparte um 85 % ein. Ursachen sind unter anderem CO2-Rückstellungen, Marktverluste in China, drohende US-Zölle und strukturelle Schwächen in der Software.
  • Chinesische Anbieter auf dem Vormarsch: Marken wie BYD oder Geely skalieren schnell, agieren digitaler und preislich aggressiver. Europäische Hersteller verlieren an Wettbewerbsfähigkeit – auch durch bürokratische Hürden und uneinheitliche Regulierungen. Strafzölle auf chinesische E-Autos treffen paradoxerweise auch europäische Joint Ventures.

An Politik und Industrie senden die Autoren die Botschaft, dass die Automobilindustrie ihre internationale Führungsrolle ohne Kurskorrektur dauerhaft zu verlieren drohe. 2025 steht die Elektromobilität in Deutschland aus ihrer Sicht vor einer kritischen Phase. „Ohne entschlossenes Handeln droht der Rückstand gegenüber internationalen Spitzenreitern im Batterie-, Fahrzeug- und Infrastrukturaufbau weiter zu wachsen. Nur durch ein stringentes Paket aus finanziellen Anreizen, Infrastrukturinvestitionen, Informations- und Kommunikationsmaßnahmen, industriepolitischen Förderprogrammen sowie Strategien zur Fachkräftesicherung kann Deutschland mittelfristig seine Position als Leitmarkt behaupten und europäischen sowie globalen Wettbewerb gestalten“, so der Aufruf der Studienmacher.

Internationale Beispiele können in ihren Augen aufzeigen, wie konsequente Industriepolitik Märkte schaffen kann. Die schleppende Transformation in Deutschland sei kein Zufall, sondern Folge jahrelanger Zögerlichkeit. Außerdem bemängeln die Autoren, dass die gesellschaftliche Kommunikation lange zu technokratisch geblieben sei und es versäumt wurde, die Mobilitätswende als existenzielle Zukunftsfrage zu vermitteln – „nicht nur für den Wohlstand, sondern auch im Kampf gegen den Klimawandel.“ Als konkrete Handlungsempfehlungen nennen sie folgende Maßnahmen.

  • Sozial zielgerichtete Förderung von E-Autos
  • Beschleunigter Ausbau der Ladeinfrastruktur
  • Förderung günstiger Einstiegsmodelle (< 25.000 €)
  • Lokalisierung von Produktion zur Risikoabsicherung
  • Vertrauensstiftende Kommunikation auf EU-Ebene
  • Strategische Investitionen in die Batterieindustrie

car-future.com (Zusammenfassung, PDF), car-future.com (komplette Studie, PDF)

15 Kommentare

zu „CAR-Studie: Was hinter dem Auf und Ab der deutschen E-Auto-Zulassungen steckt“
Sonderzölle abschaffen
15.08.2025 um 16:28
Es braucht keine Förderung günstiger Modelle, es braucht die Abschaffung der Sonderzölle auf chinesische Elektroautos! Protektionismus schadet der Gesellschaft und verzögert die Transformation zusätzlich. Deutschland kann keine Disruption und die Ideologie "unbedingt Arbeitsplätze zu erhalten" lähmt die Bemühungen in der existenziellen Zukunftsfrage Mobilitätswende. Also weg mit den Strafzöllen! Und her mit den günstigen Elektroautos für alle!
David Meder
16.08.2025 um 16:48
Definitiv nein, denn es geht nicht um fairen Wettbewerb. Der chinesische Staat pusht ja massiv die heimische Autoindustrie um uns zu überrennen und danach werden dann die Preise angehoben. Das kann man auch sehr gut bei Smartphone und anderen Technologie Gütern beobachten. Das ist eine typisch chinesische vorgehensweise gegen die wir uns definitiv wehren müssen. Ich würde die Zölle sogar noch erhöhen. Wir haben ja trotzdem genug Wettbewerb aus Asien und den USA und überall aus Europa.
Manfred Hauptreif
16.08.2025 um 18:20
Ja, China subventioniert e-Autos! Ist das nicht toll? China subventioniert CO2 sparende Autos, jedenfalls im Betrieb befindliche Autos, wenn sie mit Ökostrom geladen werden. Was ist daran auszusetzen? Wir müssten sie dafür preisen. Speziell, wenn sie im Land des Ökostroms verkauft werden. Apropos Subvention, wie nennen Sie die Tausende von e-Autoprämie in Europa und speziell Deutschland? Sind das keine Subventionen? Ich nenne das Doppelzüngig! Jetzt geht es also doch mehr ums liebe Geld, CO2 ist jetzt nicht wichtig, oder?
Jörg
15.08.2025 um 17:01
Abschaffung der Abzocke an öffentlicher Ladeinfrastruktur, dann läufts auich hier wieder besser mit dem Verkauf
Sonderzölle abschaffen
16.08.2025 um 20:08
Was bringen günstigere Preise für Fahrstrom, wenn sich "Ottonormalverbraucher" keinen neuen BEV leisten kann? Das bevorteilt wieder nur die Besserverdiener. Die Geringverdiener sind immer die Verlierer bei tarifären Handelshemnissen. Und die Autoindustrie zählt nicht dazu!
NoFake
18.08.2025 um 08:54
Ich höre immer, dass "Ottonormalverbraucher" sich kein BEV leisten können, aber das völlige Gegenteil ist im Straßenverkehr zu beobachten. Der Hauptanteil sind im Vergleich teurere SUV, deren indizierte Betriebskosten auch nicht gerade geringer sind. In den TCO schlagen die BEV, auch wenn diese heute noch teurer sind, den Verbrenner um Längen wenn man es richtig anstellt. Ist also "Ottonormalverbraucher" der, der nicht richtig rechnet und somit sich kein BEV leisten kann oder respektive will. Machen Sie sich mal den Spass und fragen bei Carwow vergleichbare BEV und ICE-Modelle an, Sie werden überrascht sein in Anbetracht des quasi nicht mehr vorhandenen Preisunterschiedes. Bei den Gebrauchten lassen sich inzwischen wirklich günstige BEV erwerben, sofern es nicht gerade überalterte reparaturintensive Uraltfahrzeuge mit Verbrenner sein müssen.
Michael Grauer
16.08.2025 um 07:25
„Fehlende Erfahrung schafft Unsicherheit“ Wenn man mit dem E-Auto aber mal Langstrecke fährt, dann bekommt man leider auch nicht mehr Vertrauen in das Konzept. An Autobahnraststätten haben Verbrenner überdachte „Ladepunkte“ mit einheitlicher Bedienung, einfacheren Bezahlung und transparenten Preisen. Sie müssen auch nicht für jede „Ladung“ rückwärts einparken und der Weg zum Café ist meist kürzer wie für die E- Auto Fahrer, die dieses wahrscheinlich eher besuchen.
Vinzenz
18.08.2025 um 08:17
Ist das deine Erfahrung oder die Angst eines Verbrennerfahrers? Ich bin im Sommer 3000km Langstrecke mit dem vollelektrischen Bus gefahren (EQV) und laden ist in Deutschland nun wirklich kein Problem mehr. Alle gut zwei Stunden mal eine Pause zum Essen oder Kaffee trinken. Und ob man vorwärts oder rückwärts einparken muss, hängt von Auto ab. Aber daran sollte es für alle unter 80 nicht scheitern, oder?
Sepp
16.08.2025 um 07:31
Sehr guter Artikel, dem ich größtenteils zustimme. Problem: Mit der aktuellen Regierung, die dem Verbrenner huldigt werden die guten Vorschläge nicht umgesetzt werden. Man müsste Verbrenner mit einer Zulassungssteuer belegen ,Frankreich macht es vor. Man will die deutschen Autobauer schützen aber das wird so nicht funktinieren, sie kämpfen jetzt schon ums Überleben.
Sig
19.08.2025 um 11:35
Merit Order für Fahrenergie, je kWh wäre was! da wäürde jeder den 3 fachen Energieverbrauch beim Verbrenner direkt merken und verstehen!
Julian Affeldt
18.08.2025 um 07:51
Lest doch bitte mal das Kapitel über den Dieselskandal im Buch "Druck machen" von Jürgen Resch. Keine dt Bundesregrierung wird jemals etwas gegen die dt Autoindustrie unternehmen. Niemals. Zur Erinnerung: es brauchte damals Jahre und dutzende an Gerichtsurteilen, bis soetwas wie "Thermofenster" als illegal eingestuft wurde. Die Bundesregierungen haben jahrelang dafür gekämpft, dass die Werte nur auf dem Teststand eingehalten werden musste. Was auf der Straße passiert, sollte (!) keine Rolle spielen.Wie kann man dann von einer BuReg, insb. unter CDU, auch nur im Geringsten erwarten, dass diese eine Antriebswende weg vom Verbrenner irgendwie wirklich fördern?Zum Artikel: Brauchte es dazu wirklich eine Studie? Ernsthaft? Das sind doch alles Fakten, die man bekommt, wenn man 10 Leute fragt, die E-Auto fahren.
Sam
18.08.2025 um 10:24
Danke !!
Sebastian Köhler
18.08.2025 um 08:14
Man hätte E-Autos nie als "Grün" vermarkten dürfen sondern besser als "futuristischer geiler Scheiss", dann wäre einiges anders gelaufen. Wenigstens werden E-Autos langs optisch wenigstens ansehnlich, wenn man jetzt noch eine einheitliche und transparente Preise an den Ladesäulen hinbekommt und vieleicht auch mal ein Dach an selbiger gönnt, statt alle in Regen stehn zu lassen, dann wird die Sache in 10 Jahren schon ganz anders aussehen.
H.Ebel
18.08.2025 um 08:20
Ein weiterer Punkt ist auch die Gestaltung des E-Auto-Gebrauchtwagenmarktes. Wer ein neues Auto benötigt und nicht das nötige Kleingeld hat, greift doch meist auf ein gebrauchtes Auto zurück. Hier müsste vor allem auch der aktuelle Zustand der Batterie und ihrer Restkapazität mit dargestellt werden. Prüfverfahren dazu gibt es doch und deren Ergebnisse müssen zusammen mit den anderen wichtigen Kriterien des Fahrzeuges unbedingt dargestellt werden. Dazu noch Rabatte auf den Kaufpreis und eine kundenfreundlich Kreditgestaltung. Dazu fehlt es noch an vielen Ladepunkten für Laternenparker und Bewohner der Mietwohnungsgebiete vor allem im ländlichen Raum, wo die Leute auf ein Auto angewiesen sind.
sig
18.08.2025 um 08:30
2025 wurden die Flottenemissionsgrenzen gesenkt, Strafen erhöht. Ein 2024 verkaufted eAuto zählt nicht in 25. Deshalb all die Probleme z.b. bei VW? ...die nun Bei den gleichen Modellen plötzlich verschwunden sind..... Also Giftemissionswerte Noch mehr senjen und es werden noch mehr eAutos verkauft.

Schreiben Sie einen Kommentar zu Jörg Antworten abbrechen

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert