Hamburg empfängt erstes autonomes Holon-Shuttle
Das ALIKE-Projekt wird vom Bundesministerium für Verkehr mit 26 Millionen Euro gefördert und gilt als Blaupause für die Umsetzung der Mobilitätswende in deutschen Städten. Nicht zu verwechseln ist es mit dem Ahoi-Projekt, das ebenfalls die Erprobung von autonomen E-Shuttles in Hamburg vorsieht, aber ein anderes Konsortium hinter sich hat, andere Fahrzeuge nutzt und etwas zeitversetzt zu ALIKE startet. Gemeinsam ist beiden Vorhaben, dass sie den Einsatz von Fahrzeugen auf SAE-Automatisierungslevel 4 anstreben.
Wie nun Hersteller Holon mitteilt, ist das erste Gefährt des Typs Holon Urban (bis vor kurzem Holon Mover genannt) nun in Hamburg angekommen. Das autonome Shuttle bietet Platz für bis zu 15 Passagiere, ist barrierefrei und kommt auf einer Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h. In Kürze soll der technische Testbetrieb starten. Ab 2026 ist dann auch die Beförderung von Fahrgästen vorgesehen. Flavio Friesen, technischer Leiter von Holon kommentiert: „Mit dem Einsatz unserer ersten Fahrzeuge auf Hamburgs Straßen haben wir einen weiteren großen Meilenstein für Holon erreicht. Wir freuen uns sehr, die Hochbahn bei der Umsetzung ihrer Vision eines autonomen ÖPNV zu unterstützen und gemeinsam die Zukunft urbaner Mobilität aktiv mitzugestalten.“ Zum Projektteam gehören neben der Hamburger Hochbahn und Holon auch Moia und Volkswagen.
Bekannt ist schon länger, das bei ALIKE zwei verschiedene Fahrzeugtypen im automatisierten On-Demand-Betrieb erprobt werden: besagter Holon Urban und der bereits seit Kurzem in Hamburg fahrende ID.Buzz AD („AD“ steht dabei für Autonomous Driving) von Moia. Im Spätsommer soll zudem in Barmbek der neue Betriebshof („AD Hub“) für den Holon Urban eröffnen. Von dort aus werden die Kleinbusse ihre Testfahrten starten. Bis zur Fertigstellung des AD Hub ist das Fahrzeug auf dem Hochbahn-Betriebshof Hummelsbüttel stationiert.
Bei den nun startenden Testfahrten in Hamburg werden den Verantwortlichen zufolge zunächst die grundlegenden Fahrzeugeigenschaften erprobt. „Mit Erhalt der angestrebten Erprobungsgenehmigung für autonomes Fahren erfolgt eine schrittweise Übergabe der Fahraufgaben vom Fahrpersonal an das Selbstfahrsystem“, heißt es weiter. Diese Übergabe orientiere sich am fortschreitenden Reifegrad des Systems und werde im Laufe des Jahres stufenweise erweitert, sodass das Fahrzeug zunehmend eigenständig agieren kann. Nach Abschluss der Testphase soll 2026 dann eine geschlossene Gruppe an Nutzern befördert werden.
Insgesamt sollen im Projekt bis zu 20 Fahrzeuge zum Einsatz kommen, die allesamt mit dem Self-Driving-System des Technologieunternehmens Mobileye ausgestattet sind. Heißt: Die Fahrzeuge nutzen Kameras, Radare und Lidare für eine 360-Grad-Umfelderkennung sowie Hochleistungsrechner für die Umsetzung der Daten in Fahrbefehle. Das 37 Quadratkilometer große Betriebsgebiet, in dem sich die E-Shuttles bewegen, erstreckt sich vom Stadtpark bis zur Elbe und vom Schlump bis nach Wandsbek. Moia ist dabei für die Bereitstellung des übergeordneten Ridepooling-Systems verantwortlich, das verschiedene Betreiber und Fahrzeuge im Verlauf des Projektes in einem Gesamtangebot zusammenführt.
Wichtig zum Verständnis: Das ALIKE-Projekt ist nicht als Robotaxi-Dienst gedacht, bei dem jeder Fahrgast sein eigenes Fahrzeug bestellen kann, sondern als Ridepooling-Dienst. Dabei bündelt ein IT-System die Anfragen von Fahrgästen, die in eine ähnliche Richtung wollen. Jeder Fahrgast wird individuell von seinem persönlichen Startort abgeholt und zu seinem Zielort gebracht, wobei andere Fahrgäste im Fahrzeug sein können. Dieses „Pooling“ soll die Fahrten für den einzelnen Fahrgast günstiger als eine reguläre Taxifahrt machen und zugleich mehr Individualität bieten als der Linienverkehr im ÖPNV.
Anjes Tjarks, Senator für Verkehr und Mobilitätswende Hamburg, kommentiert: „Hamburg ist in Europa Vorreiter für das autonome Fahren. Ziel ist es, mit dem Bund, unseren Partnern und der Industrie eng zusammen zu arbeiten und dadurch erstmals in der EU Fahrzeuge in den Betrieb zu bringen, die vollständig autonom fahren können. Dies ist die Voraussetzung für die Inbetriebnahme größerer Flotten und für Europa eine sehr wichtige industriepolitische Frage.“
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