Exklusiv: Changan steht mit zwei Deepal-Stromern in den Startlöchern
Das Autohaus Günther im schleswig-holsteinischen Halstenbek ist eine der ersten Vertriebsstandorte für die chinesische Marke in Deutschland. Der Händler an der Gärtnerstraße im Norden von Hamburg hat das Showroom-Konzept von Changan kürzlich umgesetzt und gibt electrive gegenüber an, inzwischen Bestellungen für den Changan-Debütstromer Deepal S07 entgegenzunehmen. Die Niederlassung gehört zum Mehrmarken-Autohaus Günther mit seinen deutschlandweit neun Standorten. Die Firma ist Changans erster offizieller Vertriebspartner in Deutschland. Neben Kias und Nissans vertreibt die Autohaus-Gruppe nun also auch Deepals – zunächst ein Duo im SUV-Format.
Kurzer Rückblick: Changan hatte im März mit dem elektrische Mittelklasse-SUV Deepal S07 seinen Europa-Start gefeiert, tummelt sich also absehbar unter den in Europa aktiven China-Marken. In einzelnen Ländern sollte es im zweiten Quartal losgehen. Für Deutschland und Großbritannien – Europas größte Elektroauto-Märkte – wurde das Debüt allerdings für „nicht vor September“ angekündigt. Grundsätzlich will Changan in Europa mit drei Marken antreten – der gleichnamigen Kernmarke, Deepal und Avatr. Die ersten Zielmärkte sind Norwegen, Dänemark, Deutschland, Großbritannien und die Niederlande.
Europa-Vertriebsmanager Nic Thomas erzählte electrive im März, dass er für Deutschland gerade die Handelspartner zusammenstelle. Wenn er zehn Handelsakteure zusammenhabe, „die die uns wichtigen Regionen in Deutschland abdecken, dann geht es los“. Hinter den Kulissen soll Changan bereits knapp zwei Jahre an der Expansion nach Europa arbeiten.
Wie das erste Aushängeschild in Halstenbek zeigt, hat Thomas nun wohl sein deutsches Handelsnetz beisammen. Ein Sprecher des Europa-Presseteams bestätigt auf Anfrage von electrive, dass der Changan Deepal S07 bereits bestellbar ist und auf der IAA in München der kompaktere Deepal S05 seine Europa-Premiere feiern wird. Der Verkaufsstart für den S05 soll anschließend im Oktober folgen. Außerdem stellt der Sprecher Kunden alsbald „die Vorteile zahlreicher Service-Angebote“ in Aussicht. Die Details zur Service-Strategie will sich Changan aber für die IAA in München aufheben.











Die Preise für den Deepal S07 beginnen wie berichtet bei 44.990 Euro. Der Antrieb ist mit 160 kW Leistung und 80 kWh Batteriekapazität simpel gehalten. Weitere Konfigurationsmöglichkeiten gibt es bisher nicht. Weiter soll das E-SUV bis zu 180 km/h schnell werden und in 7,9 Sekunden auf 100 km/h beschleunigen. Der erwähnte NMC-Akku mit Zellen von Zulieferer CALB soll eine Reichweite von 475 Kilometer gewährleisten. Allerdings kann die Batterie nur mit 93 kW DC geladen werden, womit der Standard-Ladevorgang nicht mehr zeitgemäße 45 Minuten oder mehr dauern dürfte. Offiziell gibt Changan 35 Minuten für das eher schlecht zu Vergleichen taugende Ladefenster von 30 auf 80 Prozent an.
Die Werte der Batterie kommen uns dabei bekannt vor: Auch der Mazda6e hat optional einen 80-kWh-Akku an Bord und lädt nur rund 95 kW DC. Da der Stromer von Changan-Mazda gebaut wird und ergo auf der Technik der Chinesen aufbaut, macht es Sinn, dass beide Fahrzeuge dieselbe Batterie verwenden.
Beim Autohaus Günther erfahren wir, dass Changan beim Deepal S07 in der Tat explizit wenig Auswahl und Konfigurationsmöglichkeiten gewährt. Aufpreispflichtige Optionen beschränken sich daher auf wenige Punkte wie Außenfarben, Felgen oder auch eine Anhängerkupplung. Ein vor Ort ausgehängtes Angebot führt etwa einen S07 für 47.380 Euro auf. Der Listenpreis ist in diesem Fall nur um eine bestimmte Lackierung für 800 Euro und die Überführungs- und Zulassungskosten (1.590 Euro) ergänzt. Ziel sei, vorkonfigurierte Fahrzeuge möglichst zeitnah zu liefern, teilt uns der Händler mit. Und: Erste Leasingangebote solle es erst kurz nach der IAA geben, erfahren wir. Gleiches gilt für Probefahrten.
Dass Changan in Europa langfristig Fuß fassen will, betonen die Manager des Unternehmens immer wieder. Europa-Vertriebchef Nic Thomas bestätigte etwa im Juli gegenüber Reuters, dass man an der Absicht festhalte, in Europa eine eigene Fabrik für elektrifizierte Pkw zu bauen. Aktuell laufe die Standort-Suche.
Auch dass Changan-Vorsitzender Zhu Huarong im März zur Europa-Premiere nach Mainz kam, zeugt von den Ambitionen der Marke. Man habe von Europa gelernt, sagte der Topmanager in seiner Rede mit Blick auf die vergangenen Jahrzehnte. Mit der Antriebswende sieht er nun die Chance für sein Unternehmen gekommen, hier Fuß zu fassen – mit einer Strategie, die „In-Europa-für-Europa“ heißt. Schon zu diesem Zeitpunkt sprach Huarong von lokalen Produktionsplänen, die sich „vor 2030“ manifestieren sollen. Bis dahin kommen die Fahrzeuge für Europa aus Changans Werk in Nanjing. Mit eigenen F&E- sowie Designzentren ist das Unternehmen schon länger global präsent, etwa in Italien und Deutschland. Und: Vergangenes Jahr rief das Unternehmen in Vorbereitung des jetzigen Kickoffs bereits einen Europa-Hauptsitz in München ins Leben.
Der erste Aufschlag soll konkret mit acht Modellen bis 2027 erfolgen. Die ersten beiden Wegbereiter sind besagte E-SUV Deepal S07 und Deepal S05, wobei letzterer nach früheren Statements als BEV und auch als Range-Extender-Modell eingeführt werden soll. Die weiteren Modelle – je drei 2026 und 2027 – präzisiert Changan noch nicht. Es dürften aber der größere Changan E07 und die Premiumstromer Avatr 11 und Avatr 12 darunter sein, denn diese Baureihen nannte der Hersteller im März als europäische Vorhut ihrer jeweiligen Marken Changan und Avatr. Auch von einem Antriebsmix aus BEV, PHEV und EREV ist die Rede.
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