Wie die Mercedes-Benz Modular Architecture (MMA) mit Effizienz punktet – Timo Stegmaier
Das erste Feedback zum neuen CLA sei „sehr positiv“, erklärte Stegmaier bei electrive LIVE, dessen Kernthema Antriebstechnologie für E-Fahrzeuge war. „Wir sind absolut happy mit dem ersten Feedback.“
Heart of Efficiency: Drive Unit und Zwei-Gang-Getriebe
Im Fokus von Stegmaiers Vortrag standen die technischen Kernelemente der MMA, die wir Ihnen hier in einem Deep Dive bereits vorgestellt haben. Herzstück ist die neue Main Drive Unit (MBEDU 2.0) mit E-Maschine, Silizium-Carbid-Inverter und Zwei-Gang-Getriebe. „Wir nennen sie intern liebevoll unser Heart of Efficiency“, erklärte Stegmaier. Der Hinterachsantrieb ist als permanenterregte Synchronmaschine ausgeführt, kommt nahezu ohne seltene Erden aus und erreicht eine um 50 Prozent höhere Leistungsdichte gegenüber klassischen Wickelverfahren.
Ein besonderes Augenmerk gilt dem Zwei-Gang-Getriebe. Mit einer Übersetzung von 11:1 im ersten Gang ermöglicht es hohe Dynamik beim Anfahren und erlaubt Anhängelasten bis zu 1,8 Tonnen beim Allradmodell. Im zweiten Gang mit 5:1-Übersetzung liegt der Fokus auf hohen Geschwindigkeiten bis 210 km/h. Damit schafft Mercedes eine für Elektrofahrzeuge ungewöhnliche Kombination aus Effizienz und Fahrspaß.
An der Vorderachse ergänzt beim 4MATIC-Modell eine zusätzliche Electric Drive Unit das System. Dank der Disconnect-Unit (DCU) können laut Stegmaier „90 Prozent aller Schleppverluste“ vermieden werden. Der Boost-Motor mit bis zu 80 kW Leistung springt nur bei Bedarf an – ob für mehr Dynamik oder zusätzliche Rekuperationsleistung.
Wichtiges Element im gesamten Antriebsstrang ist unser Central Driving and Charging Controller, abgekürzt CDCC, „welche das Gehirn unseres Antriebs darstellt, sprich den Überblick behält, live optimiert, auf Veränderungen reagiert, aber auch alle Komponenten entsprechend steuert und begleitet“, so Stegmaier.
Batterie, Ladeleistung und OneBox
Mit der MMA führt Mercedes auch eine neue Batteriegeneration ein. Zwei Varianten kommen zum Einsatz: eine NMC-Version mit 85 kWh nutzbarer Energie sowie eine LFP-Variante mit 58 kWh. Beide nutzen eine 800-Volt-Architektur und erreichen eine rund 20 Prozent höhere Energiedichte im Vergleich zu Vorgänger-Batterien.
Beim Laden setzt Mercedes neue Maßstäbe. Mit einer Peak-Leistung von 320 kW lassen sich in zehn Minuten bis zu 325 Kilometer Reichweite nachladen. Herzstück im Ladepfad ist die „One Box“, die Steuerelemente zur Energieverteilung und -wandlung bündelt. Ergänzt wird dies durch eine intelligente Routenführung im Betriebssystem MB.OS, das Ladepausen vorkonditioniert und Infrastruktur-Engpässe berücksichtigt. „Laden wird so kurz wie nie“, betonte Stegmaier.
Die Reichweite des CLA soll nach WLTP bei bis zu 792 Kilometern liegen – bei einem zertifizierten Energieverbrauch von 12,2 kWh auf 100 Kilometer inklusive Ladeverlusten. Damit bewegt sich der Kompaktwagen laut Stegmaier „schon ganz nah am elektrischen 1-Liter-Auto“.
Vom Vision EQXX zur Serie
Ein entscheidender Meilenstein für die MMA war das Forschungsfahrzeug EQXX. Dieses demonstrierte in Testfahrten Reichweiten von über 1.000 Kilometern – nicht durch eine übergroße Batterie, sondern durch maximale Effizienz. „Diese Effizienz jetzt in die Serie zu übertragen, war mein persönliches Ziel“, erklärte Stegmaier. Und weiter: „Ich wollte nicht nur ein Technologie-One-Hit-Wonder machen, einen Rekord schlagen und das war es. Nein, ich wollte proaktiv sowohl technisch als auch methodisch die Serienentwicklung bei uns bei Mercedes beeinflussen, weiterbringen und auch dem Kunden diesen Mehrwert vom EQXX übertragen.“
Technologien aus dem EQXX wie hochentwickelte Aerodynamik, optimierte Rekuperation und Systemintegration sind in die MMA eingeflossen. Mercedes spricht intern davon, dass „Effizienz die neue Währung“ sei. Neben Reichweite und Ladeleistung lag dabei auch die Zeiteffizienz im Fokus: „Wir wollen dem Kunden Zeit zurückgeben – durch schnelles Fahren und schnelles Laden“, so Stegmaier.
Modularer Ausblick
Die MMA startet wie erwähnt mit dem CLA als erstem Modell sowie dessen bereits angekündigten Shooting-Brake-Ableger. Doch die Plattform wird nicht auf die Kompaktklasse beschränkt bleiben. Auch der GLC und größere Modelle sollen folgen – der GLC steht zwar offiziell auf der Plattform MB.EA-M, nutzt aber viele Technologien der MMA, etwa den Hinterachsantrieb mit Zwei-Gang-Getriebe. Auf der IAA Mobility im September in München werden die MMA und die darauf basierenden Modelle im Zentrum des Messeauftritts von Mercedes stehen.
Für Stegmaier ist klar: Der Erfolg liegt in der Systemintegration. „Ein System ist nur so gut wie das schwächste Glied. Wir haben den vollen Fokus auf Effizienz gelegt und alles im System darauf getrimmt“, sagte er. Stolz ist er vor allem darauf, dass es gelungen ist, Technologien aus einem Forschungsprojekt in die Serie zu bringen – und damit den Kunden spürbaren Mehrwert zu bieten.
Sie möchten sich den gesamten Vortrag von Mercedes-Manager Timo Stegmaier anschauen? Dann nutzen Sie unseren Videoplayer oberhalb des Beitrags.
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