BYD soll Verkaufsziel intern längst gesenkt haben – auf 4,6 Mio. Einheiten
Für BYD ging es in den vergangenen Jahren immer steil bergauf. 2024 verkaufte der chinesische Hersteller weltweit 4,27 Millionen Fahrzeuge – neuer Rekord. Im laufenden Jahre sollten es nun 5,5 Millionen Einheiten werden. Das teilte BYD noch im März gegenüber Analysten mit. Doch es läuft inzwischen weniger rund. BYD hat seine Produktion zuletzt gedrosselt. Und Reuters berichtet nun unter Berufung auf zwei Insider, dass BYD das Verkaufsziel intern in den letzten Monaten schon mehrfach nach unten korrigiert hat. Aktuell soll es bei 4,6 Millionen Fahrzeugen liegen. Das entspräche der niedrigsten jährlichen Wachstumsrate seit fünf Jahren.
Dass BYD an dem selbstgesteckten Jahresziel scheitern dürfte, hatten Anfang der Woche bereits die frisch veröffentlichten August-Zahlen des Unternehmens nahegelegt: Demnach steht das Unternehmen nach acht Monaten (also zwei Dritteln des Jahres) erst bei 52,1 Prozent des ursprünglichen Zielwerts. BYD hätte also ein extrem starkes Schlussquartal gebraucht, um die 5,5 Millionen Fahrzeuge noch zu erreichen. Analysten wie die China Merchants Bank gehen daher schon einige Wochen davon aus, dass BYD das nicht schaffen wird – besagte Bank prognostizierte aber Anfang der Woche immer noch 4,9 Millionen neue BYDs.
Der Absatz ist dabei das eine, die Produktion das andere: Im August hat BYD zum zweiten Mal in Folge die Fertigung gedrosselt: Bereits im Juli war die Produktion gegenüber dem Vorjahr um 0,9 Prozent geschrumpft. Mit dem erneuten Rückgang um 3,78 Prozent setzte es im August ein weiteres Minus. Es ist das erste Mal seit der Corona-Zeit 2020, dass BYD seine Produktion zwei Monate in Folge gebremst hat.
Die Nachrichtenagentur Reuters führt die Entwicklung bei BYD auf die allgemeine Marktlage in China zurück. Denn der Preiskampf auf dem chinesischen Automarkt, den BYD selbst angezettelt hat, treffe nun auch die heimischen Hersteller. Der zweite Produktionsrückgang in Folge sei ein Zeichen, dass der chinesische Elektroauto-Riese seine jahrelange, massive Expansion bremse, so Reuters. Umgesetzt wird die gedrosselte Produktion offenbar über die Reduzierung von Schichten in einzelnen Fabriken, zudem wird der geplante Bau neuer Produktionslinien verschoben.
Allerdings hat zuletzt auch die Regierung in Peking die Zügel für die Autobranche wieder etwas angezogen. Im Juni wurden Manager der großen Autobauer zu Mäßigung bei der Rabattschlacht aufgerufen, im Juli hat die chinesische Industrieaufsichtsbehörde einen Betrug bei E-Auto-Subventionen in den Jahren 2016 bis 2020 öffentlich gemacht – auch bei BYD. Und auch die lange geduldete Praxis mit Gebrauchtwagen mit „Nullkilometerstand“ steht inzwischen unter Beobachtung, bei der Neuwagen für einen kurzen Zeitraum zugelassen wurden, um in die Verkaufsstatistik einzugehen – bevor sie als Gebrauchtwagen mit null Kilometern auf dem Tacho im Ausland verkauft werden.
Weltweit sind die Verkäufe von BYD im August zwar leicht gestiegen (auch dank des Wachstums in Europa), in China sind sie aber den vierten Monat in Folge gesunken – um 14,3 Prozent zum Vorjahr auf 292.813 Fahrzeuge. Da BYD vier von fünf Autos nach wie vor in China verkauft, ist das Unternehmen stark von seinem Heimatmarkt abhängig.
reuters.com
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