E-Flugzeug-Startup Vaeridion schnappt Lilium wichtiges Spezialgebäude weg

Während das insolvente Flugtaxi-Startup Lilium weiter auf die finale Vertragsunterzeichnung mit dem potenziellen Käufer AAMG wartet, will das Münchner E-Flugzeug-Startup Vaeridion nun ein wichtiges Spezialgebäude von Lilium am Flughafen Oberpfaffenhofen bei München übernehmen. Dieses dient der Batteriefertigung.

Bild: Vaeridion

Wie die „Wirtschaftswoche“ berichtet, wurde das entsprechende Gebäude vor wenigen Tagen an Vaeridion weitervermietet. Für die zum Gebäude gehörende Technik einschließlich Laserschweißanlagen habe Vaeridion vom Lilium-Insolvenzverwalter zudem bereits die Zusage erhalten, dass Vaeridion diese kaufen könne, sagte Gründer und Chef Ivor van Dartel dem Magazin.

Bei Vaeridion handelt es sich um ein Jungunternehmen, das im Gegensatz zu Lilium keinen elektrischen Senkrechtstarter (eVTOL) bauen will, sondern einen E-Flieger, der wie ein gewöhnliches Flugzeug eine konventionelle Start- und Landebahn nutzt. Er wird als Neunsitzer plus Platz für zwei Piloten starten. Vaeridion beziffert die nominale Reichweite auf 400 Kilometer plus Notreserve. Vergangenen Dezember sammelte Vaeridion dafür von Investoren 14 Millionen Euro ein.

Für Vaeridion ist das bisherige Lilium-Gebäude spannend, weil sich im Inneren ein weiterer, feuerfest ummantelter Raum befindet, so die „Wirtschaftswoche“. Dies gilt als wichtige Voraussetzung für den Aufbau einer Batteriefertigung. Die Batterieanlage und Hallen etwa für Akustiktests hatte der Flughafen Oberpfaffenhofen einst speziell für Lilium bauen lassen. Nun soll die Vermietung von Anlagen zu einem neuen Geschäftsbereich von Lilium werden – Kunden aus dem Bereich der elektrischen Mobilität könnten diese vor allem für Testzwecke nutzen. „Testing-as-a-Service“ nennt Lilium das.

Allerdings wirft der Deal mit Vaeridion erneute Fragezeichen auf, ob die geplante Übernahme von Lilium durch AAMG tatsächlich stattfinden wird. Schließlich zählten das Gebäude und die darin befindlichen Anlagen bislang zur Strategie von Lilium und waren wichtig für Entwicklung und Bau des Flugtaxis. Die Einrichtung einer vergleichbaren Halle würde voraussichtlich rund ein Jahr in Anspruch nehmen, so der Bericht. Außerdem haben die meisten Mitarbeiter das Unternehmen bereits verlassen. Laut „WiWo“ hat allein Vaeridion elf ehemalige Lilium-Ingenieure eingestellt und will weitere engagieren.

Hinzu kommt, dass der Insolvenzverwalter Ivo-Meinert Willrodt von der Kanzlei Pluta offenbar weiter Zweifel an AAMG hat, das bislang ein unbeschriebenes Blatt in der Branche ist und dessen CEO Robert Kamp sagt: „Ich habe keinerlei Erfahrung in der Luftfahrt, aber ich weiß, wie man Geschäfte macht.“ Trotz einer öffentlichen Absichtserklärung Anfang August und auch danach reichlich Medienpräsenz für den AAMG-Lilium-Deal hat der Insolvenzverwalter der Transaktion noch immer nicht zugestimmt. Er will offenbar ein Desaster wie bei der ersten Insolvenz von Lilium verhindern, bei der die Übernahme durch ein Investorenkonsortium namens „Mobile Uplift Corporation“ letztlich scheiterte und in einer zweiten Insolvenz endete.

AAMG hat bereits bekundet, dass es mit einer verkleinerten Belegschaft von ca. 300 Mitarbeitern die Forschung und Entwicklung in Bayern vorantreiben will und dort auch die ersten 50 Flugtaxis produzieren will. Danach soll aber die Serienproduktion nach Japan verlagert werden, wo die Nachfrage größer sein soll als in Europa. Zudem sitzt der größte AAMG-Anteilseigner AirMobility in Japan.

wiwo.de

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