Daimler Buses stellt Vorläufer eines H2-Reisebusses auf die Räder
Daimler Truck ist bekannt dafür, zwischen seinen künftigen E-Bussen und E-Lkw nach Synergien zu suchen. Bei den derzeit zu entwickelnden Wasserstoff-Fahrzeugen soll diese Taktik ein weiteres Mal greifen. Wie Daimler Buses nun publik macht, testet seine Marke Setra ab sofort einen Technologieträger mit Wasserstoff-Brennstoffzellenantrieb, der den Weg zu einem Serien-Reisebus mit entsprechender Technologie ebnen soll. Der GenH2 Truck der Lkw-Kollegen des Konzerns stiftet dazu seine Antriebskomponenten. An diesem Truck arbeitet Daimler Truck offiziell schon seit 2020 – abseits der Öffentlichkeit sicher noch länger. Allerdings wurde die Fertigstellung des Wasserstoff-Lkw im Zuge von Daimler Trucks Sparkurs jüngst depriorisiert: Die geplante Serienproduktion wurde von 2027 auf die frühen 2030er Jahre verschoben.
Durch die gegenseitige Verzahnung der Entwicklungsabteilungen dürfte das auch auf die H2-Reisebuspläne des Konzerns abstrahlen. Jedenfalls betont Daimler Buses, dass der erste E-Reisebus des Unternehmens für Ende der Dekade vorgesehen ist, aber explizit mit Batterie-elektrischen Antrieb (BEV) kommen soll. Ein Brennstoffzellen-Reisebus (FCEV) soll „dann in einem nächsten Schritt in Serie gehen“. Präziser wird der Hersteller zum Zeitplan nicht, aber die frühen 2030er Jahre dürfte es – analog zum GenH2 Truck – ganz gut treffen. Deutlich wird zudem, dass Daimler Buses analog zur Lkw-Sparte an der zweigleisigen Entwicklung von BEV und FCEV festhält, allerdings die BEVs zuerst startklar machen will.
Den Technologieträger H2 Coach stellt das Unternehmen dennoch frühzeitig vor. Der Bus basiert „zu weiten Teilen auf den Antriebskomponenten des GenH2 Truck“, heißt es. Die Reichweite mit einer Tankfüllung soll Minimum bei 800 Kilometern liegen. Herzstück des 13,9 Meter langen Hochdeckers mit der Modellbezeichnung S 517 HD ist eine Kombination aus zwei Wasserstofftanks mit insgesamt 46 Kilogramm Tankkapazität und einem Brennstoffzellen-Aggregat mit einer Gesamtleistung von 300 kW von Cellcentric (einem Joint Venture von Daimler Truck und der Volvo Group).
Das Brennstoffzellen-Aggregat wandelt den Wasserstoff an Bord in elektrische Energie um, die dann vom Zentralmotor in mechanische Antriebsenergie umgesetzt wird. Dieser Elektromotor ist laut Daimler Buses auf 320 kW Dauer- und 400 kW Maximalleistung ausgelegt, das Drehmoment liegt bei 1.368 Nm, beziehungsweise maximal 2.470 Nm. Ein Batteriepaket ist ebenfalls verbaut, fällt allerdings weitaus kleiner aus als der Akku eines BEVs. Aufgabe der Batterie ist es auch nur, elektrische Energie (etwa aus der Rekuperation) zwischen zu speichern und situativ zur Leistungsunterstützung beizutragen, um die Brennstoffzelle im optimalen Wirkungsbereich zu halten.
Der zum H2 Coach umgebaute S 517 HD kommt dem Hersteller zufolge auf ein zulässiges Gesamtgewicht von 24,7 Tonnen und hat auf Basis eines TÜV-Gutachtens eine Zulassung als Erprobungsfahrzeug nach Paragraf 19.6 der Straßenverkehrszulassungsordnung erhalten. So darf das Testexemplar neben den Prüfreihen auf den internen Versuchsgeländen von Daimler Buses auch Testfahrten auf öffentlichen Straßen absolvieren. Stationiert ist der H2 Coach dabei in Neu-Ulm. An diesem Unternehmensstandort wird er fortlaufend entwickelt. Neu-Ulm gilt im Daimler-Truck-Netzwerk als Kompetenzzentrum für Reisebusse aller Antriebsarten.
Was die E-Roadmap von Daimler Buses angeht, soll auf den seit 2018 am Markt erhältlichen BEV-Stadtbus eCitaro (der seit 2023 auch in einer Variante mit Brennstoffzelle als Range Extender erhältlich ist) im kommenden Jahren zunächst ein Batterie-elektrischer Überlandbus folgen. Der eIntouro soll im Herbst auf der Busworld Europe Weltpremiere feiern und teilt sich gemäß der Gleichteil-Strategie des Konzerns u.a. die Batterien mit dem Fernstrecken-Lkw eActros 600. Eine weitere Ausdehnung des Sortiments ist wie erwähnt gegen Ende der Dekade mit dem ersten BEV-Reisebus geplant.
An solch einem Batterie-betriebenen Reisebus entwickelt Daimler Buses schon länger – seit 2022 auch als Teil eines Projektkonsortiums. Seinerzeit tat sich das Unternehmen mit Forschungsinstituten und Praktikern aus der Branche zum Projekt Electrified Coach zusammen – griffig abgekürzt als ELCH. Als Ziel des von der Bundesregierung geförderten Projekts gilt Entwicklung eines modular aufgebauten Antriebsstrangs einschließlich zweier Demonstrationsfahrzeuge. Die Erkenntnisse sollen dann die Grundlage für die „Planung kostengünstiger Produktions- und Montageprozesse elektrisch angetriebener Reisebusse“ bilden, wie Daimler Buses seinerzeit mitteilte. Partner des von Daimler Buses koordinierten Projekts sind das Karlsruher Institut für Technologie KIT, die Uni Mannheim, die TU Kaiserslautern und der Betreiber Flix mit seinen grünen Flix-Fernbussen.
daimlertruck.com
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