Elli pilotiert Bidi-Laden in Haushalten
Die von Kooperationspartner Cubos entwickelte Ladestation erlaubt es, die Batterie eines E-Fahrzeugs als Heimspeicher zu nutzen und die Haushaltsgeräte mit selbst erzeugtem Solarstrom zu versorgen, wie Elli mitteilt. Die Energieflüsse zwischen Stromnetz, Fahrzeug und Haushalt werden über die App Elli Charging gesteuert.
Das Pilotprojekt soll im Dezember 2025 starten. Ab sofort können sich Kundinnen und Kunden der Volkswagen Group und dem Photovoltaik-Anbieter Otovo für die Pilotinitiative von Elli bewerben. Im Rahmen des Projekts stellt Elli den ausgewählten Teilnehmenden die DC-bidirektionale Wallbox zur Verfügung. Voraussetzung ist aber ein elektrischer VW in dem Haushalt und eine PV-Anlage von Otovo auf dem Dach.
Konkret muss es ein Fahrzeug auf der MEB-Plattform (verschiedener Konzernmarken) mit der 77-kWh-Batterie sein, auf dem die Softwareversion 3.5 oder höher aufgespielt ist. Diese Fahrzeuge sind technisch in der Lage, DC-bidirektionales Laden bereitzustellen. Dazu zählen theoretisch auch die MEB-Modelle von Ford, also der Explorer und der Capri. Ob diese auch für das Pilotprojekt in Frage kommen, ist nicht bekannt.
Elli geht davon aus, dass sich die Ladekosten mit dem bidirektionalen Laden um teilweise bis zu 75 Prozent senken lassen – wie hoch genau sie in der Praxis ausfallen, soll unter anderem in dem Pilotprojekt ermittelt werden. Gleichzeitig könne die Unabhängigkeit vom öffentlichen Stromnetz durch die Nutzung von selbst erzeugtem Solarstrom in Verbindung mit dem bidirektionalen Laden in einem vergleichbaren Umfang erzielt werden, so Elli.
Ein wichtiger Baustein des Pilotprojekts ist die eichrechtskonforme Bidi-Wallbox von Cubos. Die DC-Wallbox ermöglicht den Energiefluss mit bis zu 11 kW in beide Richtungen und soll das E-Auto, die heimische Solaranlage (von Otovo) und die Software-Plattform von Elli miteinander vernetzen. Cubos selbst wiederum ist Partner von Ambibox, das bereits mit VW zusammenarbeitet. Die bidirektionale Wallbox BC11 wird ebenfalls auf der IAA vorgestellt und soll im Frühjahr 2026 auf den Markt kommen.
In einem Folgeprojekt will Elli die Energie der E-Autos über ein virtuelles Kraftwerk der europäischen Stromhandelsbörse (EPEX) zur Verfügung stellen. Das erklärte Ziel ist es, stationäre Batterie-Großspeicher und E-Auto-Batterien mit bidirektionalen Ladelösungen zu einem „Managed Battery Network” (MBN) zusammenzuführen, welches die Nutzung der volatilen erneuerbaren Energien stabilisiert und die Energiewende in Europa ermöglicht. Das will Elli bis Ende des Jahrzehnts erreichen. Im Dezember soll dann auch das Großspeicher-Geschäft starten: Dann soll das Elli PowerCenter in Salzgitter fertiggestellt werden, ein Speicher mit 20 MW Leistung und 40 GWh Speicherkapazität. Dieser nutzt LFP-Batteriepacks von PowerCo und soll als „Plattform für Energiehandel und zukünftige Netzdienstleistungen“ dienen.
„Mit unserem Pilotprojekt zur IAA Mobility 2025 schlagen wir ein neues Kapitel in der Geschichte der Elektromobilität auf“, sagt Elli-CEO Giovanni Palazzo. „Bidirektionales Laden ist der ‚Möglichmacher‘ der Energieautarkie im eigenen Zuhause und mit der ersten Ausbaustufe unseres Managed Battery Network heben wir Fahrzeugbatterien und Speicher erstmals auf das Niveau systemrelevanter Energieressourcen. So schaffen wir die Brücke zwischen Mobilität und Energie.“
Elli ist seit 2023 im Stromhandel an der EPEX Spot aktiv und hatte schon damals einen Großspeicher aus Second-Life-Batterien angekündigt. Mit der europäischen Solarplattform Otovo arbeitet Elli seit 2024 zusammen, VW-Kunden können seit Oktober 2024 zu ihrer (AC-)Wallbox auch eine PV-Anlage von Otovo beziehen. Volkswagen selbst triebt auch über andere Kanäle das bidirektionale Laden voran: In Schweden hat der Konzern eine Siedlung mit Elektroautos und 200 bidirektionalen DC-Wallboxen von Ambibox ausgestattet.
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