Spedition Diez teilt ihr neues Lkw-Ladedepot mit Dritten

Die Spedition Diez aus Dettingen unter Teck nimmt auf ihrem Betriebsgelände einen Lkw-Ladepark in Betrieb, den sie auch gegenüber anderen E-Lkw-Betreibern öffnet. Der Lade-Hub liegt direkt an der B465 und unmittelbar an der A8 zwischen Stuttgart und München. Das Besondere: Die Lader werden von einem enormen, freitragenden Solardach überspannt.

Bild: Spedition Diez

Die Spedition Diez ist ein mittelständischer Familienbetrieb, der sich auf Volumen- und Sondertransporte spezialisiert hat. Das nach dem Krieg 1946 von Alfred Diez gegründete Unternehmen beschäftigt rund 130 Mitarbeiter und wird heute in dritter Generation von den Brüdern Andreas und Matthias Diez geführt. An die Elektromobilität tasten sich die Geschäftsführer nicht heran – sie springen mit Schwung hinein: Auf dem Firmengelände in Dettingen unter Teck – im Landkreis Esslingen gelegen – haben die Diez‘ einen bemerkenswerten Ladepark hochgezogen – und auf den Namen „Solar Truck Charge Port“ getauft.

Dieser Port verfügt über ein freitragendes Solardach, das eine Fläche von 2.600 Quadratmetern überspannt. Es schützt (in Kombination mit zwei geschlossenen Seiten) Fahrer und ihre E-Lkw nicht nur vor Wind und Wetter, sondern ist durch seine pfeilerlose Konstruktion auch durchgängig befahrbar. „Somit können Fahrer einen Ladestopp einlegen, ohne vorher absatteln und dafür erst eine geeignete Fläche suchen zu müssen. Das spart Aufwand und Kosten und macht den Ladevorgang kürzer und komfortabler“, schreibt die Firma. Insgesamt drei Alpitronic Hypercharger mit einer Leistung von je 400 kW stehen auf dem Areal zur Verfügung. An jeder Schnellladesäule können zwei Trucks gleichzeitig Strom beziehen. Darüber hinaus spielt die Spedition mit dem Gedanken, in einer zweiten Ausbaustufe – voraussichtlich ab 2027 – bis zu 15 Ladepunkte für komplette Lastzüge anzubieten. „Die Größe des Geländes würde das zulassen“, heißt es aus der Firmenzentrale.

Solardach sitzt auf robuster Stahlkonstruktion

Doch noch befasst sich das Geschäftsführer-Duo vor allem mit der ersten Ausbaustufe: Nach einjähriger intensiver Planungs- und Bauzeit soll der Ladepark für Trucks im Oktober in Betrieb gehen. Die Solaranlage auf dem von einer robusten Stahlkonstruktion getragen Dach wurde dabei in Ost-West-Ausrichtung angebracht, um die Sonne und damit den Strom auch morgens und abends besser nutzen zu können – und um Lastspitzen zur Mittagszeit zu vermeiden. Die Peakleistung der Anlage beziffern die Initiatoren auf 450 kW. Scheint die Sonne, kann der Standort den Solarstrom günstig produzieren und der Kundschaft zur Verfügung stellen. Bleibt der Sonnenschein aus, bezieht die Spedition die Energie an der Strombörse.

In einem zweiten Schritt will sie den selbst produzierten Strom bald in einem Batteriespeicher mit einer Leistung von zwei MW puffern. Ein mithilfe von Künstlicher Intelligenz gesteuertes Energiemanagementsystem ermöglicht bereits hohe Effizienz beim Laden und mit Blick auf die Kosten. Entwickelt und umgesetzt wurde es vom Startup IO-Dynamics aus Flensburg.

Co-Geschäftsführer Andreas Diez bezeichnet das neue Ladedepot deshalb als „echten Meilenstein beim Aufbau von Elektro-Ladeinfrastruktur für schwere Lkw in Deutschland“. Und sagt weiter: „Wir haben uns sehr intensiv mit der Konzeption unseres Solar Truck Charge Ports beschäftigt und sind überzeugt, dass er den Anforderungen von Fahrern und Unternehmern umfassend Rechnung trägt. Dieser Ladepark ist ein echter Gamechanger und macht das Laden eines Elektro-Trucks ähnlich einfach wie das Tanken eines Diesel-Lkw.“

Sieben eigene E-Lkw bis Mitte 2026

Ebenfalls im Oktober stellt auch die Spedition selbst ihre ersten Elektro-Lkw in den Dienst. Dabei handelt es sich um zwei Trucks des Typs Mercedes-Benz eActros 600. Fünf weitere schwere Elektro-Lkw sollen im ersten Halbjahr 2026 hinzukommen. Übrigens: Gewichtsnachteile durch das Mehrgewicht der Batterien gleicht die Spedition Diez nach eigenen Angaben nahezu vollständig durch den Einsatz von Leichtbauaufliegern aus. Bei erlaubten 42 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht kann das Unternehmen so trotzdem 26 Tonnen laden. „Wir haben bewusst gewartet, bis die Fahrzeuge die nötige Serienreife erlangt haben, da in unserem Transportsegment absolute Qualität und Zuverlässigkeit erforderlich sind“, erläutert Andreas Diez. „Daher haben wir uns im ersten Schritt intensiver mit der Ladeinfrastruktur als mit den Fahrzeugen beschäftigt. Sie ist die Basis, um Elektro-Lkw überhaupt erst erfolgreich einsetzen zu können.“

Als Spezialist für Volumen- und Sondertransporte finden sich in Diez‘ Fuhrpark etliche Trucks, die Transporte bis zu einer Breite von 5,00 Metern, einer Höhe von 3,90 Metern und einer Nutzlast von bis zu 50 Tonnen erlauben. Die firmeneigene Flotte umfasst konkret rund 60 Schwerlast-Fahrzeuge, die landes-, europaweit und darüber hinaus unterwegs sind. Stärkste Kundenbranchen der Spedition sind der Maschinen- und Anlagenbau sowie das Messegeschäft. Neben dem reinen Transport bietet das Unternehmen auch Logistikservices. Dafür hält es eine Lagerfläche von rund 35.000 Quadratmetern bereit, u.a. in Form einer Schwerlasthalle mit einem Kran, der Lasten von bis zu 50 Tonnen heben kann.

Das Diez-Gelände mit dem neuen Ladepark liegt dabei strategisch günstig an der B465 und unmittelbar an der A8 – der Autobahn-Achse zwischen Stuttgart und München. Die Nähe zu diesem Verkehrsknoten macht ihn auch für andere Betreiber von Elektro-Lkw interessant. Das Geschäftsführer-Duo hält viel davon, sich unter Logistikern gegenseitig zu helfen, solange der Aufbau öffentlicher Lkw-Lader noch hinterherhinkt. Deshalb lädt die Spedition Diez andere Flottenbetreiber ein, ihren Ladepark zu nutzen. „Der Clou an unserem Truck Charge Port ist, dass andere Elektro-Trucks nicht nur eine freie Ladesäule in Autobahnnähe finden, sondern auch noch Strom zu attraktiven Preisen beziehen können“, betont Andreas Diez. In jedem Fall handele es sich dabei um grünen Strom. Damit leiste sein Unternehmen auch einen Beitrag zum Klimaschutz. Denn erst beim Einsatz von Ökostrom sei der Elektro-Lkw auch wirklich nachhaltig unterwegs.

Pilotstandort des TruckCharge-Ladenetzes

Fahrer, die ihren Truck bei der Spedition Diez laden, können auch deren sanitäre Anlagen und den Aufenthaltsraum nutzen. Wer sich während der Ladepause versorgen möchte, wird laut den Verantwortlichen vor Ort ebenfalls fündig: Fußläufig erreichbar und nur wenige Meter entfernt befinden sich unter anderem ein Supermarkt und zwei Schnellrestaurants.

Dass die Spedition Diez ihre Lader teilt, kommt dabei nicht von Ungefähr, wird der Ansatz doch vom Lieferanten der strombetriebenen Mercedes-Lkw federführend unterstützt: Der Ladepark in Dettingen unter Teck ist einer der Pilotstandorte des halböffentlichen Ladenetzwerks TruckCharge von Daimler Truck. Der Stuttgarter Hersteller will es seinen Händlern und Kunden bekanntlich standardmäßig ermöglichen, ihre betriebseigenen Lader für Dritte zu öffnen und auf diese Weise bis 2030 ein halböffentliches Lkw-Ladenetz mit 3.000 Schnellladepunkten in Europa knüpfen. Den Startschuss dieser Initiative kündigte der Lkw-Hersteller bereits im Frühjahr für das dritte Quartal 2025 an. Diez gehört also zu den Pionieren im Netz.

Quelle: Infos per E-Mail

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