Bild: Elias Holdenried
FahrberichtAutomobil

Erste Fahrt im Deepal S05: Dieser Newcomer aus China macht sehr viel richtig

Bei einer ersten kurzen Testrunde durch den Münchner Stadtverkehr überzeugte der Deepal S05 mit seiner ausgewogenen Fahrwerksabstimmung und einer guten Dämmung. Im reduzierten und sauber verarbeiteten Cockpit kommt Tesla-Feeling auf. In Kombination mit dem guten Preis-Leistungs-Verhältnis und sieben Jahren Garantie hat das Kompakt-SUV auch hierzulande das Zeug zum Erfolgsmodell.


Mit Changan wagt einer der ältesten Autobauer Chinas den Sprung in Richtung Westen. Genauer gesagt geht der Konzern in Europa mit seiner Tochtermarke Deepal und den beiden SUV-Modellen S05 und S07 an den Start. Ersterer ist im Kompakt-Segment verortet, während der S07 in der Mittelklasse antritt. Im Rahmen der IAA Mobility standen die beiden Newcomer für eine erste Probefahrt bereit.

Da das C-Segment mit Abstand das volumenstärkste in Deutschland ist, habe ich mich beim ersten Check für den S05 entschieden. In der Tiefgarage eines Hotels wartete der Wagen auf mich – und machte optisch durchaus was her. Der ehemalige VW-Chefdesigner Klaus Zyciora ist mittlerweile für das Changan-Styling verantwortlich. Aus Wolfsburg kommt auch einer der Hauptkonkurrenten des S05 – der Volkswagen ID.4. Weitere Kontrahenten sind zum Beispiel dessen Technik-Bruder Skoda Enyaq und der Renault Scenic E-Tech Electric.

Obwohl die in Turin ansässige Designabteilung wenig Experimente eingegangen ist, kann das Exterieur des S05 durchaus als eigenständig bezeichnet werden. Dies liegt auch an Details wie dem beleuchteten Markenlogo an der C-Säule, das in einem ebenfalls illuminierten Kreis sitzt. Dieses Zierelement zeigt gleichzeitig den Ladestand der Batterie an.

Der Frunk fällt großzügig aus

Mit seinen zweigeteilten Scheinwerfern liegt das SUV voll im Trend. Bei den schmalen Leuchteinheiten im oberen Bereich handelt es sich um die Tagfahrleuchten, während die Hauptscheinwerfer unten in der Frontschürze untergebracht sind. Noch ein Stückchen weiter unten sitzen aktive Aerodynamik-Klappen, die sich je nach Bedarf öffnen und schließen. Auch sie sind für den vergleichsweise guten cW-Wert von 0,25 mitverantwortlich.


Am Heck findet sich, wenig überraschend, ein durchgehendes Leuchtband. Da es etwas abgedunkelt ist, erinnert der 4,60 Meter lange, 1,80 Meter breite und 1,60 Meter hohe S05 von hinten etwas an den Alfa Romeo Junior und entfernt auch etwas an den Porsche Cayenne. Hinter der Heckklappe verbirgt sich ein Gepäckabteil mit einem Fassungsvermögen von ordentlichen 492 Litern in der Normalkonfiguration. Wenn man die Rückbank umklappt, sind es 1.250 Liter. Dazu kommt ein üppig dimensionierter Frunk mit einem Fassungsvermögen von 159 Litern. Bei der Allradversion ist das vordere Gepäckfach aufgrund des zusätzlichen Motors an der Vorderachse sieben Liter kleiner.

Reduziertes Cockpit mit Tesla-Anleihen

Bei der Gestaltung des Interieurs sind ganz offensichtlich die Tesla-Modelle 3 und Y Pate gestanden. Changan verzichtet bei seinen Deepal-SUV auf ein extra Display für die Fahrinformationen, weshalb das Cockpit sehr reduziert wirkt. Die aktuelle Geschwindigkeit wird wie bei Mittelklasse-Modellen des texanischen E-Auto-Pioniers links oben am Rand des 15,4 Zoll großen Touchscreen angezeigt.

Eine Lösung, die immer noch etwas gewöhnungsbedürftig ist. Während es Tesla bei diesem Layout belässt, verfügt der S05 zusätzlich über ein gut sichtbares Head-up-Display mit Augmented Reality-Funktion. So macht es den Anschein, als würden beispielsweise die Navigationshinweise direkt in die reale Umgebung eingewebt.

Der Bildschirm in der Mitte gefällt mit seiner hohen Auflösung und schnellen Reaktionszeit, für die ein „Qualcomm 8155“-Chip sorgt. Um Spiegelungen zu minimieren, kann das Display um bis zu 15 Grad verstellt werden. In einigen Situationen neigt es sich sogar aktiv zu der Person hinter dem Steuer. Zwei Smartphones können gleichzeitig über eine auf der Mittelkonsole platzierte und doppelte induktive Ladeschale mit Strom versorgt werden.

Obwohl es sich bei unserem Testwagen um die 38.990 Euro kostende Basisversion „Pro“ mit konventionellen Stahldach handelte, bot der Innenraum eine angenehme und ausreichend helle Atmosphäre. Das Panorama-Dach ist erst ab der 41.990 Euro kostenden „Max“-Ausführung erhältlich.

S05 RWD ProS05 AWD Max
AntriebRWDAWD
Leistung200 kW320 kW
Drehmoment290 Nm502 Nm
Beschleunigung7,5 s5,5 s
Höchstgeschwindigkeit180 km/h180 km/h
WLTPReichweite485 km445 km
Batteriekapazität68,8 kWh68,8 kWh
Ladeleistung DC200 kW200 kW
Ladezeit DC 10-80% 23 min23 min
Preis38.990 Euro44.990 Euro

Schon die Basis lässt wenig Wünsche offen

Von einem Kassengestell kann man bei der Einstiegsversion ohnehin nicht sprechen. Sie verfügt beispielsweise standardmäßig über eine 360-Grad-Kamera, elektrisch verstellbares Gestühl in der ersten Reihe und eine Kunstlederausstattung. Während genau dieses „vegane Leder“ bei einigen anderen chinesischen Fahrzeugen recht billig wirkt, machen die Bezüge im Deepal S05 einen durchaus ordentlichen Eindruck.

Auch an der Verarbeitungsqualität der sonstigen Materialien gibt es so gut wie nichts zu beanstanden. Einzig die Dekor-Elemente in Holz-Optik wirken wie bei so manch anderem Auto aus der Volksrepublik recht günstig. In Sachen Platzangebot befindet sich der S05 auf dem Niveau der Konkurrenz. Auch in der zweiten Reihe gibt es ausreichend Bein- und Kopffreiheit, auch wenn es unter den Elektro-SUV im C-Segment Modelle gibt, die noch großzügiger geschnitten sind.

Die maximale Reichweite fällt eher mittelmäßig aus

Die Changan-Tochter bietet sein Kompakt-SUV auf dem hiesigen Markt in zwei Antriebs-Konfigurationen an, im Unterboden steckt bei der europäischen Version aber immer ein 68,8 kWh großer LFP-Akku mit Batteriezellen von CATL. Standardmäßig verfügt Deepals kompaktes SUV über einen 200 kW und 290 Newtonmeter starken Heckmotor, der die knapp zwei Tonnen schwere Fuhre in 7,5 Sekunden von Null auf Hundert beschleunigt.

Wenn einem das nicht genügt, kann man auch zur Allradversion S05 AWD Max greifen, für die das Unternehmen 44.990 Euro aufruft. Diese 320 kW und 502 Newtonmeter leistende Variante erreicht das allgemein gültige Landstraßentempo zwei Sekunden schneller. Bei 180 km/h läuft der S05 immer in den Begrenzer. Das SUV ist auch für den Hänger-Betrieb geeignet, Changan beziffert die maximale Anhängelast bei beiden Motorisierungen mit 1,6 Tonnen.

Nach der WLTP-Norm soll der S05 mit reinem Heckantrieb eine Reichweite von 485 Kilometern haben, mit Allradantrieb sollen maximal 445 Kilometer drin sein. Der zusätzliche Motor sorgt natürlich für einen gewissen Mehrverbrauch. Laut dem Hersteller liegt dieser im Schnitt bei 17,5 kWh, während es bei der RWD-Version 15,9 kWh sind.

Der S05 lädt mit bis zu 200 kW

Wenn es um die schiere Ladeleistung geht, spielt der Deepal S05 im Konkurrenzumfeld vorne mit. Sie liegt bei allen Ausführungen bei 200 kW, weshalb der Ladezustand des Einheits-Akkus in 15 Minuten von 30 auf 80 Prozent gebracht werden kann.

Das liest sich im ersten Moment beeindruckender als es eigentlich ist – die meisten Autobauer starten die Stoppuhr meist schon an der 10 Prozent-Schwelle, weshalb diese Angabe von Changan wenig aussagekräftig ist. Der Ladehub von 10 auf 80 Prozent soll innerhalb von 23 Minuten möglich sein.

Wie es um die Ladeperformance des SUV wirklich bestellt ist, muss ein ausführlicher Test inklusive Ladekurven-Check zeigen. An AC-Ladesäulen kann der Stromspeicher nur mit 11 kW gefüllt werden. Dafür kann er bei Bedarf auch externe Elektrogeräte mit Saft versorgen. Das Ganze funktioniert mit bis zu 6 kW.

Das Fahrwerk trifft den europäischen Geschmack

Beim Losfahren fällt einem direkt der spacige Fußgänger-Warnton auf. Man kann zwischen drei verschiedenen Sounds wählen, die allesamt betont futuristisch klingen. Bei der Testfahrt durch den Münchner Stadtverkehr wusste auch die Geräuschdämmung zu überzeugen, die Passagiere bekommen vom Getöse der Großstadt recht wenig mit.

Die Abstimmung des Fahrwerks ist den Changan-Ingenieuren, die zu großen Teilen in Großbritannien ansässig sind, durchaus gelungen – selbst mit Kopfsteinpflaster werden die Dämpfer problemlos fertig. Während andere chinesische Autos für den europäischen Geschmack oftmals zu weich gefedert sind und ein schwimmendes Gefühl vermitteln, dürfte das recht straffe Chassis auch bei der hiesigen Kundschaft gut ankommen. Ähnlich sieht es auch bei der leichtgängigen, aber nicht gänzlich gefühllosen Servolenkung aus. Unter dem Strich bietet der S05 einen ordentlichen Komfort, informiert den Fahrer aber auch ausreichend über die Beschaffenheit der Straße.

Dazu passt auch das Temperament des Antriebs. Bei Bedarf sprintet das Familien-SUV durchaus beherzt los und drückt die Passagiere dabei in ihre Sitze. Auf feuchtem Untergrund scharrt der S05 durchaus mal dezent mit den Rädern, was im Rahmen der Testfahrt auf einer Allee auffiel, die noch vom Regen nass war. Wie sich der Newcomer auf der Autobahn und bei höheren Geschwindigkeiten schlägt, konnte ich aufgrund des zu kleinen Zeitfensters leider nicht austesten. Genauso verhält es sich mit dem gemischten Verbrauch. Den Münchner Stadtverkehr hat das Auto zur Rush Hour aber schon mal souverän gemeistert.

Nur eins der vermeintlich der Sicherheit geschuldeten Details hat wirklich genervt – Changan hat sich dazu entschieden, die meisten Einstellungen und Infos auf den mittigen Touchscreen zu legen. Wenn man während der Fahrt aber nur wenige Sekunden seinen Blick von der Straße abwendet und auf den Zentralbildschirm schaut, nörgelt direkt der überambitionierte Aufmerksamkeitswarner rum. Glücklicherweise kann dieser mit nur einem Fingertipp direkt deaktiviert werden.

Fazit

Bei dem Kompakt-SUV stimmen nicht nur die technischen Eckdaten, die Optik und die Qualitätsanmutung, sondern auch das Preis-Leistungs-Verhältnis. Dazu kommt eine serienmäßige Garantie von sieben Jahren oder 160.000 Kilometern und die üppige Serienausstattung. Wenn man diese mit einbezieht, unterbietet das Modell die europäischen Konkurrenten um mehrere tausend Euro.

Mit Fahrzeugen wie dem Deepal S05 dürfte sich Changan auf dem deutschen Markt recht schnell etablieren können – vorausgesetzt der Konzern lernt aus den Fehlern einiger anderer chinesischer Autobauer und investiert hierzulande auch ausreichend in das Marketing, das Vertriebsnetz und den Service.

1 Kommentar

zu „Erste Fahrt im Deepal S05: Dieser Newcomer aus China macht sehr viel richtig“
Markus
21.09.2025 um 10:41
Die Ladeleistung ist für ein 400V System nicht schlecht, aber die Reichweite ist wirklich mau. Der Kia EV3 bietet 115 km mehr Reichweite für 4000€ weniger! Und der EV4 ist immernoch günstiger und bietet ~150 km mehr Reichweite. Auch der Skoda Elroq hat ein deutlich besseres Preis-Leistungverhältnis. Mir persönlich gefällt das Design gar nicht, und das Tacho vor dem Fahrer einfach wegzusparen (wie bei Tesla), ist für mich auch ein No-Go.

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