Stellantis startet Praxistests mit IBIS-Prototypenfahrzeug

Schon seit Jahren forschen Stellantis, die Total-Energies-Tochter Saft und weitere Partner an einer Batterie mit integrierten Wechselrichter- und Ladefunktionen. Dadurch soll eine effizientere, zuverlässigere und kostengünstigere Batterie entstehen. Nun startet erstmals ein Prototypenfahrzeug mit Praxistests.

Bild: Stellantis

Das französische Projekt IBIS wurde vor sechs Jahren ins Leben gerufen und ist eine Initiative, die die akademische Forschung mit der Industrie zusammenbringt. Bereits 2023 stellte das 25-köpfige Team seinen ersten Prototypen einer Batterie mit integrierten Wechselrichter- und Ladefunktionen vor. Der Unterschied zu heute: Damals wurde zunächst nur ein stationäres Demonstrationsmodell vorgestellt mit dem Ziel, es sobald wie möglich auch in ein Auto zu bringen.

Jetzt ist es tatsächlich soweit: Erstmals konnte das neuartige Batteriesystem nun in einen Peugeot E-3008 integriert werden, der bekanntlich auf der Plattform STLA Medium basiert. Der Prototyp ist laut den Projektpartnern das Ergebnis jahrelanger Entwicklungsarbeit, Modellierung und Simulation von Stellantis und Saft mit Unterstützung von E2-CAD, Sherpa Engineering sowie französischen Forschungseinrichtungen wie dem CNRS, der Université Paris-Saclay und dem Institut Lafayette.

Wie erwähnt, ist das Besondere an dem System, dass Wechselrichter- und Ladefunktionen direkt in die Batterie integriert werden. Die Architektur unterstützt sowohl Wechselstrom (AC) als auch Gleichstrom (DC) und liefert elektrische Energie direkt an den Motor oder das Bordnetz, während gleichzeitig das 12-V-Netz und die Nebenaggregate des Fahrzeugs versorgt werden. Stellantis nennt folgende Vorteile des Systems: 

  • Effizienz & Leistung: Bis zu 10% Energieeffizienzverbesserung (WLTC-Zyklus) und 15% Leistungsgewinn (172 kW vs. 150 kW) bei gleicher Batteriegröße. 
  • Gewicht- & Platzersparnis: Reduziert das Fahrzeuggewicht um ~40 kg und gibt bis zu 17 Liter Volumen frei, was eine bessere Aerodynamik und Designflexibilität ermöglicht. 
  • Schnelleres Laden: Frühe Ergebnisse zeigen eine Reduzierung der Ladezeit um 15% (z. B. von 7 auf 6 Stunden bei einem 7-kW-Wechselstromladegerät) sowie eine Energieeinsparung von 10%. 
  • Vereinfachte Wartung: Einfachere Instandhaltung und bessere Voraussetzungen für die Wiederverwendung von Second-Life-Batterien sowohl in Automobil- als auch in stationären Anwendungen. 

Ned Curic, Chief Engineering and Technology Officer bei Stellantis, sagt dazu: „Dieses Projekt spiegelt unsere Überzeugung wider, dass Vereinfachung Innovation ist. Indem wir die Architektur des elektrischen Antriebsstrangs überdenken und vereinfachen, machen wir ihn leichter, effizienter und kostengünstiger. Dies sind die Arten von Innovationen, die uns helfen, unseren Kundinnen und Kunden bessere und erschwinglichere Elektrofahrzeuge zu liefern.“

Hervé Amossé, EVP Energy Storage Systems bei Saft, ergänzt: „Das IBIS-Projekt ist ein starker Beweis für die Innovationsführerschaft von Saft. Durch die Einbettung der IBIS-Technologie in unsere Anwendungen der nächsten Generation eröffnen wir eine neue Ära intelligenter, flexibler und nachhaltiger Energielösungen. Saft ist weiterhin führend in der Spitzenforschung und bietet langfristige, kostengünstige Lösungen, die auf die sich entwickelnden Marktbedürfnisse zugeschnitten sind.“

Der Fokus des IBIS-Projekts liegt nun auf Praxistests unter realistischen Fahrbedingungen, die den Weg für die Integration der IBIS-Technologie in Serienfahrzeuge von Stellantis „bis zum Ende des Jahrzehnts ebnen könnten“, so Stellantis. Damit ist die Formulierung gegenüber der Pressemitteilung von 2023 abgeschwächt. Damals hieß es von Stellantis noch: „Geplant ist, diese Technologie noch in diesem Jahrzehnt in Fahrzeugen der Marken des Stellantis-Konzerns auf den Markt zu bringen.“

Das Projekt IBIS ist übrigens nicht das einzige, das an einer Integration von Wechselrichter und Ladefunktionen in die Batterie arbeitet. So hat beispielsweise Porsche Engineering im März ein Wechselstrom-Batteriesystem vorgestellt, das die normalerweise getrennten Funktionen des Batteriemanagement-Systems, des Pulswechselrichters und des On-Board-Laders in einer einzigen Komponente integriert.

stellantis.com

1 Kommentar

zu „Stellantis startet Praxistests mit IBIS-Prototypenfahrzeug“
Frank W.
22.09.2025 um 11:02
Werden dadurch die Versicherungkosten steigen, weil bei Reparaturen das komplette Batteriesystem ausgebaut und geöffnet werden muss? BMW hat bspw. angekündigt, dass man Fehler des Batteriesystems wenn überhaupt am BMS bzw. der Elektronik sieht und nicht bei Batteriezellen, weshalb das Gen. 6 Batteriesystem direkt integriert wird und nicht mehr ohne weiteres zugänglich ist. Der Wechselrichter hingegen über die Rückbank zugänglich ist. Ich hoffe Stellantis verliert die Kosten nicht aus dem Blick.

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