Abgespecktes Model 3 und Y: Tesla führt neue „Standard“-Modelle ein
Erwartet worden war eine deutlich einfacher ausgestattete Basisversion in erster Linie für das Model Y – die intern unter dem Codenamen E41 entwickelte Variante wurde mehrfach als Prototyp gesichtet, zuletzt auch schon komplett ungetarnt. Tatsächlich vorgestellt hat Tesla aber vereinfachte Versionen des Model Y und auch der Limousine Model 3, also von den beiden Bestsellern des Unternehmens. Beide neuen Varianten werden nicht als eigenständige Modelle verkauft, sondern Tesla bringt den Namenszusatz „Standard“ zurück.
Früher wurden als „Standard Range“ die Basisvarianten mit Heckantrieb und LFP-Batterie bezeichnet, bevor Tesla – ohne technische Änderung – diese Bezeichnung gestrichen hatte und die bisherigen Basisversionen nur als Model 3 oder Model Y mit Hinterradantrieb verkauft wurden. Diese Varianten werden weiterhin angeboten, sie tragen nun zur Unterscheidung den Namenszusatz „Premium“.








Für die neue „Standard“-Version startet der US-Preis beim Model 3 ab 36.990 Dollar – statt der 42.490 Dollar der „Premium“-Variante. Beim Kompakt-SUV Model Y sind es 39.990 Dollar bei der „Standard“- und 44.990 Dollar bei der „Premium-Version“. Das ist zwar spürbar günstiger als bisher, aber immer noch deutlich teurer als das einst von Elon Musk in Aussicht gestellte Einstiegsmodell für 25.000 Dollar. Die Arbeiten an diesem Fahrzeug hat Tesla im vergangenen Jahr jedoch eingestellt, um sich auf einfachere Versionen der bestehenden Modelle zu konzentrieren. Das komplett neue Produktionsverfahren, das bei dem Baby-Tesla angewendet werden sollte, wird nun (vorerst) nur beim Cybercab, dem Robotaxi-Modell ohne Lenkrad und Pedale, zum Einsatz kommen.
Die rund zwölf Prozent Preisersparnis der neuen „Standard“-Modelle zu den bekannten „Premium“-Versionen hat Tesla durch eine Reihe von Einzelmaßnahmen realisiert. Tesla äußert sich nicht im Detail zur Technik, es gibt aber Unterschiede bei den Reichweitenangaben. Beide „Standard“-Modelle sind in den USA mit 321 Meilen (517 Kilometern) angegeben, also etwas weniger als die „Premium“-Versionen mit LFP-Batterie und Hinterradantrieb. Hier gibt Tesla beim Model 3 363 Meilen (584 Kilometer) und beim Model Y 357 Meilen (574 Kilometer) an. Auch die Beschleunigungswerte unterscheiden sich zwischen „Premium“ und „Standard“.







Beide „Standard“-Modelle sind zum Beispiel nur in drei Lackfarben erhältlich (in den USA ist „Stealth Grey“ die kostenfreie Basis-Lackierung, „Pearl White Multi-Coat“ kostet 1.000 Dollar Aufpreis, „Diamond Black“ 1.500 Dollar) statt der sechs Lackierungen der „Premium“-Modelle, zudem gibt es nur einen schwarzen Innenraum mit auch etwas einfacheren Sitzen – die Option für den weißen Innenraum entfällt. Auch die Felgen unterscheiden sich: Das Model 3 Standard steht auf 18 Zoll großen „Prismata“-Felgen statt der „Photon“-Felge des „Premium“-Modells. Beim Model Y gibt es sogar unterschiedliche Größen: Das neue „Standard“-Modell steht auf 18 Zoll großen „Aperture“-Felgen, während das „Premium“-Modell ab Werk mit den 19 Zoll großen „Crossflow“-Felgen ausgeliefert wird. Und der mit den Facelifts eingeführte Bildschirm für die Fahrgäste auf der Rückbank wurde aus Kostengründen gestrichen.
Während das Model 3 Standard von außen quasi nur anhand der Felgen vom „Premium“-Modell unterschieden werden kann und ansonsten gleich aussieht, gibt es beim Model Y größere Unterschiede. Die mit dem „Juniper“-Facelift eingeführte Lichtleiste vorne entfällt, die „Standard“-Variante hat zwei getrennte Einzelscheinwerfer. Und auch die gesamte Stoßstange vorne ist anders gestaltet. Das gilt auch für das Heck: Die indirekte Beleuchtung über die neue Lichtleiste des „Premium“-Modells gibt es beim „Standard“ nicht, auch die Rückleuchten und der untere Bereich der Stoßstange sind leicht anders gestaltet. Und auch das Glasdach wird durch ein günstigeres Dach ersetzt – beim Model 3 bleibt das Glasdach auch in der „Standard“-Version erhalten.
Dazu kommen noch kleinere Änderungen: Die Sitzheizung hinten wurde bei den „Standard“-Versionen gestrichen, das Ambientelicht vereinfacht und auch das normale Radio ist nicht mehr verbaut. Zudem muss das Lenkrad manuell statt elektrisch eingestellt werden. Und auch der Spurhalteassistent fehlt, es gibt ab Werk nur noch den Tempomaten – wer die Lenkfunktion haben will, muss in den USA gleich das volle „FSD“-Paket für 8.000 Dollar kaufen. Auch bei den Stoßdämpfern gibt es Änderungen.
Gesichert ist, dass das Model Y „Standard“ bald auch in der deutschen Tesla-Fabrik in Grünheide gebaut wird: Deutschlandchef André Thierig hat nämlich bestätigt, dass die Serienfertigung und Auslieferung „in wenigen Wochen“ beginnen wird. Preise hat Thierig noch nicht genannt. Fallen die Einsparungen aber ähnlich aus wie in den USA, dürfte der Preis für das günstigste Model Y von derzeit 44.990 Euro wohl auch auf 39.990 Euro sinken – hinzu kommen 980 Euro „Ziel- und Behördengebühr“.
Noch nicht bestätigt ist, ob auch das Model 3 Standard in Europa angeboten wird. Die europäischen Exemplare des Model 3 werden in der Giga Shanghai in China gefertigt und importiert. Wenn das auch beim Model 3 geschieht, könnte der Basispreis von derzeit 39.990 Euro nochmals spürbar sinken.
tesla.com (Model 3), tesla.com (Model Y), handelsblatt.com, insideevs.com (Model 3), insideevs.com (Model Y), handelsblatt.com (Thierig-Aussagen)
1 Kommentar