E-Transporter: General Motors lässt BrightDrop-Marke fallen
Die Produktion von BrightDrop wird laut General Motors auch nicht an einen anderen Standort verlegt. Damit besiegelt der US-Autobauer das Aus für die Marke. Neben der schwachen Nachfrage beklagt GM, dass man mit einem sich wandelnden regulatorischen Umfeld kämpfe und die Abschaffung von Steuergutschriften in den USA das Geschäft noch schwieriger gemacht habe. Die Entscheidung ist laut den Verantwortlichen Teil „umfassenderer Anpassungen“, die das Unternehmen an seinen Kapazitäten für Elektrofahrzeuge in Nordamerika vornimmt.
Was mit der Produktionsstätte namens CAMI in Ingersoll passieren wird, ist noch unklar. Da die Regierungen von Kanada und Ontario aber Fördergelder in das Werk gesteckt haben, ist diese Frage alles andere als trivial. GM gibt an, „in einen konstruktiven Dialog über die Zukunftsmöglichkeiten des Werks“ treten zu wollen. Außerdem versichert der Autobauer, gemäß Tarifvertrag mit der Gewerkschaft Unifor u.a. noch sechs Monatsgehälter an die Beschäftigten auszuzahlen.
„Die Entscheidung, die Produktion des Elektro-Lieferwagens BrightDrop einzustellen, ist auf die Marktnachfrage zurückzuführen und spiegelt in keiner Weise das Engagement und die Fähigkeiten unserer Belegschaft bei CAMI wider“, äußert Kristian Aquilina, Präsident und Geschäftsführer von GM Canada. „Dies ist eine unsichere Zeit für unsere Belegschaft bei CAMI, und wir sind entschlossen, eng mit unseren Mitarbeitern, Unifor und den Regierungen Kanadas und Ontarios zusammenzuarbeiten, während wir die nächsten Schritte für die Zukunft von CAMI evaluieren.“ Generell beruhigt Aquilina: „Unsere kanadischen Betriebe sind nach wie vor ein wichtiger Teil von GM und unseres Nordamerika-Geschäfts“.
Was aus der ebenfalls in Ingersoll angesiedelten Batteriemontage (seit 2023 in Betrieb) wird, erwähnt GM nicht. Dort ruht die Produktion ebenfalls seit dem Frühjahr. Insgesamt sind in beiden Einrichtungen zusammen 1.200 Angestellte seit Ende April bzw. Mai freigestellt. Bei Verkündung der Produktionspause Mitte April hieß es noch, dass bei Wiederanlaufen der Produktion im Oktober 500 Menschen weniger beschäftigt werden sollten, da die Fahrzeuge ab dann nur noch in einer statt wie zuvor in zwei Schichten vom Band laufen sollten. Nun ist klar: Alle Mitarbeiter der Transporter-Produktion sind betroffen.
Schon im Frühjahr lag der Verdacht nahe, dass die Produktionspause mit den Auto-Zöllen von US-Präsident Donald Trump zusammenhängen könnten. General Motors dementiert dies damals aber umgehend: „Diese Anpassung steht in direktem Zusammenhang mit der Reaktion auf die Marktnachfrage und der Neuausrichtung der Lagerbestände“, so das Unternehmen. GM betonte zudem, die Pause solle genutzt werden, „um die Produktionsanlagen für das überarbeitete Modelljahr 2026 vorzubereiten“. Dazu kam es nun nicht mehr. Die kanadische Gewerkschaft Unifor bezeichnete die Entscheidung bereits in einem früheren Statement als „vernichtenden Schlag für Hunderte von Arbeiterfamilien in Ingersoll und der umliegenden Region, die von diesem Werk abhängig sind“.
General Motors hatte BrightDrop 2021 als Marke für Elektrotransporter gegründet. Zunächst war BrightDrop als eigenständige Tochter aktiv, wurde aber 2023 zunächst in das Flottengeschäft des Konzerns eingegliedert und 2024 in die Marke Chevrolet integriert. Angesichts des bommenden Online-Handels und damit verbunden auch in der Last-Mile-Logistik hatte GM große Erwartungen in das Geschäft mit den Elektro-Zustellfahrzeugen.
Doch das Geschäft blieb hinter den Erwartungen zurück. Ob das Umsatzziel von einer Milliarde Dollar im Jahr 2023 erreicht wurde, hat der Konzern nie bestätigt. Allerdings hat GM in 2023 und 2024 nur rund 2.000 BrightDrop-Vans verkauft, womit das Ziel recht wahrscheinlich verfehlt wurde. Im ersten Quartal 2025 waren es 274 Fahrzeuge. Bereits vor im Frühjahr hatte die „Detroit Free Press“ berichtet, dass mehrere Hundert unverkaufte BrightDrop-Vans auf einem Parkplatz in Michigan abgestellt wurden.
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