Cadillac Escalade IQ soll ab 2028 auf Level 3 fahren können

Vergangenes Jahr hatte General Motors seine Robotaxi-Sparte Cruise dicht gemacht, wollte das Know-how daraus aber für Anwendungen in regulären Pkw verwenden. Nun gibt's dazu die erste konkrete Ankündigung: Der Cadillac Escalade IQ soll 2028 als erstes Konzern-Fahrzeug hochautomatisiertes Fahren auf Level 3 bekommen.

Cadillac escalade iq hochautomatisiertes fahren level
So stellt sich GM das Fahren auf Level 3 vor
Rendering: GM

Bisher gibt es in den USA nur ein einziges zugelassenes Advanced Driver Assistance System (ADAS), mit dem sogenannte „eyes-off, hands-off“-Fahrten möglich sein, also Fahrten, bei denen der Autofahrer sowohl die Augen von der Straße lassen kann als auch die Hände vom Steuer. Dieses nennt sich „Drive Pilot“ und stammt von Mercedes-Benz. Nicole Storch ist für electrive bereits in einem entsprechenden Fahrzeug mitgefahren und hat ihre Eindrücke davon hier geschildert.

Nun also will auch General Motors in diesem Bereich mitmischen. Schon jetzt bietet der Konzern unter dem Namen „Super Cruise“ ein Fahrerassistenzsystem an, das bislang aber nur Level 2 beherrscht. Der wichtige Unterschied zwischen Level 2 und Level 3: Bei Level 2 ist zwar grundsätzlich ein „hands-off“ möglich, so dass das Fahrzeug einige Zeit alleine lenkt. Jedoch muss der Fahrer die Straße und das System permanent überwachen, regelmäßig das Lenkrad berühren und notfalls sofort eingreifen können. Unterwegs am Steuer zum Beispiel etwas auf dem Handy lesen oder Videos gucken bleibt damit tabu.

Steuer innerhalb von zehn Sekunden übernehmen

Im Gegensatz dazu ist es bei Level 3 möglich, zusätzlich auch „eyes-off“ zu fahren, somit den Blick von der Straße abzuwenden und eine WhatsApp zu schreiben oder einen Film zu gucken. Allerdings muss der Fahrer nach einer Vorwarnzeit eingreifen können, die beim „Drive Pilot“ von Mercedes zehn Sekunden beträgt. Wenn der Fahrer bis dahin nicht übernimmt, leitet das Fahrzeug einen Not-Stopp ein.

Soviel also zum grundsätzlichen Verständnis – und damit zur Ankündigung von General Motors: Konkret will der Autokonzern ein Fahrerassistenzsystem für „eyes-off“-Fahrten im Jahr 2028 auf den Markt bringen. Als erstes verfügbar sein soll es im Cadillac Escalade IQ, einem riesigen Elektro-SUV mit 5,80 Meter Länge, der aktuell einen E-Antrieb mit zwei Motoren und einer Systemleistung von 559 kW hat. Der Nettoenergiegehalt der Batterie beträgt 205 kW und die Reichweite des Fahrzeugs 460 Meilen (745 Kilometer).

Robotaxi-Fahrdaten dienen Entwicklung des Dienstes

General Motors gibt an, dass es bei der Entwicklung des „eyes-off“-Fahrsystems auf zwei wichtige Ressourcen zurückgreifen kann. Zum einen hat GM für Super Cruise schon 600.000 Meilen an Straßen kartografiert, die bereits für freihändiges Fahren genutzt werden können. Und die Kunden haben auf diesen Straßen schon 700 Millionen Meilen mit Super Cruise zurückgelegt. Und zum anderen kann GM auch auf die Daten von fünf Millionen Meilen an vollständig fahrerlosen Fahrten zurückgreifen, die im Rahmen des eingestellten Robotaxi-Projekts Cruise zurückgelegt worden sind.

General Motors hatte nach milliardenschweren Investitionen Ende 2024 sein Geschäft mit Robotaxis aufgegeben, das in der Sparte Cruise gebündelt war. Cruise konnte sich nie vom Unfall eines seiner autonomen Fahrzeuge mit einer Fußgängerin in San Francisco erholen. Diesen Sommer hieß es dann aber, GM wolle das gewonnene Know-how aus Cruise für die Entwicklung von automatisierten und autonomen Fahrfunktionen für reguläre Autos weiterverwenden – und die nun angekündigte „eyes-off“-Funktion für den Cadillac ist das erste Beispiel dafür.

Neuer Hochgeschwindigkeits-Rechner

Auf seiner Veranstaltung GM Forward in New York hat General Motors darüber hinaus noch andere Innovationen vorgestellt. So soll 2028 auch eine neue zentralisierte Computerplattform vorgestellt werden, die ebenfalls als erstes im Cadillac Escalade IQ implementiert werden soll. Die Plattform soll die Art und Weise, wie Fahrzeuge entwickelt, aktualisiert und im Laufe der Zeit verbessert werden, grundlegend verändern. Das Update wurde für Fahrzeuge mit allen Antriebsarbeiten entwickelt und vereint alle wichtigen Systeme – von Antrieb und Lenkung bis hin zu Infotainment und Sicherheit – auf einem einzigen Hochgeschwindigkeits-Rechenkern. Dadurch soll es künftig zehnmal mehr Over-the-Air-Software-Update-Kapazität geben, 1.000-mal mehr Bandbreite und bis zu 35-mal mehr KI-Leistung für autonomes Fahren und erweiterte Funktionen.

Und auch im bidirektionalen Laden und der Notstromversorgung von Gebäuden über die Akkus von E-Autos tut sich was. Ab 2026 will General Motors sein GM Energy Home System (bidirektionales Laden von Elektrofahrzeugen plus stationäre Heimbatterie) per Leasing verfügbar machen. Die Konditionen werden zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben. Zunächst nur für Besitzer von GM-Elektrofahrzeugen verfügbar, soll es später auch eine Variante für andere Hausbesitzer geben, die an Notstromversorgung und Solarintegration interessiert sind.

Weiterhin sollen GM-Fahrzeuge ab dem kommenden Jahr mit einer Konversations-KI auf Basis von Google Gemini ausgestattet werden. Außerdem will GM perspektivisch auch eine eigene, speziell für Fahrzeuge entwickelte KI einführen, damit Fahrer wie in einem normalen Gespräch mit dem Fahrzeug interagieren können.

gm.com, techcrunch.com

1 Kommentar

zu „Cadillac Escalade IQ soll ab 2028 auf Level 3 fahren können“
ID.alist
23.10.2025 um 13:45
Level-3 heißt situativ beschränktes "Eyes-off", wie wird dieses Level-3 funktionieren, nur auf der Autobahn, nur auf der Autobahn aber ohne Autobahnwechsel, nur in der Stadt???? Übrigens ein Level-2 System mit "Hands-off" ist dauerhaft "Hands-off", so wie bei BMW, oder GM. Alle andere Systeme wo immer wieder getestet wird ob der Fahrer die Hände am Lenkrad haben, sind keine "Hands-Off" Systeme, und trotzdem Level-2.

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