Bremen startet neues Verfahren zum Ladeinfrastruktur-Ausbau
Laut aktuellen Daten der Bundesnetzagentur befanden sich in der Freien Hansestadt Bremen mit Stand zum 1. November insgesamt 1.413 öffentlich zugängliche Ladepunkte, was ein Plus von 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr (1.156) entspricht. Beim Großteil handelt es sich um Normalladepunkte (1.137). Lediglich 276 der 1.413 Ladepunkte sind Schnelllader.
Zwar wächst auch das private, öffentlich zugängliche Ladenetz weiter, etwa auf Parkplätzen von Supermärkten, in Parkhäusern oder bei Wohnungsunternehmen. Die Standorte werden in der Planung auch einbezogen. Doch das reicht der Stadt offenbar nicht. „Viele Menschen in Bremen haben keinen eigenen Stellplatz und damit keine Möglichkeit für eine private Wallbox. Für sie braucht es ein öffentliches Angebot, das nah, einfach und planbar funktioniert – in jedem Stadtteil und unabhängig davon, wie dicht oder unterschiedlich ein Quartier gebaut ist“, so die Stadt Bremen.
Damit die Ladeinfrastruktur also nicht nur dort aufgebaut wird, „wo es sich wirtschaftlich lohnt, sondern dort, wo die Menschen tatsächlich darauf angewiesen sind“, hat die Stadt ein neues Interessenbekundungsverfahren zum Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektroautos gestartet. Die Frist zur Einreichung von Interessensbekundungen endet am 18.02.2026.
Bis dahin können sich interessierte Ladesäulenbetreiber für eines der fünf Bündel (Lose) bewerben. Jedes Bündel besteht aus 14 Suchräumen, jeder Suchraum hingegen beinhaltet eine feste Anzahl an zu errichtenden Ladepunkten. Die genaue Standortwahl innerhalb der Suchräume übernehmen später die Betreiber selbst, heißt es.
Beim Großteil der Suchräume ist der Aufbau von vier Ladepunkten vorgesehen, nur bei einem Bruchteil sind lediglich zwei Ladepunkte geplant. Im Idealfall sollen so insgesamt 262 neue Ladepunkte entstehen. Doch es gibt auch ein großes Aber: An jedem Standort ist die festgelegte Anzahl an Ladepunkten zwar grundsätzlich zu errichten. An Standorten mit vier Ladepunkten besteht jedoch die Möglichkeit, zunächst mit zwei Ladepunkten zu starten und die beiden weiteren Ladepunkte „zu einem selbstgewählten späteren Zeitpunkt auszubauen“.
Die Standorte sind laut den öffentlichen Unterlagen grundsätzlich mit AC-Ladesäulen mit bis zu 22 kW aufzubauen. „Bei Interesse besteht die Möglichkeit, je Suchraumbündel einen Anteil von bis zu zehn Prozent in DC auszubauen. Dafür dürfen ausschließlich kompakte Ladesysteme vom Typ sog. DC-Compact-Charger verwendet werden (bis unter 100 kW/LP). Dies ist bei Einreichung der Anträge prüffähig zu kennzeichnen“, so die Stadt.
Die künftigen Betreiber der neuen Ladepunkte sind für Planung, Genehmigung, Errichtung, Betrieb, Service und Wartung, Backend-Betrieb, die Rechnungsstellung an die Kunden und angebundene Mobility-Service-Provider (MSP) verantwortlich. Ebenso sind sie verantwortlich für die Einhaltung der technischen Vorgaben für LIS im öffentlichen Straßenraum.
Eigenen Angaben zufolge hat die Stadt Bremen auch berücksichtigt, dass neue Ladepunkte nicht direkt neben bestehenden installiert werden. Vorhandene Standorte haben demnach einen Schutzradius erhalten. So soll die Ladeinfrastruktur letztlich auch in die Breite weiterentwickelt und Quartiere gestärkt werden, die bislang wenig Angebot haben.
Mit der neuen Sondernutzungskostenordnung schaffe Bremen laut eigener Aussage zudem „klare und faire Regeln für die Nutzung des öffentlichen Raums und einen weiteren Baustein einer verlässlichen, sozial gerechten und zukunftsfähigen Mobilität für Bremen“.
Grundsätzlich sind die Ambitionen der Stadt zu begrüßen. Doch letztlich spielt für privatwirtschaftliche Ladesäulenbetreiber die Wirtschaftlichkeit eine wichtige Rolle. So auch für das Bremer Unternehmen Eulektro, dass in der Freien Hansestadt bereits rund 50 eigene Standorte betreibt. „Wir haben die Vergabeunterlagen gesichtet und müssen nun jedoch prüfen, ob der Wunsch der Flächendeckung in Kombination mit den Losen überhaupt wirtschaftlich abbildbar ist. Nach erster Einschätzung sieht das eher weniger danach aus. Eine detaillierte Standortanalyse steht jedoch noch aus“, so Jan Kahrs, Geschäftsführer von Eulektro, gegenüber electrive.





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